Uli Hoeneß, der Fußball-Kanzler
MÜNCHEN - Seiner Susi hatte Uli Hoeneß einst ja versprochen, nach seinem Rückzug als Manager des FC Bayern ein wenig mehr Zeit daheim im schönen Bad Wiessee am Tegernsee zu verbringen. Hm, schwierig.
Uli Hoeneß ist seit 2010 Bayern-Präsident, die Zahl der Anfragen für Interviews, Vorträge und Podiumsdiskussionen ist nicht geringer geworden. Jährlich wird der 60-Jährige für rund 25 Vorträge in ganz Deutschland engagiert. Das Honorar spendet er für gemeinnützige Zwecke.
Besonders bei den Aufsichtsratssitzungen der FC Bayern AG mit den "großen Wirtschaftsführern” wie VW-Chef Martin Winterkorn genieße er "sein Leben in vollen Zügen”, frohlockte Hoeneß einmal. "Das ist wie ein Dax-Unternehmen, was da alles am Tisch sitzt.” Danach gehe er "wie auf Federn” nach Hause.
Sein Kalender für diese Woche liest sich Politiker-like: Dienstag: München, Residenz, Verdienstorden. Mittwoch: Köln, Messe, "dmexco 2012”. Donnerstag Berlin, Kanzleramt, Integrationsgipfel. Uli Hoeneß allüberall. Volle Pulle.
Bei seinem FC Bayern ist im Grunde alles im Lot, da kann sich der Präsident den anderen Ebenen des Lebens widmen. Man ist Tabellenführer nach dem 6:1 gegen Stuttgart, er selbst hat die aufregendsten Deals des Transfersommers durchgedrückt: Sammer und Martínez. Gegen alle Widerstände, trotz aller (Un-)Summen. Es flutscht. Hoeneß mit Oberwasser.
Den Verdienstorden des bayerischen Sozialministeriums erhielt er im Max-Joseph-Saal der Residenz aus den Händen von Bayerns Familienministerin Christina Haderthauer für sein soziales Engagement "weit über das normale Maß hinaus”, also seit der Gründung der Dominik-Brunner-Stiftung, die sich für Zivilcourage einsetzt.
Dem Anlass entsprechend trug Hoeneß in Begleitung von Frau Susi einen kernigen Trachtenjanker samt blauer Krawatte. Nächster Halt: Köln, die "dmexco 2012”, internationale Leitmesse und Kongress der digitalen Wirtschaft.
Dort plauderte er mit Stolz über die Wirtschaftskraft seines Vereins: "Die 40 Millionen für Javi Martínez sind ein Betrag, der in Regionen kommt, die ich früher kritisiert habe. Aber der Unterschied zwischen Bayern und Real oder Barcelona ist, dass wir das Geld bezahlt haben und keinen Kredit aufnehmen mussten.”
Über die finanzielle Schmerzgrenze zu gehen, ist eben auch mal schön. Nebenbei brachte er sich mal wieder als Abteilung Attacke in Erinnerung: "Ich glaube nicht, dass Dortmund bei der Vermarktung an uns vorbeigezogen ist. Die Tradition aus 30 Jahren wahnsinnigen Erfolgen wird der BVB nie, nie, nie aufholen können.”
Der BVB müsse "noch zehnmal hintereinander Meister werden, um vielleicht populärer zu werden”, sagte Hoeneß auf einer Podiumsdiskussion. Dortmund sei "eine relativ regionale Sache”, Bayern dagegen ein "Global Player”. Fertig war das kurze Revierabstecken.
Schließlich Donnerstag, das Kanzleramt. Wieder mit Krawatte, diesmal klassisch im schwarzen Anzug, es war Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Farbe rein brachte.
Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag ausgerechnet nach Dortmund zum Spiel des BVB gegen Leverkusen geht, wird Hoeneß verschmerzen können, Merkel tut das ja von Amts wegen: als Schirmherrin der von der DFL und der Deutschlandstiftung ins Leben gerufenen Integrationsinitiative "Geh Deinen Weg”.
Alle 18 Klubs werden an diesem Spieltag auf Trikotwerbung verzichten und stattdessen diesen Slogan auf der Brust tragen. Bei der gestrigen Pressekonferenz saß rechts von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Uli Hoeneß, der Fußball-Kanzler.
Am Sonntag (13 Uhr) ist übrigens auf "Phoenix” die Aufzeichnung der Sendung „Forum Manager”, ein Wirtschafts-Talk, zu sehen. Mit Stargast Hoeneß. Seine Kern-Botschaft in Zeiten der Euro-Krise: "Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die größte Garantie, dass der Euro überlebt. Ich bin total begeistert von ihrer Politik.”