Schlechtes Spiel, gute Übung - 4:0 gegen Windecks Amateure

Bayern müht sich im Pokal gegen den Fünftligisten Windeck zu einem 4:0 (2:0). Danach gibt es viel Selbstkritik – und Trainer van Gaal grummelt: „Wir haben es nicht geschafft, scharf zu sein“
von  Abendzeitung
Miroslav Klose kurz vor seinem Treffer zum 2:0
Miroslav Klose kurz vor seinem Treffer zum 2:0 © Rauchensteiner/Augenklick

KÖLN - Bayern müht sich im Pokal gegen den Fünftligisten Windeck zu einem 4:0 (2:0). Danach gibt es viel Selbstkritik – und Trainer van Gaal grummelt: „Wir haben es nicht geschafft, scharf zu sein“

Kurz vor der Pause hatten sich die Windecker Fans gerade noch mal an den Anti-Bayern-Klassiker ran getraut, verdächtig zögerlich jedoch, so als ob sie schon wüssten, dass es wohl nicht gelingen würde, diesen Bayern die Lederhosen auszuziehen. Und schon Sekunden später stand es nicht mehr 0:0, sondern 0:2, am Ende dann 0:4. Wieder mal ein zerstörter Amateur-Traum, diesmal der des TSV Germania Windeck, DFB-Pokal-Gegner des Titelverteidigers FC Bayern.

Die Zeit der Lederhosen ist für die Bayern-Profis noch nicht gekommen, doch dass die Amateure aus Windeck durchaus vernehmlich an den Hosen und Trikots des Rekordmeisters zupften, das war auch Bayern-Coach Louis van Gaal nicht entgangen.

Entsprechend säuerlich analysierte er das 4:0 gegen den Fünftligisten: „Wir haben nicht so gut gespielt, haben es nicht geschafft, scharf zu sein. Das war unser schlechtestes Spiel der Vorbereitung. Wir haben nicht viele Chancen kreiert. Germania ist sehr organisiert gestanden und hat das 90 Minuten lang beibehalten. dazu gratuliere ich.“ Auch die nächsten Sätze waren nicht nur als Kompliment an die Amateure zu verstehen: „Ich bin froh, dass wir weiter sind. Das kann hier anders ausgehen, wenn Germania die erste Torchance nutzt.“

In der Tat: Kurz vor halb sieben bot sich Germanias Michael Kessel wohl die Torchance seines Lebens. Mit einem feinen Pass hatte ihn Mittelstürmer Alexander Hettich frei gespielt, plötzlich stand nur noch Jörg Butt vor Kessel, doch er wurde nicht zum Windecker Herzbuben, er traf vor lauter Aufregung nur das Außennetz. In der 40. Minute gelang ihm dann noch aus 40 Metern ein Heber über Butt hinweg – aber auch übers Tor. Das waren sie dann eigentlich schon, die Torchancen des TSV Germania. Der Gegner hatte auch nur zwei mehr, allerdings am Ende vier Treffer auf dem Konto statt gar keinen.

„Germania, gib Gas, wir wollen Spaß!“ So tönte es vor dem Anpfiff aus den Lautsprechern der Kölner Rhein Energie Arena. Nach dem „Spiel des Jahrhunderts" gegen Schalke 04 im vergangenen Jahr, galt die Partie gegen Bayern für den 20000-Einwohner-Ort 70 Kilometer südöstlich von Köln nun logischerweise als „Spiel des Jahrtausends“. Zwar gab es beim Ergebnis keine Verbesserung (wieder 0:4), dafür aber bei der Zuschauerzahl. Kamen gegen Schalke nur 16000 waren es diesmal 41100 - nicht übel für eine Truppe, die in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von 436 verzeichnete.

Zwei Doppelschläge jeweils kurz vor Halbzeit-Ende – zunächst Miroslav Klose und Franck Ribéry, dann Toni Kroos und Mario Gomez kurz vor Schluss – genügten Bayern für den Einzug in die nächste Runde. Sportdirektor Christian Nerlinger meinte: „Das sind Spiele, in denen man keine Fußballfeste erwarten darf.“ Coach van Gaal sah das ähnlich: „Wir haben getan, was wir tun mussten. Das war eine gute Übung. Aber am Freitag gegen Wolfsburg, das wird ein anderes Spiel.“ Das glaubt auch Nerlinger: „Wolfsburg ist ein sehr ehrgeiziger Verein. Da wollen wir schon mal ein Zeichen setzen.“

Dass es bis dahin noch einiges zu verbessern gibt, darüber war man sich einig. „Die Laufbereitschaft war nicht in Ordnung", meinte Klose. „Wir haben nicht so schnell und sicher kombiniert", sagte Kroos. „Das war generell wirklich nicht gut“, befand Müller. Nur Kapitän Mark van Bommel beschied die Frager nach tieferen Erkenntnissen aus diesem Spiel mit klaren Worten: „Gar keine.“

Thomas Becker

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