Warum der FC Bayern einst für ein Europapokal-Auswärtsspiel gegen Zyprer nach Augsburg musste

Vor dem Duell gegen den FC Paphos aus Zypern ist die Bilanz des FC Bayern gegen Teams von der Insel im östlichen Mittelmeer makellos. Die Historie hält aber einige Kuriositäten parat, unter anderem ein nach Augsburg verlegtes Auswärtsspiel.
von  Patrick Strasser
26. Okotber 1972: Der FC Bayern gastiert in Augbsurg für sein Auswärtsspiel gegen Omonia Nikosia und siegt. Bei diesem Treffer blickt Uli Hoeneß (Mitte) freudig dem Ball hinterher.
26. Okotber 1972: Der FC Bayern gastiert in Augbsurg für sein Auswärtsspiel gegen Omonia Nikosia und siegt. Bei diesem Treffer blickt Uli Hoeneß (Mitte) freudig dem Ball hinterher. © imago sportfotodienst

Achtung, Trainer: Fachfrage. Vor dem ersten Champions-League-Auswärtsspiel des FC Bayern während der Ligaphase beim FC Paphos auf Zypern wurde Vincent Kompany am Vorabend der Partie nach dem Konterfei des Mannes auf dem Logo der Gastgeber befragt. "Ein zyprischer Volksheld", antwortete der Belgier. Das Auditorium der Pressekonferenz, vor allem die einheimischen Journalisten, waren beeindruckt. Kompany scherzte: "Ich habe meinen Test bestanden, oder? Bekomme ich jetzt mein Visum?" Großes Gelächter.

Der Mann auf dem Wappen des FC Paphos ist Evagoras Pallikarides, ein Dichter und Widerstandskämpfer gegen die britischen Kolonialherren, der 1957 mit 19 Jahren exekutiert wurde. Am 16. August 1960 wurde Zypern unabhängig. Seit dem 1. Mai 2004 ist die Republik Zypern, geteilt in einen griechischen und türkischen Teil, ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union.

Zwischen 1960 und 2004 wurden den Bayern drei Mal ein zyprischer Gegner im Europacup zugelost. Doch nur zwei Mal reisten die Münchner auf die Insel im östlichen Mittelmeer. In den bisherigen drei Duellen mit Hin- und Rückspiel gab es sechs Siege, die Tordifferenz beträgt 31:2. Darunter die beiden höchsten, jemals errungenen Erfolge im Europapokal. Im Einzelnen:

1972: Schützenfest im neuen Olympiastadion – zwei Tage später Rückspiel in Augsburg

1972/73 gegen Omonia Nikosia: Beim ersten Duell mit einem zyprischen Verein gewannen die Bayern in der zweiten Runde (Achtelfinale) des Landesmeistercups das Hinspiel gegen Omonia Nikosia im Olympiastadion vor 11.931 Fans mit 9:0 – fünf Tore erzielte Gerd Müller, zusätzlich trafen Edgar Schneider (2), Uli Hoeneß und Bulle Roth. Es war Bayerns erste komplette Saison im für die Olympischen Spiele 1972 gebauten Olympiastadion und erst der zweite Auftritt überhaupt im Landesmeistercup (nach 1969/70, Erstrunden-Aus).

Franz Beckenbauer (FC Bayern München) nach dem Spiel gegen Omonia Nikosia im Gespräch mit einem Gegenspieler.
Franz Beckenbauer (FC Bayern München) nach dem Spiel gegen Omonia Nikosia im Gespräch mit einem Gegenspieler. © imago sportfotodienst

Das Rückspiel fand nach einem Deal zwischen den Vereinen zwei (!) Tage später im Augsburger Rosenaustadion statt und endete 4:0 (Tore: Zwei Mal Müller, Roth und Willi Hoffmann). Der Grund für die Verlegung: Im türkischen, damals hermetisch abgeriegelten Nordteil der Insel, war es zu der Zeit politisch schwierig, ein Spiel auszurichten. Außerdem erwartete das sportlich chancenlose Omonia in Augsburg höhere Zuschauereinnahmen – so kam es auch dank der 14.199 Zuschauer.

1983: Rekordsieg vor Geisterkulisse nach knappem Auswärtserfolg

1983/84 gegen Anorthosis Famagusta: In der ersten Runde des Uefa-Cups geschah ebenfalls Historisches. Nach einem knappen 1:0-Auswärtserfolg im Hinspiel (im Tsirio-Stadium in Limassol) zerlegten die Münchner im Rückspiel Famagusta aus dem türkischen, nordöstlichen Teil Zyperns mit 10:0 - bis heutige der einzige zweistellige und damit höchste FCB-Sieg im Europapokal.

Michael Rummenigge (2.v.li.) erzielt gegen Anorthosis Famagusta das Tor zum 3:0, li. Karl Heinz Rummenigge.
Michael Rummenigge (2.v.li.) erzielt gegen Anorthosis Famagusta das Tor zum 3:0, li. Karl Heinz Rummenigge. © imago sportfotodienst

Am 28. September 1983 trafen vor lediglich 8000 Zuschauern im Olympiastadion – damals bei solchen Duellen eher die Regel als die Ausnahme – Abwehrchef Klaus Augenthaler (3), Kalle Rummenigge (2), Michael Rummenigge, Wolfgang Dremmler, Wolfgang Kraus, Sören Lerby und Kalle Del’Haye. Zur Halbzeit stand's bereits 7:0. Nie zuvor und danach sollte Libero "Auge" in einem Pflichtspiel drei Tore für seine Bayern erzielen.

1990: Blamage auswärts abgewendet, dann später klarer Erfolg

1990/91 gegen APOEL Nikosia: Gegen den Hauptstadtklub wurde es für die Bayern unter Trainer Jupp Heynckes trotz all der frisch gebackenen Weltmeister im Herbst 1990 nicht so deutlich. In der ersten Runde des Landesmeisterbewerbs trat man vor 11.000 Zuschauern im Makario-Stadium in Nikosia an. Nach 0:1- und 1:2- Rückstand (im Tor der Bayern Sven Scheuer) drehten Stefan Reuter (71.), der eingewechselte Alan McInally mit Rechtsschuss nach Hackenvorlage von Brian Laudrup (87.) und Thomas Strunz (89.) nach Freistoß-Chip von Klaus Augenthaler kurz vor knapp noch das Spiel – 3:2, sehr schmeichelhaft, Blamage abgewendet.

APOEL-Kapitän Pantzaras (Nikosia, li.) und Klaus Augenthaler (Bayern, re.) bei der Begrüßung, dahinter das Schiedsrichtergespann.
APOEL-Kapitän Pantzaras (Nikosia, li.) und Klaus Augenthaler (Bayern, re.) bei der Begrüßung, dahinter das Schiedsrichtergespann. © Werek/Imago

Im Rückspiel vor nur 8000 Fans im Olympiastadion traf erst Kapitän Augenthaler nach enttäuschender erster Halbzeit (0:0) per abgefälschtem Weitschuss zur Führung, dann erzielte der jugoslawische Neuzugang Radmilo Mihajlovic einen lupenreinen Hattrick (64./89./90.) zum 4:0-Endstand.

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