Tribünen-Toni: Geldstrafe - und ein Marschbefehl
MÜNCHEN - Es sind Muskelspiele zwischen Bayern-Stürmer Luca Toni und dem Trainer. Louis van Gaal macht Druck gegen den meuternden Italiener. Findet Toni sein Heil in der Flucht nach Spanien?
Dass sein (derzeit verletzter) Spezl auf der Tribüne neben ihm hockte, machte es auch nicht besser. Luca Toni saß neben Franck Ribéry und war bedient. Weil er wusste, dass dies für die nächste Zeit sein Stammplatz sein wird?
Toni hatte miese Laune. Schließlich hatte er mittags an der Säbener Straße trainiert, ein paar Bälle aufs Tor geschossen, ein bisschen Späßle gemacht. Wenn ein Stürmer, dazu aktueller Weltmeister, am Spieltag auf dem Trainingsgelände herumtoben muss, heißt das nichts Gutes. Toni war nicht im Kader. Wie am Sonntag beim 1:1 gegen Leverkusen. Da hieß es von Vereinsseite: wegen Leistenbeschwerden. Am Dienstag war auf der Vereinshomepage von „muskulären Problemen" die Rede.
Eher Muskelspiele sind es, zwischen Toni und Trainer Louis van Gaal. Motto: Er oder ich. Erst die Stadionflucht nach der Auswechslung beim 1:1 gegen Schalke, dann das verbale Nachtreten. Teil zwei folgte am Dienstag. „Unser Verhältnis ist so gut wie am Ende", hatte der Italiener gesagt – und wurde daraufhin aus dem Kader gestrichen.
„Es ist ganz normal, dass ein Spieler, wenn er öffentlich den Trainer kritisiert, nicht berücksichtigt wird", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. „Es ist eine Entscheidung des Trainers." Und die Entscheidung des Vereins? Nerlinger: „Wir haben auf die Äußerungen, die er gegeben hat, mit einer hohen Geldstrafe reagiert.“ 25.000 Euro, wie Manager Uli Hoeneß später verriet, „damit ist alles abgegolten. Danach würde es wieder von vorne losgehen.“
Ob Toni noch eine Zukunft bei Bayern hat? „Sicherlich ist es eine sehr schwierige Situation", meint Sportdirektor Christian Nerlinger. „Es kommt jetzt darauf an, wie es zwischen dem Trainer und dem Spieler weitergeht.“ Wer Louis van Gaal am Mittwoch zugehört hat, mag zum Eindruck kommen, dass da gar nichts mehr geht. „Jeder Spieler hat sich an Regeln zu halten“, sagte der Holländer, „das gilt auch für Luca Toni.“ Später wurde er noch schärfer. Ob Toni nach den diversen Eklats nicht besser den Klub verlassen solle, wurde der Coach gefragt. „Das liegt nicht an mir“, war seine Antwort, „das ist Sache des Vorstands. Der Spieler hat ja gesagt, dass er weg will. Dann muss er sich einen Klub suchen.“ Klingt nicht so, als lege van Gaal noch sonderlich Wert auf die Dienste des Italieners. Klingt eher nach einem Marschbefehl. Auftrag an den Vorstand: Verkauft Toni!
„Im Moment ist ja gar keine Transferzeit“, entgegnete Manager Uli Hoeneß und bot sich als Mediator an: „Jetzt haben wir noch fünf wichtige Spiele bis Weihnachten, und dann schauen wir mal weiter. Wir sind da immer dabei. Ich versuche da zu vermitteln. Unter Männern kann man sich aber auch entschuldigen. Das steht noch aus – aus Sicht von Luca Toni. Ich denke, wenn er das tut, dann erhält er auch bestimmt wieder eine Chance.“
Tribünen-Toni aber scheint in Gedanken schon woanders zu sein. Heißt sein Ausweg Valencia? Der spanische Radiosender „Cadena Ser" berichtete am Mittwoch, Toni werde im Januar zum FC Valencia (Vertrag bis 2012) wechseln. In italienischen Medien wird über diesen Wechsel ebenfalls spekuliert.
Patrick Strasser