Schon so gut wie 2001?
MANCHESTER - Boss Rummenigge fühlt sich, angesichts des Triumphs von Old Trafford, beim aktuellen Team an die Helden von Mailand erinnert. Die AZ vergleicht die beiden Bayern-Mannschaften
Immer diese Franzosen. Irgendwie scheinen sie für die Münchner Schicksal zu spielen in ihrer Europacup-Geschichte. Die Rede ist diesmal nicht von Franck Ribéry, es geht schlicht um die französischen Momente in der Geschichte des FC Bayern.
In Paris gewannen sie den zweiten Landesmeister-Cup 1975, gegen St. Etienne ein Jahr später den dritten. Und auf dem Weg ins Finale 2001 machte man im März jenes Jahres Station in Lyon. Bei Olympique setzte es in der Zwischenrunde ein verheerendes 0:3, bei der Bankettrede demütigte Präsident Franz Beckenbauer das Team als „Uwe-Seeler-Traditionself“.
Die Derbleckten wurden zwei Monate später Champions-League-Sieger. Die Parallele zu dieser Saison. In der Vorrunde stand man nach zwei Pleiten gegen Bordeaux kurz vor dem Aus, und nun geht es wieder nach Lyon. Vive le FC Bayern!
Und die Erinnerung an 2001? Oh, la la! Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich bei seiner Mitternachtsansprache in Manchester angesichts der gezeigten „Leidenschaft" an die Helden von Mailand erinnert: „Als wir das letzte Mal 2001 das Finale bestritten haben, waren wir wohl nicht die beste Mannschaft. Aber was die Mannschaft damals ausgezeichnet hat, war dieser Wille, dieser Kampfgeist und dann auch diese Leidenschaft, Spiele wie hier noch umzubiegen."
Der Vergleich drängt sich auf. Wie stark sind die möglichen Henkelpott-Erben? Wie viel Sieger-Gen steckt in den aktuellen Stars?
Kahn/Butt: Unterschiedlicher könnten die beiden in ihrem Torwartspiel sowie ihrem Auftreten nicht sein. Eine Parallele gibt es: Wie Kahn, damals 1999, verlor auch Butt bereits ein Champions-League-Finale: 2002 mit Leverkusen 1:2 gegen Real. Folgt am 22. Mai das Happy End?
Sagnol/Lahm: Der Franzose galt als Halbfeldflankenkönig, der gebürtige Münchner ist als Verteidiger flexibler und kompletter.
Kuffour/Demichelis: Beides Verteidiger, die mit ihrem gesamten Körper agier(t)en, ohne Rücksicht auch auf die eigene Gesundheit. Bei Kuffour war der Risikofaktor für Tor und Mitspieler größer.
Linke/van Buyten: Zwei solide Verteidiger. Als Ottmar Hitzfeld nach dem 0:3 von Lyon 2001 gefragt wurde, ob man mit diesen Verteidigern den Pott holen könne, sagte er trotzig: „Ja.“ Und der damalige Coach behielt Recht.
Lizarazu/Badstuber: Der Franzose war einer der besten Linksverteidiger der Welt, ein Laufwunder. Badstuber hat Entwicklungspotenzial.
Effenberg/van Bommel: Cheffe Effe war der Kopf und Antreiber der Mannschaft, rasierte wenn nötig auch die Stars des Gegners am Mittelkreis. Van Bommel ist ruhiger (geworden), aber ebenso der uneingeschränkte Taktgeber.
Hargreaves/Schweinsteiger: Der Engländer, als Dauerpatient noch bei ManU unter Vertrag, assistierte als Jeremies-Vertreter Effe. Schweinsteiger ist mehr ein kreativer Spielmacher, spielt die beste Saison seines Lebens.
Salihamidzic/Müller: Brazzo war als Gute-Laune-Energie-Wunder wichtig fürs Team. Lief für zwei. Müller, viel torgefährlicher als der Bosnier, läuft für drei. Unglaubliche Premieren-Saison.
Scholl/Robben: Die Zauberer, die Künstler. Unberechenbar, unverzichtbar. Der Holländer ist torgefährlicher.
Elber/Olic: Solokämpfer im Sturm – und beide etwas verrückt, zuständig für irre Tore.
Nur für einen findet sich einfach kein Pendant, für Patrik Andersson, den damaligen Ausputzer. Patrick Strasser