Schäfer: "Im Grunde ist der Olli ein ganz Liebenswerter"
Am Montag feiert Ex-Bayern-Keeper Oliver Kahn seinen 40. Geburtstag. In der AZ gratuliert ihm sein Entdecker Winnie Schäfer – und erinnert sich an die Anfänge des Weltstars.
AZ: Herr Schäfer, Sie tragen ja nicht wenig Schuld an Oliver Kahns Karriere...
WINNIE SCHÄFER: Das ist richtig. Ich bin froh, dass das jemand aus München weiß. Der Olli weiß das immer noch. Aber es gibt ja immer viele Leute, die Entdecker waren.
Erzählen Sie mal von früher!
Er ist aufgefallen, nicht nur, weil er diese blonden Haare hatte, sondern war schon in der A-Jugend sehr präsent. Ich hab ihn dann zu mir geholt, mit einem zweiten Torwartneuling, dem Sohn von Rudi Wimmer, ein Idol hier in Karlsruhe. Einen von beiden musste ich zum zweiten Torwart machen. Ich hab ein Extra-Training angesetzt, eine Art Shoot out, war aber voreingenommen, weil mir Olli im Training immer gezeigt hat, dass er unbändigen Willen hat und nicht dieses typische Karlsruher Flair – so wie jetzt wieder: Abstieg? Gut, dann steigen wir ab. So war der Olli nie. Ich hab ihn mal mit den Gladbacher Fohlen verglichen. Diese Mentalität hat er auch.
Der Shoot out...
15 Bälle jeder. Den Stefan Wimmer hab ich gefragt: Wieviel willste reinhaben? Sagt er: drei. Hab ich ihm fünf reingemacht. Dann kam der Olli, ich hatte keine Bälle mehr – und er stellt sich ins Tor und wartet. Sag ich: Soll ich vielleicht die Bälle für dich holen? Dann hat er so geguckt, wie er’s jetzt noch immer macht, und gesagt: Tjaaaa. Als die Bälle da waren, frag ich: Wieviel mach ich rein? Sagt er: Keinen. Aber ich konnte natürlich gut schießen, hab den ersten reingemacht und gesagt: Und? Was ist jetzt? Er hat die Zähne zusammengebissen und dann ging’s los. Irgendwann wollte ich aufhören, weil ich mich entschieden hatte. Sagt er: Wie, Trainer? Schon Schluss? In einem ganz fairen Zweikampf hat er dann den Alexander Famula als Nummer eins verdrängt, ist immer größer und stärker geworden. Er war genau so, wie man sich einen Fußballer vorstellt.
Haben Sie noch Kontakt?
Wir haben uns gerade beim Länderspiel in Dubai getroffen, er hat mich zum Abschiedsspiel eingeladen. Und er hat nie vergessen, was so war – und er hat immer rausgestellt: Dieses Nie-Aufgeben-Wollen, das hat er von mir.
Fehlt Kahn dem FC Bayern?
Ich hab immer gesagt: Die Spieler von Bayern werden erst wissen, wie wichtig er war, wenn er nicht mehr da ist. Hat man ja diese Saison gesehen. Der FC Bayern hat immer von diesen großen Spielern gelebt. Und Klinsmann hat Fehler gemacht: Er hat den Olli aus der Nationalelf rausgeholt. Mit ihm wäre er Weltmeister geworden.
Wie sehen Sie Kahns Entwicklung nach dem Karriereende? Am Montag kehrt er aus China zurück, wo ab Donnerstag seine TV-Show „I never give up – The Kahn principle“ startet, in der er Nachwuchstorhüter sucht...
Er macht das überragend, vermarktet sich fantastisch. Irgendwann wird er in den Fußball zurück kommen. Solche Leute darf man nicht außen vor lassen. Er soll sich ein paar Jahre Zeit geben und dann diesen Managerposten übernehmen. Ich kenne ja sein wahres Ich. Diese Rolle als Titan hat er nur gespielt. Im Grunde ist er ein ganz Liebenswerter.
Interview: Th. Becker
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