Starkes Plädoyer in eigener Sache
Jupp Heynckes hält eine Art Regierungserklärung in Doha: Der FC Bayern habe in seiner Historie "noch nie so modern und attraktiv gespielt". Der Trainer stärkt seine Position auch gegen die internen Mahner.
Doha - Wer Jupp Heynckes im Bayern-Trainingslagers in Doha beobachtet, könnte meinen, da bereite sich einer auf seine Premieren-Rückrunde als Chefcoach vor.
Voller Elan, Energie und guter Laune. Mal mit deutlichen, scharfen Anweisungen an seine Spieler, mal charmant und väterlich. Ein guter, alter Frischling. Der noch viel vorhat. Oder terminiert das Vertragsende am 30. Juni doch das Ende seines Jobs bei Bayern? Wieder einmal hat er dies offen gelassen.
"Gedulden Sie sich", sagte Heynckes am Donnerstag. Es bleibe es für die Gespräche mit den Bossen "beim Zeitfenster März". Er betonte, dass der Job "wahnsinnig intensiv" sei und "Substanz kostet". Aber: "Bei allem ist ganz wichtig, dass man mit Freude bei der Arbeit ist. Das ist bei mir so. Das letzte halbe Jahr hat großen Spaß gemacht."
Klar, die Hinrunde: Eine Rekordsiegesserie zu Beginn, Rekordtempoherbstmeister, nun neun Punkte Vorsprung auf Leverkusen, in der Champions League souverän ins Achtelfinale eingezogen, ins DFB-Pokal-Viertelfinale gekommen.
Dennoch hatte es kritische Töne und mahnende Worte aus dem Vorstand gegeben. Schön und gut – so lautet der Tenor bei Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer, gewonnen sei noch nichts.
Das muss Heynckes im Weihnachtsurlaub bei seinen Waldspaziergängen im Rheinland mit Schäferhund Cando sauer aufgestoßen sein. "Ich habe viel nachgedacht über unseren Fußball", begann Heynckes seinen Monolog im "Grand Heritage" von Doha und holte aus zu einem bemerkenswertem Plädoyer in eigener Sache.
Motto: Wenn sonst keiner Eigenwerbung macht, mach’ ich’s eben selbst. "Der FC Bayern hat in seiner Historie noch nie einen so modernen, zeitgemäßen, attraktiven Fußball gespielt. Attraktiv nach vorne, aber auch mit Hingabe, was die Defensive betrifft, die Ordnung und Disziplin. Wir haben außergewöhnlich gespielt in der Hinrunde. So möchte ich Fußball spielen lassen, vielleicht ist das draußen bei den Leuten noch nicht so angekommen."
Das geht nicht nur an die Fans. Heynckes hat seinen ersten öffentlichen Auftritt 2013 genutzt, um seine Position zu stärken und den Bossen zu signalisieren: Ihr findet keinen besseren Trainer als mich. Damit hat er ihnen den Ball elegant zugespielt. Seine Zukunft bleibt offen: entweder als starker Abschied mit Titeln oder als Baumeister eines Fundaments des schönen, attraktiven Fußballs.
"Ein Trainer braucht Zeit, und nach eineinhalb Jahren der Arbeit mit meinem Trainerteam trägt das nun Früchte", bilanzierte er. "Es gibt nicht viele Mannschaften in der Liga, die so arbeiten wie wir." Credo: Und keinen wie ihn. Ein Lehrmeister der alten Schule? Von wegen!
Heynckes: "Die jungen Trainer, die Konzept- und Laptop-Trainer, haben alle einen Masterplan. Aber die sind auch gekommen und gegangen in der Liga." Der gute Eindruck, der soll bleiben. Und vielleicht auch Heynckes selbst.