Plan von Thomas Tuchel steht: So will der FC Bayern Spitzenreiter Bayer Leverkusen noch einholen
München - Das Meisterduell in der Bundesliga zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen könnte in dieser Saison nicht nur hierzulande vorentschieden werden, sondern auch an der Elfenbeinküste und in Katar. Der Grund: Mehrere Spieler der beiden Topklubs nehmen mit ihren Nationalteams am Afrika-Cup (13. Januar bis 11. Februar) und am Asien-Cup (12. Januar bis 10. Februar) teil, besonders Tabellenführer Leverkusen ist arg betroffen.
Mit Victor Boniface (Nigeria), Edmond Tapsoba (Burkina Faso), Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) und Amine Adli (Marokko) wurden gleich vier wichtige Bayer-Profis für den Afrika-Cup berufen, mehr als bei jedem anderen Bundesliga-Klub. Dagegen hat der FC Bayern sogar noch Glück: Noussair Mazraoui, der nach seiner Wadenverletzung gerade fürs Comeback schuftet, ist der einzige Spieler der Münchner, der an der Elfenbeinküste im Einsatz ist – für Marokko. Zugleich muss Bayern aber auch Min-Jae Kim ersetzen, der mit Südkorea beim Asien-Cup spielt. Die Frage lautet: Wer fängt die Verluste der Stammspieler besser auf – Leverkusen oder Bayern?
FC Bayern muss im Winter auf dem Transfermarkt nachlegen
Die Münchner sind gerade dabei, ihren Kader zu verstärken. Defensivspezialist Eric Dier soll von Tottenham Hotspur kommen, ein weiterer Rechtsverteidiger wird gesucht. Nordi Mukiele von Paris Saint-Germain ist im Gespräch. Im Test beim FC Basel gab Trainer Thomas Tuchel einigen jungen Spielern die Chance – beim Bundesliga-Start gegen die TSG Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr, DAZN/Sat.1 und im AZ-Liveticker) wird der Bayern-Coach aber auf erfahrene Stars setzen.
Die Nachwuchskräfte hätten Energie reingebracht, lobte Tuchel nach dem Basel-Spiel. Aber "einfach nur die Jungen reinwerfen", das sei keine Lösung für die hohen Saisonziele in der Bundesliga und Champions League. "Wir haben natürlich den Anspruch, den Druck aufrechtzuerhalten auf Leverkusen. Wir wollen die Tabellenführung haben", ergänzte Tuchel. Bayerisches Jagdfieber. Diese Botschaft dürfte in Leverkusen angekommen sein.
FC Bayern nur Jäger: Ungewohnte Rolle für den Rekordmeister
In der Tabelle liegt Bayern derzeit vier Punkte hinter Bayer, hat aber noch das Nachholspiel gegen Union Berlin am 24. Januar in der Hinterhand. Mit einem Sieg gegen Hoffenheim könnte Bayern bis auf einen Zähler heranrücken, Leverkusen spielt dann am Samstag auswärts beim FC Augsburg. Die Münchner als Jäger – eine eher ungewohnte Rolle. Bislang lässt sich Leverkusen nicht verrückt machen. "Ich bin sicher, dass wir zum Start bereit sein werden", kündigte Bayerns Offensivstar Kingsley Coman an: "In der Bundesliga sind wir noch ein paar Punkte hinter Leverkusen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, dann brauchen wir nicht auf die anderen Teams zu schauen."
Abwarten. Die Werkself, die noch nie Meister war, aber oft knapp davor agiert erstaunlich abgezockt und konstant unter Trainer Xabi Alonso, dem früheren Bayern-Profi. Die vier Ausfälle, speziell die von Boniface, Kossounou und Tapsoba, schmerzen aber extrem. Im Sturm wird Alonso nun wohl auf den Tschechen Patrik Schick anstelle von Boniface setzen. Und ja: Leverkusen hat den Vorsprung eben noch nie ins Ziel gebracht – im Jahr 2000 auf besonders spektakuläre Weise in Unterhaching, als Bayern am letzten Spieltag noch vorbeizog und die Schale holte.
Tabellenführer Bayer Leverkusen noch ohne Saisonniederlage
Halten die Nerven diesmal? "Die Spieler sind sehr demütig und wissen, worauf es ankommt", sagt Leverkusens Nationalspieler Jonas Hofmann. Das Wort "Meisterschaft" sei zwar in der Kabine nicht verboten, "aber ich habe noch nicht gehört, dass es einer in den Mund genommen hat." Noch nicht, aber die Chance wird natürlich von Spieltag zu Spieltag größer. Leverkusen hat keines seiner 16 Spiele in der Liga verloren, 13 davon gewonnen.
Der Tenor bei seinen Mitspielern sei, erst einmal nach der Winterpause "gut reinzustarten, ein gutes Gefühl zu kriegen und dann in ein paar Wochen und Monaten, wenn wir den Platz verteidigt haben, sich zu mehr zu bekennen. Aber Stand jetzt bleiben wir demütig", erklärt Hofmann. Leverkusen steht ja auch noch im DFB-Pokal-Viertelfinale und im Europa-League-Achtelfinale. "Die Spieler merken, dass wir Historisches erreichen können in diesem Jahr, weil wir in vielen Bereichen gut dastehen", sagt Hofmann. "Wir machen unseren Job gerade ganz gut, aber er ist noch nicht erledigt. Der Trainer sagt es auch immer: Dafür können wir uns noch nichts kaufen."
Auf Bayer warten direkt nach der Winterpause schwere Spiele, unter anderem gegen RB Leipzig und den VfB Stuttgart. Doch auch Bayern hat ein anspruchsvolles Programm, fünf Liga-Partien bis Anfang Februar – und dann der Gipfel in Leverkusen am 10. Februar. Bis dahin hoffen beide Spitzenteams auf verlustpunktfreie Wochen – und darauf, dass sich kein Spieler bei den beiden Kontinentalmeisterschaften verletzt.