Eine unheimliche Serie: Der FC Bayern Basketball dominiert Europa
Istanbul - Allmählich wird es unheimlich. Sieben Siege nach neun Spielen haben die Basketballer des FC Bayern bislang schon eingefahren - und das nicht auf nationaler Ebene, sondern in der Euroleague, der Königsklasse der Korbwerfer.
Erster Erfolg überhaupt gegen Titelkandidaten aus der Türkei
Ganz frisch im Trophäenschrank: ein 74:71-Auswärtssieg bei Anadolu Efes Istanbul, für den FC Bayern der erste Erfolg überhaupt gegen den türkischen Titelkandidaten. Und das ist ja nicht irgendein Klub, sondern der erfolgreichste der Türkei: 13 Mal Meister, neun Mal Pokalsieger, Euroleague-Finalist 2019, eine Halle für 16.500 Zuschauer, ein Etat und ein Kader zum Zunge schnalzen.
FC Bayern spielt sich von Sieg zu Sieg
Als im März die Euroleague coronabedingt unter- und im Mai dann abgebrochen werden musste, führte Anadolu mit 24 Siegen aus 28 Spielen die Tabelle souverän an. Am südlichen Ende des Klassements rangierte damals ein gewisser FC Bayern, mit gerade mal acht Siegen und 20 zum Teil krachenden Niederlagen. Die seit Jahren angestrebte Qualifikation für die Playoffs? Noch nicht mal am Horizont erkennbar. Und jetzt, gerade mal ein halbes Jahr später, eilt fast derselbe FC Bayern von Sieg zu Sieg.
Erklärungen für diese sagenhafte Serie? Dem gewöhnlich sehr blumig formulierenden FCB-Trainer Andrea Trinchieri fällt dazu erstaunlicherweise nur ein einziger Satz ein: "Wir haben dieses Spiel nur gewonnen, weil wir daran geglaubt haben - weil wir daran geglaubt haben - weil wir daran geglaubt haben!"
Trainer Trinchieri glaubt fest an sein Team
Will sagen: Weil er seinen Spielern diesen Glauben an sich selbst schon nach wenigen Monaten offenbar aufs Trefflichste eingebimst hat. Denn wer nicht an sich glaubt, holt bei einem europäischen Top-Team wie Anadolu in dessen Halle sicher keinen Zehn-Punkte-Rückstand im letzten Viertel auf. 22:23, 20:14, 8:20, 24:14 lautete der recht spektakuläre Spielverlauf aus Bayern-Sicht, den Trinchieri beinahe lapidar so zusammenfasste: "Die Hälfte des letzten Viertels haben wir uns bemüht, und als Efes in seiner Performance ein bisschen nachließ, waren wir da und haben uns die Möglichkeit erhalten, noch ein großes Spiel zu machen. Das war ein großer Sieg. Wir haben in den letzten sechs Minuten das Spiel gewonnen."
Bayerns Basketballer auf zweitem Tabellenplatz
In der sogenannten crunch time, wie das große Teams nun mal so machen. Center Jalen Reynolds, der die letzten sieben Zähler holte, meinte: "Wir sind wieder als Team zusammengeblieben und haben am Ende die richtigen Dinge gemacht. Es ging nur darum, immer dran zu bleiben, dann kannst du so was schaffen." Der Lohn: Tabellenplatz zwei, punktgleich mit Spitzenreiter Barcelona.
Spiel-Leader in Istanbul: Wade Baldwin
Bayerns Leader war diesmal nicht Vladímir Lucic, sondern Guard Wade Baldwin, der 15 Punkte erzielte und mit elf Assists ein seltenes Double-Double schaffte. Doch neben Baldwin und Reynolds (14 Punkte) punkteten auch Paul Zipser (12) und Nihad Djedovic (10) zweistellig. Nochmal gehört das Wort Trinchieri: "Wir haben viele kleine Dinge gut gemacht, deshalb waren wir besser." Zeit zum Genießen des Triumphes bleibt in diesen so speziellen Zeiten natürlich überhaupt nicht.
Nächste Herausforderung des FCBB: ZSKA Moskau
Schon am Donnerstag steht für Bayerns Basketballer das Gastspiel des nächsten Titelkandidaten im Audi Dome an: Zu Gast ist ZSKA Moskau, der noch amtierende Titelverteidiger der Euroleague, der international zuletzt vier Mal in Serie gewonnen hat.
Und am Sonntag schließt die BBL-Partie gegen den Tabellennachbarn aus Ludwigsburg diese äußerst anspruchsvolle Woche der Bayern-Basketballer mit vier Begegnungen in sieben Tagen ab. Wie gesagt: alles ein bisschen unheimlich.