Regisseur auf Bewährung

Thomas Müller darf auf seiner Lieblingsposition ran. Jupp Heynckes fordert: „Er muss torgefährlicher werden.“
von  Filippo Cataldo

Anatolyi Tymoshchuk schien da so eine Ahnung gehabt zu haben. Auf der Fahrt vom Mannschaftshotel Oberoi ins JLN-Stadium in Neu Delhi twitterte Bayerns Mittelfeldspieler aus dem Bus heraus: „Wie viele Tore wird Thomas Müller später schießen?“
Die Antwort darauf gab Müller dann drei Stunden später auf dem Platz: Es wurden zwei. Dazu noch eine Vorlage. Überhaupt war der Lückensucher mit den Storchenbeinen in den 45 Minuten, die er auf dem Platz stand, beim lockeren 4:0 gegen die indische Nationalmannschaft (die anderen Treffer erzielten Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger) der auffälligste Akteur. Und das war auch gut so.
Denn Müller durfte in Delhi mal wieder auf seiner Lieblingsposition hinter der Spitze ran. Weil Franck Ribéry beim Rückrundenauftakt in Gladbach am 16. Januar gesperrt ist, muss Coach Jupp Heynckes sein Mittelfeld umbauen. Toni Kroos rückt vom Zentrum nach links, Tymoshchuk spielt neben Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld, Müller darf ab in die Mitte.
Und ab sofort ist der WM-Torschützenkönig ein Regisseur auf Bewährung. Denn Müller würde gerne auf dieser Position bleiben, zumal ihm sonst in der Rückrunde die Bank droht: Solange Arjen Robben gesund ist, ist der Niederländer auf dem rechten Flügel, wo Müller in der Hinrunde meist spielte, gesetzt. Müller wird in der Rückrunde entweder als Regisseur spielen – oder eben weniger. Dafür muss er aber Heynckes’ Lieblingsschüler Toni Kroos von der Spielmacherposition verdrängen. Kroos würde dann neben Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld spielen.
Trainer Jupp Heynckes jedenfalls macht Müller Mut. „Thomas hat immer einen wahnsinnig großen Aktionsradius. Das gefällt mir gut“, sagte er schon während des Trainingslagers im katarischen Doha. Allerdings meinte er da auch: „Aber Thomas muss wieder mehr Torgefahr ausstrahlen, das weiß er selbst auch.“
In Delhi zeigte Müller, dass er das müllern nicht verlernt hat.

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