Tief im Westen: Leroy Sané hat seine Heimat nie vergessen

Leroy Sané ist ein Kind des Ruhrpotts, deswegen sind die Spiele der Nationalelf in Duisburg für ihn so speziell. Auf dem Rücken hat er sogar die Postleitzahl von Bochum eintätowiert. Dort ist er aufgewachsen.
von  Patrick Strasser
Sané-Auftritt in Duisburg: Der Star des FC Bayern beim 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Rumänien.
Sané-Auftritt in Duisburg: Der Star des FC Bayern beim 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Rumänien. © GES/Marvin Ibo Guengoer

München - Nie vergessen, wo man herkommt. Sollte bei Fußballern, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, selbstverständlich sein. Ebenso wie der Umstand, denen zu helfen, die Hilfe nötig haben.

Leroy Sané: Ein Mann der guten Taten

Leroy Sané hat beides verinnerlicht. Und so tat der Nationalspieler Gutes - in Gelsenkirchen, Manchester und München, jenen Städten, in denen er als Profi lebte bzw. heute zu Hause ist. Rund um Weihnachten unterstützte der 25-Jährige mit großzügigen Spenden zahlreiche hilfsbedürftige Menschen. In München spendete der Bayern-Profi an den Verein "Kältebus München e.V.", der Essenswägen organisiert und warme Speisen verteilt.

Auf der Insel finanzierte der frühere Akteur von Manchester City Weihnachtsgeschenke und Sachspenden für Menschen in Not. Und in Gelsenkirchen, seiner fußballerischen Heimat unweit des Geburtsortes Essen, unterstützte Sané die Bürgerinitiative "Gelsenkirchen packt an! Warm durch die Nacht", die Obdachlosen hilft.

Sané macht kein großes Ding daraus. Es ist ihm schlicht wichtig. Wie der Begriff Heimat. Umso mehr hat es das Kind des Ruhrgebiets gefreut, dass der DFB für die beiden Heimspiele der Nationalelf in der Qualifikation für die WM 2022 die Duisburger Arena ausgewählt hat. Luftlinie sind die beiden Städte 18 Kilometer entfernt, für die etwas mehr als 25 Kilometer Fahrstrecke braucht man eine gute halbe Stunde. Nordmazedonien heißt der zweite Gegner, hier tief im Westen, ganz nah bei Sanés Wurzeln.

Leroy Sané ist in Wattenscheid aufgewachsen

Anfang des Jahres hatte er mit dem FC Bayern, zu dem er 2020 gewechselt war, bei Ex-Verein Schalke vorbeigeschaut. Der Besuch des verlorenen Sohnes geriet unspektakulär - nicht zuletzt, weil es ein Geisterspiel war. Der Abo-Meister aus München gewann den womöglich letzten Bundesliga-Vergleich für unbestimmte Zeit mit 4:0, Sané durfte an alter Wirkungsstätte von Beginn an ran. Nach 64 Minuten gegen den Abstiegskandidaten. Vor vollem Haus wäre der Empfang für Neu-Bayer Sané sicher, sagen wir mal, interessant geworden.

Sanés Elternhaus steht nur einen Steinwurf entfernt von der Gelsenkirchener Arena. Aufgewachsen ist Leroy unweit des Lohrheidestadions im Bochumer Stadtteil Wattenscheid. Als mittlerer Spross einer sportbegeisterten Familie, als zweiter von drei Söhnen. Mutter Regina Weber-Sané ist mit 32 nationalen Meistertiteln und Olympia-Bronze 1984 in Los Angeles bis heute die erfolgreichste deutsche Sportgymnastin. Vater Souleymane, überall "Samy" gerufen, war Bundesligaprofi. Bei Freiburg, Wattenscheid und in Nürnberg - zudem Nationalspieler in Senegal.

Heute betreut er seine drei Söhne, die alle eine Karriere als Fußballer einschlugen. Kim, mit 26 der Älteste, spielte als Verteidiger, beendete jedoch 2017 seine Karriere beim Regionalligisten Wattenscheid 09. Sidi, der Jüngste der drei Brüder, der im April 18 wird, spielt in Schalkes U19 und ist wie Leroy Stürmer.

"Er war nach Kritik nie eingeschnappt. Er wollte lernen"

Und der nahm im Sommer 2001 als Fünfjähriger erstmals am Kindertraining in Wattenscheid teil. Als er 2005 mit der U10 der SG hinter Leverkusen NRW-Vizemeister wurde, gab es als Prämie Gummibärchen oder Schokoriegel. In der "Sport Bild" sagte sein damaliger Jugendtrainer Aytekin Samast über den kleinen Leroy: "Anders als viele andere Jungs in dem Alter war er nach Kritik nie eingeschnappt. Er wollte lernen."

Mit neun wechselte Leroy in die "Knappenschmiede", Schalkes Nachwuchsleistungszentrum. Nach einem dreijährigen Abstecher in die Jugend von Leverkusen (2008-2011) formte Jugendtrainer Norbert Elgert Sané in Schalkes U19 in eineinhalb Jahren vom Jugend- zum Bundesligaspieler. 2014 unterschrieb Leroy, gerade volljährig, seinen ersten Profivertrag. Einen Monat später feierte er unter Coach Jens Keller beim Schalker 1:3 in Stuttgart sein Bundesligadebüt.

Sanés Rücken ziert ein Tattoo-Kunstwerk, das ihn selbst beim Torjubel im Nationaltrikot zeigt, ins Auge stechen die Ziffern "44886", die Postleitzahl von Bochum/Wattenscheid. Seine Herkunft geht ihm eben unter die Haut.

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