Kommentar

Polterei gegen Tottenham: Die Worte von FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß haben Macht

Uli Hoeneß hat die gefürchtete Abteilung Attacke beim FC Bayern wiederbelebt. Aber auch wenn seine Worte Macht haben, ist das Schweigen manchmal besser. Ein Kommentar.
von  Matthias Kerber
Da geht's lang: Uli Hoeneß (re.) gibt beim FC Bayern noch immer die Richtung vor.
Da geht's lang: Uli Hoeneß (re.) gibt beim FC Bayern noch immer die Richtung vor. © sampics/Augenklick

Worte haben Macht – ebenso wie die Stille, das Schweigen, das Nichtssagen. Kaum einer weiß dies besser als Bayern-Patron Uli Hoeneß, der Poltergeist vom Tegernsee, die teils gefürchtete Abteilung Attacke seines Herzensvereins, der sich mit allem, was er aufzubieten hat – und das ist bekanntlich viel – wie eine Löwenmutter in den Kampf wirft, um sein "Kind", den FC Bayern, zu schützen.

Seit Jahrzehnten spielt der 71-jährige Don Uli diese Verbal-Klaviatur an der Grenze zur Perfektion.

Uli Hoeneß weiß, wann er was sagen muss

Er weiß, wann er Dampf auf den Kessel geben kann – oder sogar muss. Er weiß, wann er sich zurückziehen muss. Er weiß, wann und wie er mit gezielten Worten, Spitzen und Aussagen für Unruhe – oder eben Frieden – sorgen kann/muss. 

Für gefühlte Ewigkeiten war er der Mann am Kontrollpult der öffentlichen Meinung. Aber in einer Welt, die sich so extrem verändert, ist es selbst für einen Hoeneß, der sich ja der digitalen Welt weitestgehend und weitestmöglich verweigert, immer schwieriger, das Meinungsmonopol zu haben – und zu behalten.

FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß findet Tottenham-CEO Levy "clever" und "ausgebufft"

In einer Zeit, in der die Dauer-Echauffiertheit in den sozialen Kanälen fast zum guten Ton gehört, in dem oft nur darauf gewartet wird, den nächsten Shitstorm lostreten – oder zumindest beispringen – zu können, verliert selbst ein Meinungsführer wie Hoeneß schnell die Interpretationshoheit über seine Worte.

Tottenham-Boss Daniel Levy hat er als "ausgebufft" und "clever" gelobt. Doch ein Profi wie Hoeneß, der die Öffentlichkeit so gerne an seinem Munde hängen lässt, ist nicht so naiv, so blauäugig, dass er nicht wüsste, dass vor allem seine Aussage zum bayerischen Objekt der unverhohlenen Begierde, Tottenhams Stürmer-Star Harry Kane, als er meinte, dass die Spurs schon noch "einknicken" werden, hängenbleibt.

Hoeneß' Worte schlagen hohe Wellen, FC-Bayern-Boss Dreesen schweigt lieber

Das hat hohe Wellen geschlagen. Intern und extern. Der neue Vorstands-Boss Jan-Christian Dreesen verordnete sich hingegen lieber ein Schweigegelübde in der Causa Kane. Das erinnert ein wenig an das Spiel von guter Bulle, schlechter Bulle.

Aber eines ist klar: Worte – die von Hoeneß – haben Macht. Genauso wie das Schweigen, die Stille, das demonstrative Nichtssagen von Dreesen. Und manchmal sagt das Schweigen, die Stille, das Nichtssagen eben mehr als 1.000 Worte.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.