Pep Guardiolas erstes Eigentor

München - Die restlichen Spieltage, all die Serien, die Rekorde – alles nichts, oder? Zumindest für Pep Guardiola. Der Bayern-Trainer denkt pragmatisch. Er priorisiert und sagt: „Die Bundesliga ist vorbei. Unsere Arbeit ist gemacht. Wir haben den Titel gewonnen, der kommt ins Museum von Bayern und bleibt für immer da.“ Kann man so machen. Aber sollte man?
Mit 0:1 verlor der FC Bayern am Samstag in Augsburg. Und damit erstmals seit 53 Bundesliga-Spielen und blieben dabei erstmals seit dem 14. April 2012 (0:0 gegen Mainz) ohne Tor. Das ist Pep aber so was von piep-egal. Super-super-wurscht. „Wenn es wichtig gewesen wäre, wären Philipp, Franck und Arjen hier gewesen“, sagte Guardiola. So hatte der Spanier vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester United (Mittwoch, 20.45 Uhr, ZDF und Sky live) auf Lahm, Ribéry und Robben verzichtet. Auf der Ersatzbank: Götze, Müller, Rafinha, Boateng, Dante, Alaba. Vor Anpfiff feixten sie – wie sonst üblich – vor den Kameras der Fotografen. Ob ihnen mal jemand vom FC Bayern mal sagt, dass diese Faxen recht peinlich sind und den Rest der Liga noch mehr erzürnen lassen?
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Auf dem Platz dagegen kämpften drei Bundesliga-Startelf-Debütanten mit ihren Nerven: Sallahi (19), Weiser (19) und Höjbjerg (18). Pep hatte eine C-Elf nominiert. Nach dem 0:1 durch Mölders (31.) brachte der Coach noch Götze, Alaba und Müller – zu spät. Das erste Pep-Eigentor! Hat er etwa abgeschenkt? Die Kritik aus der Liga ließ nicht lange auf sich warten. Eintracht Frankfurts Armin Veh schimpfte: „Natürlich kann man gegen Augsburg verlieren. Aber wenn ich mir die Aufstellung ansehe, muss ich schon sagen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.“ Veh weiter: „Wenn man das gegen Mannschaften macht, die um die Europa-League-Plätze oder gegen den Abstieg spielen, und du schenkst nur ab, dann finde ich das nicht gut.“ Kurios allerdings: Es war Veh, der beim 0:5 in München Anfang Februar zwei Stammspieler wegen drohender Gelbsperre daheim gelassen hatte.
Veh war nicht allein. „Man muss diesen Wettbewerb ernsthaft spielen“, sagte Bremens Trainer Robin Dutt in „Sport1“, „Bayern profitiert ja weiter von der Bundesliga. Und vielleicht kommen sie mal in die Situation, dass sie am letzten Spieltag auch noch von jemandem abhängig sind – dann werden sie sich nicht beschweren wollen.“ Schalkes Manager Horst Heldt polterte: „Das ist kein guter Stil, wenn man so agiert, dass es für andere Probleme geben könnte. Es gibt ja auch immer schlaue Sprüche aus München, die alle anderen aufzunehmen haben. Das hat auch etwas mit Charakter zu tun.“ Klarer Adressat der Häme: Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer, der angesichts der eigenen Dominanz der Liga gefragt hatte? „Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben?“
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Als hätte man nur gewartet auf eine Bayern-Pleite. Denn warum sollte Heldt eine Wettbewerbsverzerrung fürchten? Höchstens mit Blick auf das Top-Spiel der Bayern am Samstag gegen Borussia DortmundFür die Bayern-Profis war die Aufregung um Saisonpleite eins viel Lärm um Nichts. „Wenn wir Mittwoch weiterkommen, haben wir alles richtig gemacht“, meinte Thomas Müller. Und Manuel Neuer stellte fest: „Es geht nur um ManU – alles andere ist egal.“