„Steht auf, wenn ihr für Hoeneß seid!“
AZ: Herr Bachrach, Sie haben am Dienstagabend eine Facebook-Seite eingerichtet mit dem Titel „Gegengerade für Uli Hoeneß“. Wie kamen Sie auf die Idee des Gegenprotests gegen die Demo der Südkurve während des Bayernspiels gegen Gladbach?
GIL BACHRACH: Mitzuerleben, wie Uli Hoeneß da beleidigt wurde, war beschämend. Ich war mit Freunden im Stadion – und sprachlos, als ich die Plakat-Aktionen gesehen habe. Da wurden Grenzen des guten Geschmacks überschritten. Da war uns klar: Jetzt müssen wir ein Zeichen setzen.
Warum engagieren Sie sich so für den Bayern-Präsidenten?
Ich bin seit 35 Jahren Bayern-Fan, mein Sohn spielt dort in der Jugend. Ich habe Hochachtung vor Uli Hoeneß, er ist einzigartig. Er ist mehr als nur der Macher beim FC Bayern, er steht für Menschlichkeit, Gerechtigkeit, für die Integration von Minderheiten, er sammelt Spenden, er ist Kuratoriums-Vorsitzender der Dominik-Brunner-Stiftung, etc.
Sie haben ja Erfahrung damit, Menschen zu mobilisieren. 1992 haben Sie eine Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit mit 500 000 Teilnehmern organisiert.
Damals lief alles über Mundpropaganda und Kettenbriefe – jetzt bin ich gespannt, wie viele Leute wir übers Netz akquirieren können.
Wie ist denn der Zuwachs auf Ihrer Facebook-Seite?
Stündlich kommen Leute dazu, wir sind mit Fanklubs in Kontakt. Wir hoffen auf einen Multiplikations-Effekt.
Warum ausgerechnet die Gegengerade – sonst ein eher passiver Teil der Fans?
Eben darum. Da wird nicht ständig gesungen. Wir sind Fans ohne Schal und Kutte, gehen mit Frau und Kindern ins Stadion. Man muss dem FC Bayern, der Schickeria und ganz Deutschland zeigen, wer die echten Bayern-Fans sind – und darf die Stimmungsmache nicht ein paar hundert Hanseln überlassen. Die schweigende Mehrheit ist anders. Wir wollen keine zweite Front aufmachen, wir sind nicht gegen die Ultras, sondern pro Hoeneß.
Welche Aktionen wünschen Sie sich für das nächste Heimspiel in der Allianz Arena am 17. April gegen Bayer Leverkusen?
Wir haben viele Ideen. Von Uli-Hoeneß-Gesängen bis zu einer Art Demo etwa eine Minute nach Anpfiff. „Steht auf, wenn ihr für Hoeneß seid“ – und dann machen alle mit. Am besten zwei Mal pro Halbzeit.
Befürchten Sie nicht, dass Sie von Teilen der Kurve übertönt werden?
Nein, wir werden zu hören und zu sehen sein. Wir haben uns vorgenommen: Wenn ein paar Hundert es schaffen, auf sich aufmerksam zu machen, werden wir mehr sein.
Wollen Sie sich vom FC Bayern bei der Organisation helfen lassen?
Nein, auf keinen Fall, das wäre total falsch. Es darf nicht den Touch bekommen, als würde der FC Bayern dahinter stehen. München ist bekannt dafür, dass sich die Leute organisieren können.