„Vor der Stallarbeit drücke ich mich“
MÜNCHEN - AZ: Herr Müller, Sie haben mit Ihrer Frau Lisa am Freitagabend die Munich Indoors besucht. Sind Sie wirklich freiwillig mitgekommen?
THOMAS MÜLLER: Auf jeden Fall! Ich habe in den vergangenen drei Jahren Spaß daran gefunden, beim Reitsport zuzuschauen. Jeden Tag in der Früh im Stall zu stehen, das wäre mir wohl zu viel. Aber wenn schon mal so eine Veranstaltung in München stattfindet, dann gehe ich da gerne hin.
Frau Müller, Sie haben festgestellt, dass Thomas Talent als Reiter hat. Wie haben Sie das bemerkt?
LISA MÜLLER: Einmal war er so mutig und hat sich auf ein Pferd gesetzt. Und normalerweise ist es sehr schwer, für das Lebewesen unter sich ein Gefühl zu kriegen. Aber das macht er wirklich sehr gut.
THOMAS MÜLLER: Aber das ist mittlerweile schon drei Jahre her. Nachdem meine Karriere beim FC Bayern dann steil nach oben gegangen ist, habe ich es nicht mehr versucht. Es wäre zu gefährlich.
Also ist auch kein heimlicher Ausritt drin?
THOMAS MÜLLER: Nein. Wenn was passiert und ich mich verletze, schneide ich mir ja nur ins eigene Fleisch.
Frau Müller, wieviel Zeit verbringen Sie mit Ihren Pferden?
LISA MÜLLER: Ich habe sechs Pferde, die alle jeden Tag geritten werden müssen. Eins übernimmt jeweils mein Trainer, aber ich bin von morgens bis zum frühen Nachmittag damit beschäftigt.
Das mögliche Spielerfrauen-Problem der Unterbeschäftigung gibt es also nicht.
THOMAS MÜLLER: Nein, sie hat schon einen sehr straffen Zeitplan. Der ist mir manchmal sogar zu straff. Wenn ich in der Früh ausschlafen will aber sie raus muss, weil die Pferde gemacht werden müssen.
LISA MÜLLER: Aber auch wenn Thomas nicht da ist, habe ich so immer etwas zu tun.
Helfen Sie bei der Arbeit im Stall mit?
THOMAS MÜLLER: Ich bemühe mich, dass ich nicht ganz blöd rumstehe und nur zuschaue.
LISA MÜLLER: Er bringt mir manchmal den Sattel oder Trensen.
THOMAS MÜLLER: Ich mag es, den Pferden zuzuschauen, wenn sie sich bewegen. Aber ich versuche manchmal, mich vor der Stallarbeit zu drücken. Das Hufauskratzen habe ich mittlerweile schon eingestellt.
Welches ist Ihr bestes Pferd im Stall?
LISA MÜLLER: Er heißt Don Laurus, ein Zehnjähriger. Er hat schon das ganze Dressur-Programm drauf.
Und wer ist Ihr Liebling?
LISA MÜLLER: Lou, mein achtjähriges Springpferd. Ich habe ihn, seit er ein Fohlen ist, das verbindet einfach.
Haben Sie Wunderhengst Totilas gesehen, als er im Sommer in München aufgetreten ist?
THOMAS MÜLLER: Ich habe ihn beim Chio in Aachen gesehen.
LISA MÜLLER: Ich war in München dabei. Einfach Weltklasse. Es gab wohl noch nie ein Pferd, das sich so bewegt hat. Das kann sogar ein Laie nachvollziehen. Toll!
Sie reiten sowohl Dressur als auch Springen. Was gefällt Ihnen besser?
LISA MÜLLER: Beides hat seinen Charme. Bei der Dressur tanzt man mit dem Pferd und muss harmonieren, beim Springen mag ich den Adrenalinkick – die weiten und hohen Sprünge.
Herr Müller, wie oft begleiten Sie Ihre Frau auf Turniere?
THOMAS MÜLLER: Das ist meistens nicht ganz so praktisch, weil die eben auch am Wochenende sind, aber im Sommer war ich doch bei einigen dabei. Manchmal hat es aber nur für die Prüfung gereicht, dann musste ich schon wieder weiter.
Was fasziniert Sie am meisten am Pferd?
THOMAS MÜLLER: Dass so viel Kraft und Power dahintersteckt und die Tiere gleichzeitig so zutraulich sein können.
Haben Sie schon genug Sachverstand, um die Leistungen Ihrer Frau auf dem Pferd beurteilen zu können?
THOMAS MÜLLER: Ja, doch. Ich habe mit Büchern angefangen, dann habe ich mich neben den Trainer gestellt und viel nachgefragt. Ich will schon wissen, wie das alles funktioniert. Vor allem Dressur ist sehr schwer anzuschauen, wenn man gar keine Ahnung hat. Ich bin jedenfalls immer angespannt und konzentriert, wenn Lisa eine Prüfung hat. Viel angespannter als beim Fußball!
Wie kommt das?
THOMAS MÜLLER: Fußball ist mein Metier, da kenne ich mich aus. Aber wenn Lisa vor einer schweren Prüfung in einem schweren Feld steht, dann kommt das Kribbeln.
- Themen:
- FC Bayern München
- Thomas Müller