Schotten dicht

Vorerst ist Schluss mit Stars zum Anfassen und volksnaher Fan-Freundlichkeit. Beim FC Bayern gibt es kein öffentliches Training bis März. Die Fans sauer, Uli Hoeneß möchte Ruhe.
von  Abendzeitung
Die Stars zum Anfassen? Die Zeiten sind bei den Bayern vorerst vorbei. Hitzfeld, hier noch hautnah bei den Fans, will für seine Truppe Ruhe haben. Foto: firo/AK
Die Stars zum Anfassen? Die Zeiten sind bei den Bayern vorerst vorbei. Hitzfeld, hier noch hautnah bei den Fans, will für seine Truppe Ruhe haben. Foto: firo/AK © az

Vorerst ist Schluss mit Stars zum Anfassen und volksnaher Fan-Freundlichkeit. Beim FC Bayern gibt es kein öffentliches Training bis März. Die Fans sauer, Uli Hoeneß möchte Ruhe.

MÜNCHEN Beim FC Bayern gibt man sich gern volksnah. „Bei uns haben die Leute Stars zum Anfassen“, hat Manager Uli Hoeneß in den letzten Jahren immer wieder betont. Davon machen die Bayern-Anhänger auch gern Gebrauch. Täglich verschlägt es die Kiebitze zum Trainingsgelände an die Säbener Straße – bis zu einige tausend sind es manchmal gar im Sommer, die hinterm Zaun ihre Stars beim Üben bewundern.

Seit Anfang der Woche aber ist es vorbei mit der Fan-Freundlichkeit: Bayern lässt niemanden mehr aufs Gelände, macht die Schotten dicht – und das nicht nur wegen des Uefa-Cup-Spiels am Donnerstag (18.45 Uhr, live Pro sieben) gegen Aberdeen. Sondern auch noch darüber hinaus – bis mindestens zum 1. März. Erst nach dem Spiel beim FC Schalke soll’s vorbei sein mit der Fan-Verbannung hinter eine Absperr-Schranke.

Knapp zwei Wochen also kein öffentliches Training – so lang gab’s das noch nie bei den Bayern, die sonst allenfalls ein, zwei Tage vor einem Pflichtspiel die Zuschauer aussperren. Die Mehrzahl der Fans versteht’s nicht und ist entrüstet (siehe Reaktionen).

Die Bayern bekümmert das jedoch wenig, sie begründen ihren Schritt mit dem engen Terminplan, der Spiele im Drei-Tage-Rhythmus vorsieht angesichts Uefa-Cup, Bundesliga und DFB-Pokal. „Dafür brauchen wir alle Konzentration“, so rechtfertigte Mark van Bommel die Maßnahme von Coach Ottmar Hitzfeld. „Es ist anders, zu trainieren, wenn draußen Leute sind. Die kriegst du schon mit.“ Aha, die Stars fühlen sich also abgelenkt von denen, die sie anhimmeln.

Auch der Bayern-Manager hält den Rückzug in die Einsamkeit für legitim: „Ein Spiel ist Entertainment für die Fans, aber Trainieren kommt ja von Üben, da muss man mal für sich sein“, sagte Hoeneß der AZ. Angst davor, dass einstudierte Taktiken oder Interna unerwünscht nach außen dringen, hat Hoeneß nicht. Etwas anderes aber treibt ihn um – nämlich der Spott mancher Fans. Hoeneß: „Es gehen ja auch mal Schüsse übers Tor, wenn man mit mehr Risiko trainiert. Das müssen die Zuschauer ja nicht immer sehen und am besten hinterher noch sagen: Was ist das denn für ein Blinder?“ Und deshalb sollen jetzt die Fans nichts mehr sehen. Christian Paschwitz

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.