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Runder Tisch mit Bayern-Mitgliedern: Kahn und Hainer verteidigen Katar-Engagement

Nach massiver Kritik der eigenen Fans hat sich der FC Bayern dem Reizthema Katar angenommen und einen Runden Tisch in der Allianz Arena veranstaltet. Vorstandsboss Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer diskutiert unter anderem mit zwei Mitgliedern.
AZ/dpa/SID |
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Dieses große Protestbanner zeigten die Bayern-Ultras in der vergangenen Saison.
Dieses große Protestbanner zeigten die Bayern-Ultras in der vergangenen Saison. © IMAGO / ULMER

München - Der FC Bayern hat einen Runden Tisch zum Streitthema Katar veranstaltet. Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer waren am Montag in der Allianz Arena für den deutschen Fußball-Rekordmeister bei dem Austausch dabei.

An der Diskussion nahmen unter anderen noch Hassan Al-Thawadi, Cheforganisator der WM 2022, aber auch das Katar-kritische Bayern-Mitglied Michael Ott oder Stephen Cockburn, Leiter wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International, teil.

"Wir sehen diese WM als eine einzigartige Chance, eine Veränderung anzustoßen", sagte der per Video zugeschaltete Cockburn und hob auch Reformbemühungen Katars hervor. Er mahnte zugleich aber die in dem Land begangenen Verstöße etwa gegen Arbeits- und Menschenrechte an. Die Veränderungen müssten "so schnell wie möglich passieren".

Hainer: Man muss Katar eine Chance geben

Der FC Bayern hat einen bis 2023 laufenden Sponsorenvertrag mit der Fluglinie Qatar Airways. Die Geschäftsbeziehung mit Katar ist in der Fanszene des Klubs aber wegen der umstrittenen Menschenrechts-Situation im Gastgeberland der WM 2022 und der Arbeitsverhältnisse auf den WM-Baustellen ein Reizthema.

Der FC Bayern wiederum hat sein Engagement in Katar erneut und mit Vehemenz verteidigt: "Nur durch Hinschauen und Dialog werden Verbesserungen angestoßen", sagte Präsident Herbert Hainer : "Ich bin der festen Überzeugung, dass man diesem Land eine Chance geben muss!"

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Kahn: "Seitdem der Fußball in Katar angekommen ist, bewegt sich einiges"

Vorstandschef Oliver Kahn ergänzte im Rahmen der zweistündigen, teilweise hitzigen Diskussion, die Reformen in Sachen Menschenrechte würden "so ein bisschen abschätzig" betrachtet. Es sei "sehr, sehr viel passiert. Ich glaube, dass der Sport sehr, sehr viel bewegen kann." Man dürfe nicht zu viel erwarten, aber "der Fußball kann ein sehr, sehr wichtiger Mosaikstein" sein.

"Seitdem der Fußball in Katar angekommen ist, bewegt sich einiges", betonte Kahn: "Natürlich ist es noch nicht so, wie wir uns das alle vorstellen. Aber am Dialog geht kein Weg vorbei. Dann bin ich zutiefst überzeugt, dass sich Dinge verändern."

Mitglieder fragen sich: Wo gibt es noch eine rote Linie beim FC Bayern?

Bayern-Mitglied Ott hatte auf der turbulenten Jahreshauptversammlung des FC Bayern im Herbst 2021 einen Spontanantrag einbringen wollen, um über das Sponsoring mit der Fluglinie abstimmen zu lassen. Das ließ das Präsidium nicht zu. Ott hatte daraufhin das Verhalten der FCB-Führung scharf kritisiert.

Ott und Robin Feinauer, ein weiteres Mitglied, hielten am Montagabend dagegen: "Die Frage stellt sich, wie viele Menschen sterben müssen, bis das Ende des Reformprozesses erreicht ist", sagte Feinauer mit Blick auf die Arbeitsbedingungen. Ott zählte Missstände auf und meinte: "Wenn da keine rote Linie erreicht ist für eine Werbepartnerschaft, wo gibt es dann überhaupt noch eine rote Linie für den FC Bayern?"

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Katar-Botschafter spricht von "Verschwörung"

An der Gesprächsrunde in der Allianz Arena nahm unter anderem auch der frühere Außenminister Sigmar Gabriel. Er "staune" über die Kritik, sagte er, "wir sollten uns nicht auf ein hohes moralisches Podest stellen", sondern Katar im Reformprozess unterstützen.

WM-OK-Chef Hassan Al-Thawadi sagte "mit Stolz, dass wir das Menschenmögliche gemacht und uns dem Fortschritt verpflichtet haben". Der katarische Botschafter Abdulla bin Mohammed Al-Thani behauptete, es gebe "keine Probleme mit Frauenrechten" und nannte Berichte, das Land habe die WM "gekauft" eine "Verschwörung".

Katar wird immer wieder wegen systematischen Menschenrechtsverstößen und Ausbeutung von Migranten kritisiert. Die Regierung des reichen Emirats weist die Vorwürfe zurück und führt Reformen zu Gunsten der ausländischen Arbeiter an.

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19 Kommentare
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  • barzussek am 06.07.2022 12:07 Uhr / Bewertung:

    Der FC Bayern sollte sich nicht von dem Gedöns von Heuchlern beeinflussen lassen denn diese drehen die Heizung im Winter wohl auch nicht zurück wenn sie mit Gas aus Katar eine warme Stube wollen Das messen mit zweierlei Maß kotzt nur noch an Da wird von Menschenrechten gepredigt juckt aber keinen wenn die Amis über 1400 unschuldige Menschen mit Drohnen ermorden oder Menschen in Käfigen wie Tiere gehalten werden in Guantanamo --ohne Gericht oder sich kein Mensch darüber aufregt wie Menschen in den Flüchtlingslagern hausen müssen hier wären die Protestler gefragt

  • Fußball-Fan am 06.07.2022 18:03 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von barzussek

    Menschenrechte sind Gedöns? Warum wandern Sie nicht nach Russland aus, da legt man auch keinen Wert auf die Einhaltung von Menschenrechten. Dem FC Bayern scheinen Menschenrechte wurscht zu sein. Das muss man öffentlich anklagen und das machen einige Bayern-Fans ja auch. Übrigens sind Runde Tische ohne Öffentlichkeit Ausdruck purer Angst des FC Bayern vor berechtigter Kritik. Angsthasen stecken lieber den Kopf in den Sand, als verantwortlich zu handeln.

  • Fußball-Fan am 05.07.2022 23:49 Uhr / Bewertung:

    Für Geld geht der FC Bayern über Menschenrechte. Statt in Katar massive Verbesserungen einzufordern, werden leere Worthülsen produziert und die Wahheit gebeugt. Nach wie vor werden in Katar Frauen, Schwule und Ausländer massiv benachteiligt und ihrer Rechte beraubt. Der FC Bayern versucht diese Wahrheiten zu ignorieren und versündigt sich für ein paar Millionen Dollar.

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