Vor Villarreal: Abhaken, lernen, feiern

Die größte Gefahr, die von Villarreal ausgeht, ist, dass der FC Bayern sie unterschätzt. Hier erklärt Heynckes die Lehren aus Dortmund – und warum Robben wieder spielt.
von  Patrick Strasser

MÜNCHEN - Gerne hätte Bayern-Trainer Jupp Heynckes mal wieder sein lückenloses Spanisch angewendet – si, claro. Doch auf der internationalen Pressekonferenz vor der Partie am Dienstag (20.45 Uhr, Sky live) gegen den FC Villarreal war kein einziger spanischer Journalisten zugegen.

Man scheint sich rein gar nichts mehr auszurechnen rundum die bisher punktlosen Gelbhemden, die mit neun Gegentoren die schwächste Abwehr der Champions League und nach vier Pleiten nur noch theoretische Chancen auf Rang drei haben. Kein Wunder, die einzigen Stars fehlen am Dienstag in der Allianz Arena. Giuseppe Rossi wegen eines Kreuzbandrisses im rechten Knie, der Brasilianer Nilmar wegen einer Knie-Operation, damit also der komplette Angriff. Auswärts gewinnen sie eh nichts – in neun Auswärtsspielen dieser Saison glückte kein Sieg.

Alles spricht für Bayern. Ein Aufbaugegner sagt man in solchen Fällen. Oder auch: ein dankbarer Kontrahent, der zum rechten Zeitpunkt kommt. Einer, der auch noch in die Opferrolle schlüpft, weil er die Wut der Bayern nach dem 0:1 gegen Titelkonkurrent Dortmund abbekommt.

Genau das ist das Problem. Denn mit der scheinbar lockeren Partie gegen Villarreal müssen die Bayern einen Trend stoppen, den die Mannschaft seit dem Schlüsselbeinbruch ihres Mittelfeldchefs Bastian Schweinsteiger vor drei Wochen beim 3:2 gegen Neapel mit sich rumschleppt.

Ein Beinahe-Punktverlust beim Letzten Augsburg (2:1), nun das bittere 0:1 gegen Dortmund. Als habe die Bayern ein Virus befallen, der sich nicht so leicht aus den Knochen schütteln lässt. Was Heynckes natürlich ganz anders sieht.

„Ich denke, dass wir das Spiel gegen Dortmund gut verdaut haben”, sagte der Coach am Montag, „nun wollen wir es vergessen machen. Es ist gut, dass wir am Dienstag gleich schon wieder spielen. Bisher hat unsere Mannschaft immer sehr positiv reagiert auf Niederlagen oder schlechtere Halbzeiten. Die Spieler werden das wegstecken, abhaken, daraus lernen.” Werden sie? Darauf kommt es an. Villarreal ist ein Reifetest, ein Trendspiel für die nächsten Wochen. „Dortmund war ein komisches Spiel für uns”, meinte Franck Ribéry, „wir müssen jetzt gewinnen, wollen auf Gruppenplatz 1 am Ende der Vorrunde. Und wir brauchen das Vertrauen für die nächsten Spiele.”

Für Arjen Robben wird die Partie ein echter Härtetest. Nach dem überraschenden Comeback vom Samstag über 70 Minuten wird er wieder von Beginn an spielen. „Ich hoffe, dass er sich steigert”, sagte Heynckes, „am Sonntag signalisierte er mir, dass er keine Beschwerden habe. Vielleicht fühlt er sich nun physisch sicherer. Es ist wichtig, dass er ins Spiel geht, ohne an seine Verletzung zu denken.” Das Heynckes-Rezept für Robbens Leistungsgenesung: Spielen, spielen, spielen. Nebenwirkungen wie am Samstag - die Linkslastigkeit des Spiels - sind einkalkuliert. „So will ich ihn an seine Topleistung wieder heranführen.”

Nicht nur Robben, die gesamte Mannschaft soll gegen Villarreal zeigen, wie sie nun wirklich ohne Schweinsteiger zurecht kommt. Van Buyten ersetzt den gesperrten Badstuber in der Innenverteidigung, Tymoshchuk und Kroos bilden die Mittelfeld-Zentrale. Ein Punkt reicht zum Weiterkommen, das Ziel ist jedoch Platz eins – wegen des Heimrechts im Achtelfinalrückspiel. Den Druck machen sie sich selbst. Präsident Uli Hoeneß: „Wir müssen gewinnen, dann ist das erste Ziel erreicht.” 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.