Trotz Legendenstatus in Tottenham: Warum Harry Kane nun unbedingt zum FC Bayern will
München - Dann war es geschafft. Auf der Anzeigetafel des Tottenham Hotspur Stadium leuchteten untereinander drei Zahlen auf: Zwei, sechs, sieben. 267. Mit seinem Siegtreffer gegen Manchester City überbot Harry Kane im vergangenen Februar den Rekord von Vereinslegende Jimmy Greaves und wurde Toptorschütze seines Vereins.
Den Legendenstatus hat er bei Tottenham ohnehin sicher. Zu seinem Rekord bekam der Stürmer sogar ein eigenes Wandgemälde neben dem Stadion: "Harry Kane, he's one of our own", "Spurs' all-time record goalscorer", steht neben seinen überdimensionalen Abbildern.

Unter Pochettino gelang Harry Kane bei Tottenham der Sprung vom Talent zum Stammspieler
Seinen Torrekord bei Tottenham kommentierte der 30-Jährige mit einem Zwinkersmiley und drei Worten: "One season wonder". In England ist das die Bezeichnung für Spieler, die eine herausragende Saison haben und im Anschluss nachlassen.
Auch Kane selbst musste durch diese Phase, als er im Alter von 20 Jahren zehnmal traf und dreimal vorlegte. Tottenham galt damals noch als Chaos-Klub, der aufgrund der vielen Trainerwechsel gerne "Tottenham Hotseat" genannt wurde.
Zur Saison 2014/15 allerdings traf CEO Daniel Levy eine Entscheidung, die ihm dabei helfen sollte, seine Vision endlich mit Kontinuität zu kombinieren: Mauricio Pochettino wurde neuer Trainer.

Der Klub setzte konsequent auf junge Spieler und Eigengewächse, wie Christian Eriksen, Dele Alli, Heung-min Son – oder eben Kane. Pochettino formte eine harmonierende Einheit. Besonders die spielstarken Kane und Son stachen als Traumduo heraus und legten sich gegenseitig die Tore auf. Aus Tottenham wurde langsam aber sicher wieder ein Spitzenteam.
Erstmals richtig auf sich aufmerksam machte das "neue" Tottenham am 1. Januar 2015 im Heimspiel gegen Stadtrivale Chelsea. Nach 0:1-Rückstand feuerte Kane aus gut 23 Metern präzise flach ins Eck zum Ausgleich.
In der Folge wurde der damalige spätere Meister phasenweise vorgeführt. Tottenham gewann hochverdient 5:3, mit einem weiteren Tor und Assist seines neuen Juwels mit der Nummer neun.
Harry Kane trifft bei Tottenham rekordverdächtig, bleibt aber ungekrönt
Spätestens nach einer Spielzeit mit 21 Toren und fünf Assists hatte Kane seinen Stammplatz sicher. Auch in den Jahren danach traf er nach Belieben. Was fehlte, war die Krönung. Symptomatisch dafür: Die Saison 2015/16. Leicester City, die gerade die Klasse gehalten hatten, mischten urplötzlich ganz oben mit.
Gegen Ende der Saison pirschte sich auch Tottenham auf zwischenzeitlich zwei Punkte heran. Allein, vorbei kamen sie nicht. Durch eine 1:5-Packung bei Absteiger Newcastle am letzten Spieltag ließ Tottenham Erzrivale Arsenal in der Tabelle noch vorbeiziehen. "Finishing third in a two-horse race", sagen die Fans in England zu diesem Phänomen.
Genau in dieser Taktung ging es weiter. Kane traf und traf, Tottenham gewann Spiele, Tottenham qualifizierte sich unter Pochettino regelmäßig für die Champions League. 2019 ging es sogar bis ins Finale. Aber auch diesmal entfaltete der Titelfluch seine Wirkung. Nach gut 30 Sekunden gab es Elfmeter für Liverpool. Am Ende gewannen die Reds mit 2:0. Und Kane blieb weiterhin titellos.

Der FC Bayern beendete die Ära Pochettino – danach lag der Fokus noch stärker auf Harry Kane
In der Folgesaison sorgte auch der FC Bayern – insbesondere Serge Gnabry per Viererpack – dafür, dass die Ära Pochettino ein jähes Ende fand. Tottenham verfiel wieder in den "Hotseat-Modus", Kane aber wurde noch wichtiger, dominanter und besser.
Die Premier-League-Saison 2020/21 beendete er mit den meisten Toren (23) und Vorlagen (14). Einzig Andy Cole (1993/94) gelang außer Kane dieses Kunststück.
Längst ist Kane wesentlich mehr als ein "One-Season-Wonder". Der 30-Jährige ist zu einem der besten Mittelstürmer der Welt gereift, einem Spieler, der für den Unterschied sorgen kann. Das macht ihn auch so begehrt beim FC Bayern.
Kane will endlich Titel gewinnen – und möchte deshalb zum FC Bayern
Für die Münchner ist Kane das Transferziel Nummer eins, der Spieler selbst hat dem FC Bayern längst seine Zusage gegeben. Die Verhandlungen mit Tottenham-CEO Levy werden für Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen und seine Transfer-Taskforce allerdings zum Geduldsspiel. Nach mehreren persönlichen Treffen liegt man bei der Ablösesumme noch immer deutlich auseinander.
Jetzt erhöht jedoch auch Kane selbst den Druck – seinen geliebten Spurs soll er inzwischen ein Ultimatum gestellt haben: Der 30-Jährige möchte bis zum ersten Tottenham-Saisonspiel am 13. August Klarheit über seine Zukunft haben. Bis dahin soll der Deal also entweder perfekt – oder geplatzt – sein. Im Falle eines Scheiterns würde Kane wohl im kommenden Sommer nach München wechseln, dann jedoch ablösefrei. Ein Szenario, das Tottenham unbedingt verhindern möchte. Gut möglich also, dass in den kommenden Tagen mächtig Bewegung in den Kane-Poker kommen wird.
Bayerns wohl größtes Lockmittel für Kane: Titel, Titel, Titel. Der Engländer möchte auch endlich Trophäen gewinnen. Ein Kunststück, das ihm in seiner Tottenham-Zeit (bislang) verwehrt blieb. Das wissen freilich auch die Bayern. Ehrenpräsident Uli Hoeneß legte einen denkwürdigen Auftritt im Trainingslager der Münchner am Tegernsee hin. Kane "möchte international spielen", sagte der Bayern-Patron im Juni. Und weiter: "Tottenham ist da nicht tätig in der kommenden Saison. Er hat jetzt noch mal die Möglichkeit, zu einem Topklub in Europa zu kommen."
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