Robbens Triathlon: Treffen, winken, küssen

Dem besten Bayern der vergangenen Wochen gelingt nun erstmals auch noch ein Dreierpack. Er verzückt die Fans und seine Familie. Und sagt: „Das reicht mir nicht. Ich will mehr. Ich will Titel.“
MÜNCHEN Den Reportern gehen langsam die Superlative aus, Arjen Robben aber hat noch lange nicht genug. „Kann sein, dass ich in der Form meines Lebens bin“, sagt der Überflieger der Liga zu seinen Zaubervorstellungen der vergangenen Wochen. Wie jetzt auch noch seinen ersten Dreierpack beschreiben? Sämtliche sind gespielt („Bayern robbt sich zum Titel“), alle Jubel-Ari(j)en sind gesungen. Und was macht Robben? Einfach weiter. Tor auf Tor. Rücksichtslos.
Wenn die Worte fehlen, müssen halt Zahlen her. Noch bei keinem Klub hat der Holländer so viele Tore gemacht wie beim FC Bayern. Beim FC Chelsea und Real Madrid waren es pro Saison maximal sieben. Insgesamt: 15 Treffer in drei Jahren Chelsea, elf in zwei Jahren Real. Bei Bayern steht sein Trefferkonto nach einem halben Jahr schon bei 14 Ligatreffern - und ein Ende ist nicht abzusehen.
Nach den drei Treffern gegen Hannover stehen nach 30 Spielen 19 Tore zu Buche: 14 in der Liga, drei in der Champions League, zwei im Pokal. 21 Scorerpunkte in 21 Ligaspielen. Mit Robben hat Bayern in der Liga 15 von 21 Spielen gewonnen, ohne ihn nur drei von zehn Spielen. Mit Robben schoss Bayern im Schnitt 2,5 Tore pro Spiel, ohne ihn nur 1,2. Gegen Hannover verschliss er drei Gegenspieler: Christian Schulz musste wegen einer gelben Karte nach Foul an Robben noch in Halbzeit eins raus, Constant Djakpa folgte frustriert nach 54 Minuten, auch Konstantin Rausch war überfordert. Bastian Schweinsteiger stellte fest: „Der ist noch schneller als ich. Eine Bereicherung für die Liga. Und er passt vom Charakter her gut zu uns.“
Trainer Louis van Gaal achtet darauf, dass Robben kein Solitär ist. „Wir haben Spieler, die den Unterschied machen können, und das haben wir heute wieder gesehen“, sagte van Gaal, „Arjen Robben kann das, genau so wie Franck Ribéry oder Thomas Müller.“
Dass der Franzose an keinem der sieben Treffer beteiligt war, wird ihm nicht geschmeckt haben, ebenso wenig wie neulich die mahnenden Worte Robbens, Ribéry solle sich lieber auf den Saison-Endspurt konzentrieren anstatt auf seine Vertragsverhandlungen. Den Rang als Spektakelkicker Nummer eins hat Robben dem Franzosen ja schon lange abgelaufen.
Und so baute Robben sich , während die Kollegen brav in die Kabine trabten, nochmal vor der Haupttribüne auf, warf seiner Familie Kusshändchen zu, winkte, küsste. Robbens Triathlon: Treffen, winken, küssen. Wie seine Ehefrau Bernadien nach dem Spiel mit seinem Liebesbeweis hatte Robben zuvor die anderen 68999 Zuschauer in der Arena verzückt.
Satt ist Jubel-Arjen noch lange nicht: „Vielleicht hätte ich noch ein paar Tore machen können“, sagte Robben, „aber das reicht mir nicht. Ich will mehr. Ich will Titel.“ Klingt ganz so, als müssten noch einige Robben-Geschichten geschrieben werden.
Thomas Becker