Ribérys schwerstes Spiel
Die Sex-Affäre ums französische Nationalteam bringt auch den Bayern-Star ins Visier seiner Landsleute: „In der Arena Sekunde für Sekunde unter Beobachtung.“Real und Barca wollen ihn angeblich nicht mehr.
MÜNCHEN Eine unappetitliche Sexaffäre? Ein möglicher Kontakt zu einem Zuhälterring? Zu einer Prostituierten? Oder mit allem nichts zu tun? Der Verein steht bedingungslos hinter dem Spieler und macht dies öffentlich bekannt, ohne Wenn und Aber: Olympique Lyon, Bayerns Gegner im Champions-League-Halbfinale, ließ im Falle seines belasteten Stürmers Sidney Govou als Communiqué verbreiten, dass dieser nicht in diese Affäre verwickelt sei – weder direkt noch indirekt. „Olympique versichert Govou noch einmal seiner Unterstützung und seines Vertrauens.“
Und der FC Bayern? Auch am Dienstag hielt man sich zurück im Fall Franck Ribéry, der in Frankreich ebenfalls als Zeuge vernommen wurde (AZ berichtete). Die Kanzlei von Ribérys Anwältin Sophie Bottai hatte in Marseille bestätigt, dass sich die Ermittler für eine Bekanntschaft von Ribéry interessiert hätten. „Er wurde vergangene Woche als Zeuge vernommen. Was uns betrifft, ist die Angelegenheit damit erledigt.“
„Das ist natürlich ein Thema“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Mehr aber auch nicht. Die Gespräche werden intern geführt; Ribéry wurde von der Liste der Teilnehmer der Pressekonferenz am Dienstag gestrichen und durch Philipp Lahm ersetzt. Fragen zu und nach Ribéry waren unerwünscht. Nerlinger: „Wir müssen uns auf das Sportliche konzentrieren, auch Franck.“
Der Franzose machte das Abschlusstraining mit. Er lachte und scherzte mit den Kollegen, als belaste ihn rein gar nichts. Die Bayern versuchen, die Sache klein zu reden. „Er ist ja offenbar in dieser Sache nur als Zeuge befragt worden“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass ihn das mit Blick auf Lyon irgendwie aus der Ruhe bringt. Er wird seinen Kopf ganz beim Spiel haben.“
Wirklich? Lyon, ausgerechnet Lyon, das Duell mit Ribérys Landsleuten, wird nun zu seinem schwersten Spiel.
In Frankreich hat die Affäre immense Dimensionen angenommen. Auf der Titelseite der Sporttageszeitung „L’Equipe“ sind Ribéry und Govou vor einem ausbrechenden Vulkan zu sehen mit der Zeile: „Sur un volcan“. Sinngemäß: auf einem Pulverfass.
Das Blatt „Le Parisien“ mutmaßte, die „außersportlichen Widrigkeiten“ könnten sich auf Ribérys Moral auswirken: „Eine erste Antwort erwarten wir in der Allianz Arena. Sein Auftritt wird Sekunde für Sekunde unter Beobachtung stehen. Und das ist nur der Anfang: Alle seine Spiele werden nun unter die Lupe genommen, so lange, bis sich diese Affäre legt.“
Und „Le Figaro“ glaubt: „Sollte sich der Skandal ausweiten, könnte der Medien-Aufruhr den Spieler dazu bringen, nicht nur Bayern, sondern auch die Nationalelf zu verlassen. Alles ist denkbar!“ Das Blatt „France Soir“ ließ auf ihrer Homepage eine Umfrage durchführen. Ergebnis: 57 Prozent sind der Meinung, Ribéry könne Frankreich nicht mehr als Nationalspieler vertreten.
Ribéry erfährt Gegenwind. Betrifft das auch seine Zukunftspläne? Laut „Cadena Ser“ in Spanien hätten Real Madrid und der FC Barcelona bereits Abstand von einer möglichen Verpflichtung Ribérys im Sommer genommen.
Und die Bayern? Ribérys Zukunft ist ungewisser denn je. P. Strasser, A. Zoch