Uli Hoeneß: „Stoffers scheint nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein“
Bayerns Manager Uli Hoeneß über die Zahlungsmoral der Löwen. „Wir haben 1860 vor der Pleite bewahrt"
AZ: Herr Hoeneß, 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers stellt sich auf die Hinterbeine. Nach den ausbleibenden Zahlungen der Bewirtungskosten in der Allianz Arena, antwortete er per Pressemitteilung: „Herr Hoeneß behauptet doch glatt, wir würden dem FC Bayern Geld klauen. Das ist eine unverfrorene Behauptung.“
ULI HOENESS: Tatsache ist: Die zahlen nicht. Und das ist unserer Meinung nach nicht rechtens. Nicht mehr und nicht weniger haben wir behauptet. Wir werden jetzt die Rechte der Arena One GmbH als Lieferant der Leistungen einklagen. Die Argumente von 1860 sind lächerlich.
AZ:Die Löwen wollen seit dieser Saison nur noch für die VIP-Essen bezahlen will, die tatsächlich gebraucht werden.
Der Herr Stoffers hat einen hieb - und stichfesten Vertrag vorliegen, den die Gremien des TSV 1860 unterschrieben haben. Bis zum 1. Juli hat er auch drei Jahre immer bezahlt – und jetzt plötzlich ,April, April’, ab der neuen Saison nicht mehr. Ist ihm etwa eine Erleuchtung gekommen?
AZ:Sie klingen sehr verärgert.
Kein Mensch hat die Sechziger 2006 gedrängt, das mit den Stadion-Anteilen zu machen. Das war deren Wunsch. Die haben uns angefleht: Bitte, bitte, nehmt uns die Anteile ab, damit wir weiterleben können. Der Herr scheint nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. Er sollte da Täter und Opfer nicht verwechseln.
AZ:Sie haben die Anteile für elf Millionen Euro abgenommen – trotz massivem Widerstand aus dem eigenen Verein.
Eben. Und von Seiten der Löwen hat man uns hundert Mal gedankt, dass wir 1860 vor der Pleite, vor der Insolvenz bewahrt haben – die stand kurz bevor. Alle Gremien haben dem zugestimmt – und jetzt kommt der schlaue Herr Stoffers! Mit seinem Vorgehen beschimpft er ja im Grunde nicht uns, sondern seine eigenen Gremien. Das ist nur noch lächerlich. Außerdem sind wir gar nicht der richtige Ansprechpartner.
AZ:Sondern wer?
Herr Kerspe als Geschäftsführer der Allianz Arena GmbH ist der Gesprächspartner für Herrn Stoffers. Und der Herr Kerspe hat sich oft genug mit Herrn Stoffers herumgeschlagen und erkannt, dass es keinen Sinn macht, mit ihm zu reden. Dann haben sich die Anwälte getroffen, dabei ist aber nichts rumgekommen. Es kam zu keiner Einigung.
AZ:Haben Sie einmal direkt mit Herrn Stoffers gesprochen?
Ich habe mit dem noch nie ein Wort gewechselt.
AZ:Was werfen Sie ihm nun konkret vor?
Die Löwen hätten mal mit der Arena One GmbH verhandeln müssen und sagen: Wenn wir statt 3000 Essen nur 1500 brauchen, können wir da nicht drüber reden, damit ihr diese Essen nicht kochen müsst. Dann habt ihr einen Rohstoff-Einsatz X, den ihr einspart. Könntet ihr den uns nicht erstatten? Wenn man vernünftig mit den Leuten geredet hätte, hätte man eine Lösung finden können. Das ist aber offensichtlich unterlassen worden, weil die bei 1860 ja ganz schlau sind.
AZ:Was wurde verabsäumt?
Man hätte sich mal damit beschäftigen müssen, diese albernen Business-Seats zu verkaufen. Das kann doch nicht so schwer sein! Dann muss ich einen Preis finden, den die Leute akzeptieren. Es wird doch 1500 oder 2000 Leute in dieser Stadt geben, die bereit sind, diese Subventionierung von 1860 zu machen. Aber dafür sind sich diese Herren ja offenbar zu schade. Ich kann das nicht glauben, dass so etwas möglich ist. Das ist mir unbegreiflich.
AZ:Dazu kommt auch noch die sportliche Misere, den Löwen droht der Abstieg in Liga drei.
Die kümmern sich permanent um alles andere, nur nicht um ihre Mannschaft. Das Stadionthema wird zum zentralen Thema, dabei ist das Stadion ein Mittel zum Zweck. Wie ein Ball oder Fußballschuhe – das sind Dinge, die brauche ich zum Fußball spielen. Aber das wichtigste Thema ist die Mannschaft. Da wird immer abgelenkt. Demnächst sagen die noch: Wegen der Arena sind wir auf Platz 15, na bitt’schön! Da wird verzweifelt ein Thema gesucht, um von den eigenen Problemen abzulenken.
Interview: Patrick Strasser
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