Wegen Audi: Droht Bayern der Rauswurf aus der Champions League?
MÜNCHEN - Der geplante Anteilsverkauf an Audi könnte den FC Bayern München womöglich vor Schwierigkeiten stellen: Audi-Eigner VW besitzt schon den VfL Wolfsburg – und solche Verquickungen missfallen der Uefa.
Die Idee klang plausibel, der Deal verlockend. Vor etwas mehr als drei Wochen kündigte Bayern-Manager Uli Hoeneß kaum verklausuliert an, dass ein Unternehmen in den nächsten Wochen Anteile an der FC Bayern AG übernehmen könnte. Schnell kam heraus, dass es sich beim potentiellen neuen Bayern-Mitbesitzer um Audi, derzeit schon Autosponsor, handeln würde.
Rund 100 Millionen Euro könnte Bayern dem Vernehmen nach einnehmen – und das für weniger als zehn Prozent der Anteile. „Wir machen uns Gedanken, wie wir den FC Bayern wirtschaftlich noch mehr in die Champions League bringen können“, merkte Hoeneß nicht ohne Stolz an.
Die DFL hat den Deal bereits abgesegnet; doch ausgerechnet für die Champions League, die echte, könnte sich der Deal als Bumerang erweisen.
Diese Frage wirft zumindest „Sport Bild“ in ihrer aktuellen Ausgabe auf. Im schlimmsten Falle, argumentiert das Blatt, könnten die Bayern von der Uefa sofort aus der Champions League rausgeworfen werden, sollten sie den Deal mit Audi abschließen.
Und das kommt so: Die Uefa verbietet in Artikel 3 seines Regelwerks nämlich, dass Personen oder Unternehmen auf mehr als einem Fußballklub Einfluss nehmen dürfen. Wenn dies doch der Fall sein sollte, könnte nur einer dieser Vereine an einem Uefa-Klubwettbewerb teilnehmen.
VW besitzt den VfL
Was das jetzt mit dem FC Bayern und Audi zu tun haben könnte, ist etwas komplex. Fakt ist, dass Audi ein Tochterunternehmen von VW ist. Fakt ist auch, dass VW den VfL Wolfsburg besitzt. Die Frage wäre nun, ob VW – oder der VfL Wolfsburg – so Einfluss nehmen könnten auf die Geschicke des FC Bayern.
Marcel Benz, der Leiter der Uefa-Rechtsabteilung, äußerte sich im Blatt zurückhaltend. Einen Ausschluss des FC Bayern oder des Deutschen Meisters Wolfsburg hält er „für unwahrscheinlich, aber für möglich“.
Der FC Bayern wollte sich zu der Angelegenheit auf AZ–Nachfrage nicht weiter äußern und verwies auf die Aussagen des Klub-Anwalts Michael Gerlinger in „Sport Bild“. Der betont, dass die „Integrität des Wettbewerbs durch einen Einstieg der Audi AG beim FC Bayern nicht gefährdet“ wäre: „Die VfL Wolfsburg GmbH hat über die VW AG oder die Audi AG keinen mittelbaren oder unmittelbaren Einfluss auf die Bayern München AG.“
Ein Fall für die Juristen
Klingt nachvollziehbar. Dennoch werden sich nun weitere Juristen mit dem Fall befassen. Es ist übrigens nicht der erste dieser Art. Als Roman Abramowitsch 2004 den FC Chelsea übernahm, musste er sich erst von seinen Anteilen an ZSKA Moskau trennen. Doch der reiche Russe fand eine Lösung: ZSKA unterschrieb einen Sponsorenvertrag mit einer seiner Firmen.