PRO UND KONTRA: Darf man van Gaal so abwatschen?
Die AZ-Redakteure Gunnar Jans und Arno Makowsky über den Machtkampf bei den Bayern und den Streit um Trainer van Gaal.
PRO
"Do the unexpected“ ist eine Maxime von Uli Hoeneß; antizyklisch zu handeln war als Manager sein Erfolgsrezept. Das hat sich nun auf Christian Nerlinger übertragen, dem zu Unrecht das Image des braven Lehrlings anhaftet.
Wenn Nerlinger trotz eines 5:1 und dem Hauch Hoffnung, den Bayern wieder hat, einen Frontalangriff auf den bei den Fans beliebten Trainer wagt, muss der Graben tief sein. Nerlinger war van Gaals Vertrauensmann, nun hat er mit ihm gebrochen und sich neu positioniert: für den FC Bayern, dessen Philosophie sich dem sturen Holländer nicht erschließen will.
Er hat mit seinem selbstgefälligen Allmachtsanspruch die Granden vergrätzt und provoziert, dass sie jetzt mit ihm Domino spielen: Erst Hoeneß, dann Nerlinger, und wenn nun noch Rummenigge kippt, stürzt van Gaal.
KONTRA
Reden wir nicht drumherum: Nerlinger ist eine schwache Figur – zumindest imVergleich mit dem frühen Hoeneß. Brav, bedächtig, null Testosteron- Schübe wie sein Chef. Logisch, dass er die Gelegenheit nutzt, um das Weichei-Image loszuwerden und sich als harter Hund zu profilieren.
Nichts anderes steckt hinter der Attacke auf van Gaal. Dass auch die übrigen Bayern- Bosse mit dem sturen Trainer nicht zurecht kommen, ist nicht verwunderlich: Selbstherrlich dürfen sie nur selbst sein.
Der Holländer mit seiner Arroganz, seiner frechen, respektlosen Art ist Hoeneß & Co. einfach nicht geheuer. Die Fans dagegen feiern van Gaal zurecht genau dafür: Ihnen gefällt, dass er seine sportlichen Ideen kompromisslos durchzieht – und sich dabei vom Geschrei aus der Chefetage nicht beirren lässt.