Ribéry: Kreativ hat Pause - zehn lange Spiele
MÜNCHEN - Bänder- und Kapselriss bei Franck Ribéry. Vier bis sechs Wochen Pause für den Franzosen. Van Gaal hatte sogar Schlimmeres befürchtet.
Die Shorts trug Franck Ribéry nicht zum Spaß, auch nicht aufgrund einer Spätsommer-Laune. Es war eine rein praktische Sache für die Untersuchung bei Bayerns Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Mittwoch. Um 10 Uhr betrat der Franzose auf Krücken die Praxis, um kurz nach 13 Uhr lautete die Diagnose nach der Kernspintomographie: ein Riss des vorderen Außenbandes und der Kapsel im rechten Sprunggelenk.
Für Ribéry eine niederschmetternde Diagnose. Wieder Krücken, wieder Reha, wieder Aufbautraining – vor allem: wieder nur Zuschauer für Wochen. Doch Bayern-Trainer Louis van Gaal war ob der Diagnose trotzdem ein wenig erleichtert. „Ich hatte Schlimmeres befürchtet. Wir hatten Glück im Unglück. Jetzt müssen wir schauen, dass sich Franck gut auskuriert", sagte der Holländer, der einen Ausfall bis zur Winterpause befürchtet hatte. Nun werden es wohl sechs Wochen Pause – mindestens, bei optimalem Heilungsverlauf.
Laut Müller-Wohlfarth muss der 27-Jährige zehn Tage Gips tragen, anschließend bekommt er für zehn Tage einen Spezialschuh, muss danach noch einmal zehn Tage Aufbautraining absolvieren. Nur wenn alles perfekt läuft, kann Ribéry in der zweiten Oktoberhälfte wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Realistisch ist ein Startelf-Comeback erst Mitte November, etwa beim Heimderby gegen Nürnberg am 13. November. Damit würde der Flügelspieler den Bayern zehn Pflichtspiele (sechs Mal in der Liga, eine Partie im DFB-Pokal und drei in der Champions League) fehlen.
„Wir alle haben ihn getröstet, weil wir eine echte Mannschaft sind“, sagte Kapitän Mark van Bommel. „Es ist sehr bitter für Franck“, meinte Thomas Müller, „aber wenigstens hatte die Aktion noch einen Sinn.“ Ribérys Schuss konnte Hoffenheims Keeper Haas nur abprallen lassen, Müller verwandelte locker.
Nun muss es ohne Ribéry gehen. Bei der letzten Übung ohne das Flügel-Duo wurde der AS Rom zum Auftakt der Champions-League-Saison 2:0 bezwungen. Spät, aber doch. Es war eine zähe Übung. Und zugleich ein Ausblick auf die kommenden Wochen ohne Ribéry und Arjen Robben, der nach seinem Muskelriss im Oberschenkel die komplette Hinrunde fehlt.
Bayern ist verwundet, an den Seiten, rechts, links. „Die Verletzung von Franck ist nicht gut für uns“, ärgerte sich van Bommel, „er ist ein kreativer Spieler. Einer, den jede Mannschaft gebrauchen kann. Davon gibt es nicht viele.“
Nun fehlt dem Spiel das, was van Gaal sehnsüchtig braucht, vor allem gegen defensiv eingestellte Teams wie zuletzt Rom oder Köln: das Überraschende, die Kreativität. Wer soll die Chancen kreieren? Sind die Bayern ohne Robben/Ribéry nur halb so stark – wenn sie nun zehnmal ohne ihr Herz, ohne Robbéry, antreten müssen.
Gegen Hoffenheim brachte van Gaal Hamit Altintop, der in der Nachspielzeit die Flanke schlug, die zum Siegtreffer durch van Buyten führte. Der Türke, bisher nur gegen Rom im Team, dürfte nun gesetzt sein auf links. Es ist die Chance für Altintop, nachdem der Saisonbeginn frustrierend verlief. In Hoffenheim gratulierte ihm van Gaal uns tätschelte ihn. Er weiß, dass er ihn nun braucht.
Patrick Strasser