Valencias Pellegrino: Der nächste Anlauf
VALENCIA Irgendwie hat man Marcel Reif noch immer im Ohr. „Kahn! Die Bayern! Die Bayern!”, plärrte der „Premiere”-Kommentator damals, an jenem 23. Mai 2001, in sein Mikro. Oliver Kahn hatte dort unten auf dem Rasen des Giuseppe-Meazza-Stadions soeben den entscheidenden Elfmeter des Champions-League-Finals zwischen dem FC Bayern und dem FC Valencia gehalten, und während sich am Mittelkreis eine rot gekleidete Ansammlung an Leibern zerstäubte und auf den Titan zuraste, sackte ein Mann im weißen Trikot im Strafraum zusammen: der Elfmeter-Versager, Mauricio Pellegrino.
Nun entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Pellegrino sein erstes Champions-League-Spiel als Trainer in München bestreitet. Mit Valencia. Gegen die Bayern (20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky). „El Flaco”, der Lange, wie sie ihn nennen, hat jenen Abend in Mailand aber längst erfolgreich abgehandelt. „Es war sportlich eine große Enttäuschung, absolut”, sagte er dem „Kicker”: „Aber es ist auch eine gute Erinnerung, weil ich bei einem der größten Abende des FC Valencia dabei war.”
Bei Valencia hat der Argentinier im Sommer ein schweres Erbe angetreten. Nicht unmittelbar, in den vergangenen Jahren war kein Vorbeikommen an den zwei Übermächtigen, Real und Barcelona. An der spanischen Mittelmeerküste schwelgt man jedoch gerne in Erinnerungen, denkt an die verlorenen Champions-League-Finals gegen Real (’00) und Bayern unter Héctor Cúper zurück, oder an die Meistertitel unter Rafael Benítez (’02, ’04) nebst Uefa-Cup-Sieg (’04). Benítez war es auch, der Pellegrino zum Trainer formte. Von 2008 bis 2010 lernte Pellegrino in Liverpool als Co-Trainer vom Meister, folgte ihm vor zwei Jahren zu Inter Mailand, wo man trotz des Weltpokalsiegs gemeinsam entlassen wurde. Nun hat sich Pellegrino der Aufgabe Valencia gestellt.
„Er ist immer schon ein mutiger Typ gewesen, sehr charakterfest, furchtlos gegenüber allem”, berichtet der Ex-Keeper Santiago Cañizares heute über seinen ehemaligen Mitspieler, dem übrigens niemand die Schuld an der Niederlage gegen Bayern geben wollte. Cañizares: „Für uns hatte der Lange nicht verschossen – Kahn hatte ihn einfach gut gehalten.”
- Themen:
- FC Bayern München
- Inter Mailand
- Oliver Kahn
- ZDF