Van Bommels Eigentor?

Der Holländer, Kapitän des FC Bayern, hat sich mit seinem Einsatz fürs Nationalteam, bei dem er sich verletzte, den Zorn der Bosse zugezogen. Das ist nicht gut für seine Verhandlungsposition.
MÜNCHEN Vier Spiele, vier Siege. Eine tolle Bilanz – und schon die halbe Miete in der Qualifikation für die EM 2012 in Polen/Ukraine. Die holländische Nationalelf steht bestens da, angesichts der leistungsschwankenden wie -schwachen Gegner Schweden, Finnland oder Ungarn in ihrer Gruppe.
„Mein großes Ziel ist der Gewinn der EM“, hatte Mark van Bommel kürzlich gesagt, „dieses Ziel habe ich unmittelbar nach unserer Niederlage im WM-Finale gegen Spanien gefasst.“ Ehrenwert. Mittlerweile ist van Bommel sogar Kapitän der Elftal – lobenswert. Eine doppelte Verpflichtung.
Doch der 33-Jährige ist auch Kapitän des FC Bayern. Eine ideale Voraussetzung, sollte man meinen. Doch nun verstrickte er sich in einem Interessenskonflikt. Angeschlagen, sein rechtes Knie war geschwollen, ging er in das – zugegeben – vorentscheidende Quali-Spiel der Holländer am Dienstag gegen Schweden. Als die Skandinavier besiegt waren, ging van Bommel vom Platz. Das Ergebnis: 4:1 und nach der Untersuchung in München zehn Tage Pause wegen eines Faszien-Einrisses mit ausgedehntem Hämatom. Bleibt die Frage: Hätte van Bommel freiwillig aus seinen Einsatz verzichten sollen? Oder wurde er – vorsichtig formuliert – vom Verband KNVB ganz dringend gebraucht?
Die Bayern-Bosse orteten das Versagen eindeutig beim Verband, doch Präsident Uli Hoeneß gab dem Bayern-Kapitän eine Teilschuld. „Auch Mark van Bommel muss sich die Frage gefallen lassen, wer sein Arbeitgeber ist. Wenn er, wie er sagt, seit Wochen Knieprobleme hat, dann hätte man solche Länderspiele wie diese mal ausfallen lassen können“, schimpfte Hoeneß und argumentierte: „Der holländische Nationaltrainer hat 200 oder 300 Spieler zur Auswahl, der FC Bayern nur 20. Da muss man sich fragen: Von wem werde ich eigentlich bezahlt? Ich habe da in den letzten Jahren einen Trend erkennen können, dass die Spieler oft zuerst die Nationalmannschaft sehen und dann erst den Verein. Das kann ich nicht akzeptieren.“ Hätte er, spätestens vor dem zweiten Spiel mit seiner Nationalelf, nicht verzichten müssen? Zum Wohle seines Arbeitgebers? Für die Bayern war die anschließende Verletzung absehbar – und das Ganze somit auch van Bommels Eigentor?
Kürzlich sprach er vom Wunsch, seinen Vertrag vorzeitig und nicht erst kurzfristig im Frühjahr nächsten Jahres bis 2012 verlängern zu wollen – mit Blick auf die EM. „Dafür brauche ich auch nächstes Jahr einen Vertrag bei einer guten Mannschaft“, betonte er, „damit ich auf hohem Niveau spielen kann.“
Der Konter aus der Chef-Etage kam prompt. „Generell werden wir bei den Spielern, deren Verträge zum Saisonende auslaufen, die Hinrunde abwarten und dann mit dem Trainer reden.“ Die Verhandlungsposition van Bommels dürfte sich nun nicht verbessert haben. P. Strasser