Rummenigge: "Die Kirsche auf die Sahne der Torte"

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge übers Pokal-Finale im "deutschen Wembley", das Triple - und die Angst vor der Aschewolke.
AZ: Herr Rummenigge, fällt es Ihnen nach dem Titel Nummer eins und vor den Chancen auf weitere Titel schwer, ruhig zu bleiben?
KARL-HEINZ RUMMENIGGE: Für mich wäre es ein historisches Ereignis. Denn selbst die erfolgreiche Mannschaft der 70er-Jahre, die ja dreimal in Annführungszeichen nur den Europapokal der Landesmeister gewonnen hat, hat es auch nie geschafft, dieses Triple zu gewinnen. Aber ich muss unabhängig vom Ausgang der beiden kommenden Finalspiele sagen, wir haben eine tolle Saison gespielt. Es wäre jetzt nur noch die Kirsche auf der Sahne der Torte, die gerade vor uns steht, wenn wir alle drei Titel holen würden. Wir werden aber natürlich versuchen, diese Kirsche drauf zu setzen. Ganz klar, wenn wir am Samstag das Double gewinnen würden, dann wäre das für uns auch noch mal ein Schub in Richtung Madrid. Und dort hat die Mannschaft dann die Chance, etwas Historisches zu leisten.
Wie beurteilen Sie die Ausgangslage des FC Bayern vor dem DFB-Pokal-Finale?
Natürlich sind wir im Moment alle zufrieden. Aber natürlich wissen wir auch, dass man im Fußball nie zu sehr zufrieden sein darf. Gerade wenn man noch so zwei schwere Spiele vor der Brust hat. Das gibt am Samstag gegen Bremen keinen Selbstläufer. Denn Werder ist eine Mannschaft, die in den letzten Wochen nicht nur attraktiven, sondern auch sehr erfolgreichen Fußball gespielt hat. Die werden genauso wie wir alles daran setzen, diesen Pokal zu holen. Und deswegen tun wir gut daran, mit der Konzentration nicht nachzulassen.
Viele Bayern-Spieler sind jung und haben noch nie in einem Finale gespielt. Kann das vor dem Finale gegen Bremen, bei denen einige schon mehrere Endspiele mitgemacht haben, ein Vorteil sein?
Es spielt keine Rolle, ob man den Pokal ein-, zwei- oder dreimal gewonnen hat. Diese Atmosphäre in Berlin ist einzigartig, es ist das deutsche Wembley, und dort will man natürlich den eigenen Fans den Pokal entgegenstrecken. Dort ist niemand satt.
Sie haben selbst früher viele Endspiele erlebt. Wie erlebt man als Spieler einen solchen Tag in der Vorbereitung?
Das ist natürlich kein normaler Samstag. Da geht keiner zum Shopping oder durch die Stadt spazieren vorher. Man bereitet sich ganz konzentriert vor und wird bei so einem Spiel, je näher es rückt, immer nervöser. Aber das ist keine Belastung. Ich kann nur jedem gratulieren, der diese außergewöhnliche Atmosphäre in Berlin erleben darf.
Auf einmal ist die Aschewolke zurück. Gibt es tatsächlich Überlegungen, kommende Woche mit dem Helikopter nach Madrid zu fliegen?
Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf Berlin. Ich habe auch vom Chef des Münchner Flughafens gehört, dass die Chancen, nach Berlin und von dort wieder zurückzukommen, bei nahezu 100 Prozent liegen. Also da haben wir keine Probleme. Aber es wäre natürlich eine Katastrophe, wenn nächste Woche diese Aschewolke zurückkommen würde. Wir müssen schließlich nicht nur die Mannschaft, sondern auch 21.000 Menschen nach Madrid und wieder zurück bringen. So viele Helikopter wird es vermutlich gar nicht auf der Welt geben. Das ist aber sowieso kein Thema, weil auch Helikopter nur auf Sichtflug fliegen können. Und wir müssen ja über die Alpen drüber. Da soll’s ja auch Berge geben, die über 3000 Meter hoch sind. Ich bin zwar kein Wetterfrosch, der will ich auch nicht werden, aber ich hoffe, dass sich die Aschewolke mal für zehn Tage zurückzieht und dieses Spiel in Madrid dann problemlos stattfinden kann.
Welcher der Titel Meister, DFP-Pokal-Sieger und Champions-League-Gewinner ist Ihnen am wichtigsten?
Wir haben immer klar gesagt, dass die Priorität Nummer eins auf der Meisterschaft liegt. Das ist auch der ehrlichste Titel, denn nach 34 Spielen steht niemand aus Zufall vorne. Aber wir haben jetzt natürlich die große Chance und auch das große Glück, die beiden Finalspiele spielen zu dürfen. Und so wie ich unsere Mannschaft kennengelernt habe, die ist hungrig und auch gierig, kann sie am Ende des Tages alles gewinnen.
Aufgezeichnet: Marco Plein