Wer wird der neue Musiala? Der FC-Bayern-Campus liefert Talente wie nie zuvor
München - Zu seinem ersten Profieinsatz im Team des FC Bayern hat es bislang noch nicht gereicht, doch bei Lennart Karl, da sind sich alle sicher, wird es nicht mehr lange dauern. Der 17-Jährige, der für die U17 und U19 der Münchner in dieser Saison 32 Tore in 27 Partien erzielt hat (plus zehn Vorlagen), hinterlässt im Training bei Vincent Kompany einen derart starken Eindruck, dass die Verantwortlichen schon jetzt ins Schwärmen geraten.
"Lennart ist für mich ein sehr, sehr großes Talent, ein unglaublich spannender Spieler, der wirklich großes Potenzial hat", sagt Sportvorstand Max Eberl über den offensiven Mittelfeldakteur. Und einer, der im Sommer wohl bei der Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli) zum Kader gehören wird. "Lennart ist einer der Spieler", bestätigt Eberl. Aber nicht der einzige aus dem Nachwuchs.
Beim FC Bayern stehen die Top-Talente Schlange
Stürmer Jonah Kusi-Asare etwa feierte am vergangenen Bundesliga-Spieltag gegen Mainz sein Debüt, und es gibt weitere vielversprechende Talente, die nach oben drängen. Am Campus, so sagt man sich, habe es nie zuvor eine höhere individuelle Qualität in den Teams gegeben. Unter anderem zählen auch Wisdom Mike (16), Javier Fernández (18), Felipe Chávez (18), Guido Della Rovere (17), Jonathan Asp Jensen (19) oder Yll Gashi (17) zu den Diamanten neben Karl. Verliehen sind zudem Adam Aznou (18/Real Valladolid) und Arijon Ibrahimovic (19/Lazio Rom).

Ob es einer oder mehrere von ihnen in der Saison 2025/26 fest in die Mannschaft von Vincent Kompany schaffen?
Der Coach selbst ist angetan von dem, was sich am Campus tut. "Wir haben einige gute junge Spieler jetzt dabei im Training, es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten und die Entwicklung zu sehen", sagt Kompany. "Ich glaube, sie machen alle gute Schritte. Dass sie jetzt auch manchmal im Kader dabei sind, ist kein Geschenk, sondern, weil sie das verdient haben. Ich hoffe, dass Lennart (Karl) und die anderen Jungs Karriere machen." Doch dafür ist neben Glück auch der richtige Fokus entscheidend. Bei jungen Spielern müsse man "immer Geduld haben", sagt Kompany. "Du weißt: Es kommt erstmals großes Geld rein, dann kommt die Freundin, dann ziehen sie aus - es kann noch sehr viel passieren. Und unser Job ist es, eine Umgebung zu schaffen für diese Jungs, damit sie eine gerade Linie laufen können."
Eberl: "Wollen einen Schwerpunkt auf den Campus legen"
Beim FC Bayern hoffen die Verantwortlichen, dass es nach Jamal Musiala, Josip Stanisic und Aleksandar Pavlovic bald wieder Nachwuchsspieler in die Profi-Startelf schaffen. Dafür müssen freilich auch gewisse Voraussetzungen gegeben sein. "Wir wollen im Kader die Möglichkeit schaffen, dass diese Jungs Einsätze bekommen können - wenn sie es sich verdienen", sagt Eberl. Heißt: Gewisse Freiräume im Aufgebot lassen für den Nachwuchs. "Jochen Sauer (Campus-Chef, d.Red.) und sein Team haben super-spannende Spieler", sagt Eberl. "Wir wollen einen Schwerpunkt auf diesen Campus legen und wieder Spieler nach oben bringen. Das Umfeld müssen wir geben."
Insgesamt ist die Entwicklung im Bayern-Nachwuchs sehr erfreulich. Etwa 40 Prozent der Campus-Absolventen schaffen es in den Profifußball. Eine Bilanz, auf die man bei Bayern zu Recht stolz ist. Und die Geld bringt durch Ablösesummen. Malik Tillman (22) zum Beispiel wurde im Sommer 2024 für zwölf Millionen Euro an PSV Eindhoven verkauft. Das große Ziel aber bleibt, die eigenen Junioren zu Bayern-Profis zu entwickeln.
Ex-Bayern-Kapitän Ballack ist der Berater von Karl
Wie Karl, der übrigens von Michael Ballack beraten wird. Verglichen wird der 1,70 Meter kleine Dribbler schon mit Arjen Robben. "Ich nehme das wahr, klar, aber ich lasse mich davon nicht beeinflussen", sagt Karl, der Arsenal-Star Martin Ödegaard als Vorbild bezeichnet. Aber klar: Auch von Ballack nimmt er viel mit. "Michael war ein Weltklassespieler und absoluter Vollprofi, von dem ich viel lernen kann", sagt Karl. "Er gibt mir wertvolle Tipps, sagt mir zum Beispiel, dass ich meiner Spielweise treu bleiben und authentisch sein soll. Aber er spricht auch offen an, wo ich mich verbessern muss - zum Beispiel im Defensivverhalten."
Diese Einstellung gefällt Kompany. Daher wird es bald klappen mit Karls Profidebüt - womöglich noch in dieser Saison.