Real ist nur Madrid

Jupp Heynckes müht sich, die Partie gegen Mainz zum Charaktertest hochzujazzen, doch die Gedanken sind schon beim Champions-League-Duell mit den Königlichen.
Thomas Becker |
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Trainer Jupp Heynckes müht sich, die Partie gegen den FSV Mainz zum Charaktertest hochzujazzen, doch die Gedanken sind schon beim Champions-League-Duell mit den Königlichen.

Erst mal die Zahlen: Die Partie am Samstag gegen Mainz 05 (18.30 Uhr, Sky und Liga total! live) ist das 800. Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern. 585 Siege, 77 Niederlagen, 2119:735 Tore. In den vergangenen sechs Spielen zwischen Bayern und Mainz wechselten stets Sieg und Niederlage – jetzt wäre Bayern wieder dran. Im Schnitt fielen zwischen beiden Klubs 4,3 Tore pro Spiel. Weniger als drei pro Partie gab’s noch nie. Neben all der Zahlendreherei ist die Partie aber nichts anderes als ein Zwischen-Spiel. Real ist nur Madrid. Das Hinspiel im Halbfinale der Champions League. Am nächsten Dienstag.

So würde Jupp Heynckes das natürlich niemals sagen. Er sagt vielmehr: „Wir müssen so schnell wie möglich das Ergebnis von Mittwoch streichen und uns wieder auf das nächste Spiel konzentrieren: gegen Mainz. Ein unbequemer Gegner. Das wird ein richtig heißer Tanz.“ Was soll er auch sonst sagen? Presserunden mit Jupp Heynckes fallen selten in die Sparte Unterhaltung. Der Bayern-Coach benutzt gerne Floskeln: Abhaken, zur Tagesordnung übergehen, den Schalter umlegen, den Motor anwerfen, das richtige Maß finden, haben noch große Ziele. Solche Sachen.

Die Tabellensituation ist eben so, wie sie ist: ziemlich aussichtslos. Dass erst aufgegeben wird, wenn rechnerisch nichts mehr geht, versteht sich von selbst: „Alle Trümpfe sind bei Dortmund, aber 2001 ist das beste Beispiel“, sagte Heynckes. Damals holte Bayern den Last-Second-Titel. Und dass er nicht über Real reden will, wenn am nächsten Tag gegen Mainz gespielt wird, ist auch klar. „Erst müssen wir am Samstag gewinnen, dann denke ich an Madrid.“

Dem spanischen Reporter verweigerte der Ex-Real-Coach die Antwort auf die Madrid-Frage, auf spanisch. Immerhin gab er an, sich auf das Wiedersehen mit einigen Madrilenen zu freuen („Meine Ex-Spieler rufen mich natürlich an“), besonders auf das mit Reals Co-Trainer Aitor Karanka: „Er war ja mein Spieler in Bilbao; ich habe ihn nach Madrid geholt.“ Ansonsten: kein Wort mehr zu Real, außer, dass auch die Königlichen „jede Woche mit einer anderen Aufstellung spielen“, also ebenfalls rotieren.

Arjen Robben, der tragische Held vom Mittwoch, brauche keine besondere Betreuung, glaubt Heynckes: „Das ist nicht so dramatisch, wie es von außen gesehen wird. Er ist ein Spieler, der das auch wegsteckt. Ich denke, dass er auch wieder zum Elfmeterpunkt gehen wird.“ An der Strafstoßschützen-Hierarchie ändert sich laut Heynckes nichts: „Robben, Gomez – und dann kommt schon der Kleine: David Alaba.“

Die Aufarbeitung der Dortmund-Niederlage ging der Bayern-Coach zügig an: am Morgen danach – um neun in der Früh. „Die Enttäuschung war riesengroß, das ist verständlich. Die Spieler kamen schon schleppend zum Frühstückstisch. Aber ich erwarte, dass wir so was wegstecken und zum Kampf übergehen.“ Er selbst habe aus Niederlagen immer mehr Motivation gezogen als aus Siegen, erzählte Heynckes: „Da muss man Charakter zeigen, vorneweg gehen!“

Bemerkenswert auch, wie er die Nacht nach dem 0:1 verbrachte: „Ich habe mir erst Mainz angeschaut und dann noch eine Halbzeit Real gegen Atletico – dann war der Akkus alle.“ Nach einer Stunde Schlaf war er schon wieder auf den Beinen – und mit den Gedanken bei Mainz. Und womöglich mit ein paar gut versteckten Hintergedanken rund 1500 Kilometer weiter im Südwesten.

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