Xabi Alonso und Ranato Sanches: Der Schüler und sein Lehrer
Müller - Thomas Müller hat seinem Mannschaftskollegen Xabi Alonso nicht umsonst den Spitznamen „Veterano“ verpasst. Der 34 Jahre alte Spanier in Diensten des FC Bayern hat schon so einige große Fußball-Schlachten erlebt. Und dabei in 17 Profijahren und 650 Pflichtspielen unter anderem zwei Europameister-, einen Weltmeistertitel, sowie mit dem FC Liverpool und Real Madrid jeweils einmal die Sieger-Trophäe der Champions League eingesammelt.
"Ein alter Mann, im Körper eines jungen Kerls“
Pep Guardiola gab dem Mittelfeld-Maestro bisweilen seine Pausen, vertraute Alonso aber dennoch als Taktgeber seines Teams. „Er ist ein alter Mann, im Körper eines jungen Kerls“, sagt Teamkollege Thiago, 25, über seinen Landsmann, an dessen Seite er beim Test in Chicago gegen Milan über 60 Minuten spielte: „Er gibt uns diese Ruhe und hat einen unglaublichen rechten Fuß, mit dem er den Ball einfach überall hinbekommt, wo er das möchte.“
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Der Respekt vor Alonso ist groß. „Er zeigt uns, wie man Fußball spielt“, sagt Thiago. Alonso kann seinen jüngeren Mittelfeldkollegen viel aus seinem fußballerischen Erfahrungsschatz weitergeben. Auch deshalb wollte Bayerns neuer Trainer Carlo Ancelotti, der 2014 mit Alonso und Real in der Königsklasse triumphierte, ihn in seinem Kader behalten und stimmte einer Vertragsverlängerung bis 2017 zu. Vor dessen Blitz-Umschulung zum Not-Innenverteidiger war Alonso unter Guardiola vor allem für Joshua Kimmich, 21, ein Lehrmeister. Eine ähnliche Rollenverteilung hatte wohl auch Ancelotti bei der Verpflichtung des Portugiesen Renato Sanches im Sinn. Der 35-Millionen-Neuzugang kommt (am 6. August) mit großen Erwartungen im Gepäck zum FC Bayern.
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„Er ist erst 18, hat aber so viel Power, so viel Energie. Und er ist schon Europameister. Du siehst in ihm den Hunger, lernen und erfolgreich sein zu wollen“, sagte Alonso, ganz der Lehrmeister, kürzlich bei „ESPN“: „Ich freue mich darauf, mit ihm im Mittelfeld zusammenzuspielen.“ Es folgte ein bemerkenswerter Nachsatz. Alonso sagte, dass er „vielleicht noch etwas von ihm lernen“ könne. Und zwar er, der Altmeister, der im Fußball alles erlebt und gewonnen hat, was es zu erleben und zu gewinnen gibt, von Sanches, dem Jungstar, der vor nicht mal einem Jahr erst zum Profi bei Benfica Lissabon geworden war, aber auch in den Viertelfinalduellen der Champions League gegen den FC Bayern Eindruck hinterlassen hatte.
Sanches will noch besser werden
Schüler? Lehrer? Verkehrte Welt? Umso mehr offenbarte Sanches sein Können bei der EM in Frankreich, wo er für sein Team im Viertelfinale gegen Polen zum 1:1 sowie im Elferschießen traf und bis ins Finale mit seiner Dynamik überzeugte. „Ich habe es genossen, ihm bei der EM zuzusehen“, sagte Ancelotti dem „Telegraph“: „Er ist so schnell, mit seinen Füßen und in seinem Kopf. Der Junge ist auf dem Feld eine große Persönlichkeit, das sieht man sofort. Du brauchst das, wenn du bei einem Klub wie Bayern spielen willst.“ Auch Sanches freut sich auf seinen neuen Trainer. „Unter ihm werde ich hoffentlich noch besser“, sagt er und klingt dann doch eher wie der Schüler und nicht der Lehrer.