Real pokert hoch um Ribéry: 60 Millionen plus X!

Verwirrung im Transferpoker um Topstar Ribéry: Zunächst sagt Madrid-Boss Perez ab, nun gibt dessen Berater Zidane ein neues Angebot ab, das sogar Bayern-Manager Hoeneß locken könnte.
von  Abendzeitung
Ein eingespieltes Team: Auch beim Fußball-Tennis während der WM 2006 hatten Franck Ribéry und Zinédine Zidane ihren Spaß. Gibt’s bald eine Fortsetzung in Madrid?
Ein eingespieltes Team: Auch beim Fußball-Tennis während der WM 2006 hatten Franck Ribéry und Zinédine Zidane ihren Spaß. Gibt’s bald eine Fortsetzung in Madrid? © dpa

MÜNCHEN - Verwirrung im Transferpoker um Topstar Ribéry: Zunächst sagt Madrid-Boss Perez ab, nun gibt dessen Berater Zidane ein neues Angebot ab, das sogar Bayern-Manager Hoeneß locken könnte.

Ribéry, der Wechsel und kein Ende: Allmählich nervt das Hickhack um den wanderwilligen Franzosen. Sicher, als die Bayern den kleinen Wirbelwind verpflichteten, wussten sie, dass sie sich da keinen braven, stromlinienförmigen Ja-Sager eingekauft hatten. Im Gegenteil. Sechs Vereine in sechs Jahren: Die einzige Konstante in Ribérys Fußballerleben schien der Wechsel zu sein: US Boulogne, Olympique Alès, Stade Brestois, FC Metz, Galatasaray Istanbul, Olympique Marseille, FC Bayern. Insofern wäre ein erneuter Umzug im Sommer nur folgerichtig.

Jeden Tag schlägt der Transferpoker neue Volten. Verkündete Real Madrids Präsident Florentino Perez vergangene Woche noch, die Bemühungen um Ribéry einstellen zu wollen, so preschte nun sein persönlicher Berater in die entgegengesetzte Richtung vor: Zinédine Zidane führt derzeit eigenen Angaben zufolge konkrete Gespräche mit der Bayern-Führung - und mit Ribery. Letzteres ist recht einfach: Zidane und Ribéry haben den gleichen Berater.

Der dreimalige Welt-Fußballer ist sich sicher, seinen Landsmann für einen Betrag „60 Millionen Euro plus X“ loseisen zu können. „Die Entscheidung liegt bei ihm, aber ich glaube nicht, dass er ablehnen kann. Er ist ein überragender Spieler, der wunderbar zu Real passen würde. Ich erwarte, dass Ribéry für Real spielen wird. Es wäre für ihn ein weiterer großer Karriereschritt, wenn er in dieser Mannschaft spielen würde“, sagte Zidane der französischen Tageszeitung „Le Dauphiné Libéré“.

"Das Modell von Madrid ist imperialistisch"

Immerhin hat sich Manchester United schon mal einigermaßen glaubhaft aus dem Konzert der Mitbieter verabschiedet. Auf der Suche nach einem Cristiano-Ronaldo-Nachfolger sind die Briten nun Ribérys Landsmann Karim Benzema von Olympique Lyon auf den Fersen. Der FC Barcelona, angeblich auch an Ribéry interessiert, zeigt sich derweil in Gestalt von Barca-Präsident und Rummenigge-Freund Joan Laporta wenig amüsiert über das Finanzgebahren von Real-Chef Perez: „Das Modell von Madrid ist imperialistisch und überheblich.“

Perez-Berater Zidane lässt wenig Zweifel daran, dass Real auch nach den Transfers von Kaka und Cristiano Ronaldo weitere Coups auf dem Spielermarkt tätigen wird: „Wenn man die besten Spieler der Welt zusammenbringen will, dann kostet das eben was.“ Zidane scheint Gefallen an seiner Machtposition zu finden, sieht sich momentan als Lernender und schließt in dem Interview nicht aus, irgendwann auch mal den Chefposten in Madrid zu übernehmen. Insofern ist der neuerliche Vorstoß der Königlichen durchaus ernst zu nehmen.

Ob man sich an der Säbener Straße auch schon fragt, wieviel Sinn eine weitere Zusammenarbeit mit Ribéry noch macht nach den nun ja schon seit Monaten geäußerten Wechselwünschen? Wie motiviert ist ein Ribéry gegen die Wolfs- und Freiburgs der Bundesliga, wenn er mit den Gedanken bei Real oder Barça ist? Wie viel reizvoller wäre es für ihn, beim Champions-League-Sieger anzuheuern? Oder mit Kaka und Ronaldo eine neue Ära der Galacticos zu gründen, womöglich bald mit seinem Spezl Zidane als Vereinsboss?

Die Zeichen stehen auf Abschied, und man glaubt schon den Satz von den Reisenden, die man nicht aufhalten soll, zu hören. Auch bei einem Blick aufs Festgeldkonto könnte Uli Hoeneß, der bekanntlich bei 30, 40, 50 Millionen-Euro-Angeboten nicht abheben will, den Hörer doch mal in die Hand nehmen. Die bisherigen Investitionen (Gomez, Timoschtschuk, Braafheid plus womöglich Pranjic und Boswinga) haben in etwa diesen Betrag – ohne das X – verschlungen, und aus den anstehenden Verkäufen sind keine gewaltigen Summen zu erwarten. Schließlich gilt es im Fall der Fälle ja noch einen Ribéry-Ersatz zu verpflichten.

Thomas Becker

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