Robben, der bessere Ribéry?
MÜNCHEN - Natürlich möchten die Bayern den Franzosen gerne behalten, den Vertrag über 2011 hinaus verlängern. Doch sie haben da schon einen, der es in Sachen Torgefahr, Kreativität, und Anerkennung mit ihm aufnehmen kann: Arjen Robben
Der erste Schritt ist gemacht: Die erste Verhandlungsrunde führte direkt zu einem Abschluss – und dabei war Franck Ribéry nicht einmal anwesend. Es ist jedoch als deutliches Signal an den Franzosen zu werten, dass die Bayern-Bosse am Donnerstagnachmittag die Vertragsverlängerung bis 2012 von Daniel van Buyten, der besseren Hälfte von Ribéry, verkündeten.
So soll es dem von Real Madrid, FC Barcelona und sonstigen Weltvereinen umworbenen Mittelfeldspieler schmackhaft gemacht werden, doch über 2011 hinaus in München zu bleiben.
Für die Bayern-Bosse und speziell für den neuen Sportdirektor Christian Nerlinger wäre es ein Prestige-Erfolg mit hoher internationaler Resonanz.
Der beste Freund und Helfer des Franzosen darf also bleiben, um ganze zwei Jahre wurde van Buytens Kontrakt verlängert – obwohl der Abwehrchef bereits 32 Jahre ist.
Die die Ü30-Regelung, älteren Spielern immer nur Einjahresverträge anzubieten, ist Vergangenheit. Dass sie fortgeführt werde, sei „eine Mär“, wie Nerlinger mitteilte. Auch der Vertrag von Mark van Bommel (32), dem Kapitän, soll demnächst um zwei Jahre verlängert werden.
Dabei spielt es keine Rolle, was Arjen Robben, der zweite Holländer im Team, vorhat. Der Linksfuß ist erst seit August im Kader, hat bis 2013 unterschrieben und die bessere Perspektive. Besser als die Ribérys? Nur weil auch der Trainer ein Holländer ist? Nur weil Robben Stammspieler und Ribéry derzeit um den Anschluss kämpft?
Nein, das wäre zu schlicht. Die Frage aber, die sich derzeit stellt, da Robben die Bundesliga nicht nur modisch, sondern vor allem fußballerisch aufmischt und Ribéry Woche für Woche einen Leistungstest bei Louis van Gaal absolviert, um fitter zu werden, als er es selbst für möglich hält, ist doch diese: Ist Robben der bessere Ribéry?
Am besten könnte das Philipp Lahm beantworten, nur darf der 26-Jährige das freilich nicht. Jedwede Art der Bevorzugung des einen würde als Kritik am anderen ausgelegt werden. Zwei Jahre hatte Lahm seine liebe Mühe, da er Freigeist Ribéry auf der linken Seite nach hinten absichern musste und dabei oft gerne mehrere Beine gehabt hätte. Als van Gaal übernahm, musste Lahm die Abwehrseite wechseln: Nun hat er rechts Robben vor sich, der zu seinen größten Leidenschaften nicht unbedingt die Abwehrarbeit zählt. Dennoch sagt Lahm nach anfänglichem Gewöhnungsprozess: „Jetzt wissen wir, was der andere macht.“
Robben gab das Kompliment in „Bild“ zurück: „Das Verständnis mit Philipp ist wirklich super. Er ist ein Weltklasse-Spieler und wir verstehen uns toll. Und unser Zusammenspiel kann in Zukunft sogar noch besser werden.“ Da Robben auf Anweisung des Trainers gewillt ist, ab und an hinten auszuhelfen.
Die Fakten sprechen für Robben. In seinen bisher 12 Bundesligapartien (810 Spielminuten) traf der Holländer sechs Mal, lieferte vier Torvorlagen.
Da Ribéry in dieser Saison ständig verletzt oder in Reha war, sind die Vergleichswerte aus der Vorsaison: 25 Spiele (2073 Minuten Einsatzzeit), neun Tore, elf Vorlagen. Allerdings benötigte Ribéry 230 Minuten pro Tor, Robben kommt derzeit auf 135. Gegen Mainz und in Bremen verwandelte er einen Freistoß direkt – diese Quote steht bei Ribéry selbst nach zweieinhalb Jahren.
Was die Deutschkenntnisse betrifft, verhält sich das Tempo des jeweiligen Lernfortschritts ebenso.
In der Gunst der Fans stehen beide längst auf einer Stufe. Ribérys Zukunft soll sich bis März entscheiden. Geht er, haben die Bayern ja immer noch Robben.
Patrick Strasser