Uli Hoeneß: Der Zurechtweiser

Das hat er jetzt davon:Uli Hoeneß setzt sich zwischen Fans auf die Tribüne – und gerät gleich mal mit einem aneinander.
HOFFENHEIM Die Franzi, klar, die war da, die ist ja öfters da. Van Almsick brüllt für Hoffe, sie ist Hoffenheim-Fan. Ihren Mann Jürgen B. Harder hatte sie auch dabei, der saß aber weiter weg, mit Zigarre. Denn die Franzi klüngelte während des Spiels mit der Lilly, der Neu-Beckerin, die war auch da. Klar, die Lilly ist Holländerin und wollte mal sehen, was ihr Landsmann Louis van Gaal so anstellt im ersten Liga-Spiel. Neben Lilly der Boris, mit Zigarre. Auch da: Der Beckenbauer-Franz, mal ohne die Heidi, dafür neben dem Dietmar, dem Hopp.
Bussi rechts, Bussi links, mal rumbrüllen, mal hochspringen samt Baby im Bauch – so ist das Tribünen-Leben im VIP-Bereich. So ungezwungen, so spaßig.
Weiter unten hatte der Spaß ein Ende. Da saß Uli Hoeneß, links neben ihm Karl Hopfner. Und um ihn herum: Fans. Nicht wie in den 30 Jahren sonst die Trainer, der Mannschaftsarzt, die Physiotherapeuten, die Ersatzspieler. Dort oben riecht es nach Bratwurst, Bier oder Schmankerln der VIP-Küchen, nicht mehr nach Schweiß und Gras.
„Das war eine ganz andere Sichtweise. Aber ich habe mich dafür entschieden, jetzt muss ich mich daran gewöhnen“, sagte Hoeneß nach seinem Bundesliga-Debüt von oben. Seit er am 1. Mai 1979 Bayern-Manager wurde hat er in 30 Jahren „nicht mehr als fünf“ (Hoeneß) Bundesliga-Spiele verpasst, war immer hautnah dran – auf Rasenhöhe. Nun hat er Stress, weil ihm die Meinung des Volkes schon während der Partie trifft. „Es war daher nicht so einfach auf der Tribüne, zumal ich mich mit dem einen oder anderen Zuschauer rumschlagen musste.“ Vor allem mit einem. Hoeneß: „Wenn ein Zuschauer hinter mir total unsachlich wird, dann muss ich ihn selbstverständlich zurechtweisen.“
Des Zurechtweisers Erkenntnis: „Man muss seine Gefühle noch mehr unter Kontrolle halten als unten auf der Bank, wo man ja nicht immer beobachtet werden konnte.“ Aus dem Schutz der Höhle ist er heraus. Hoeneß: „Daran werde ich mich schon gewöhnen.“ ps