Ottmar Hitzfeld: "Auf dem besten Weg zum Triple!"

Hitzfeld erinnert sich an verrückte Spiele mit dem FC Bayern gegen Real Madrid – und erklärt, warum die Bayern es auch dieses Mal wieder packen.
Florian Bogner |
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Ottmar Hitzfeld erinnert sich an verrückte Spiele mit dem FC Bayern München gegen Real Madrid – und erklärt, warum die Bayern es auch dieses Mal packen.

AZ: Herr Hitzfeld, der FC Bayern hat von zehn Spielen bei Real Madrid zwei gewonnen – beide mit Ihnen als Trainer.

OTTMAR HITZFELD: Der erste Sieg, das 4:2 im Jahr 2000, war fantastisch. Eine Demonstration! Wir waren offensiv, haben ohne Furcht gespielt – immer ein gutes Rezept gegen Real. Nach dem Spiel haben uns die Real-Fans Beifall gespendet, das war einmalig!

Real brachte in besagter Saison das Kunststück fertig, dreimal gegen Bayern zu verlieren und trotzdem die Champions League zu gewinnen.

Das war so bitter, äußerst enttäuschend. Real darf man eben nie abschreiben. Wir haben’s im Halbfinal-Hinspiel vergeigt, 0:2. Das sollte Bayern nicht wieder passieren.

2001 führte der Weg auch im Halbfinale über Real Madrid, wieder zuerst auswärts.

Real war überlegen, hat gedrückt, aber wir hatten Elber, der das Spiel mit einem Traumtor entschieden hat.

2002 und 2004 traf man sich wieder – jeweils mit schlechterem Ausgang für Bayern.

Beim 1:1 2004 haben wir zuhause furios aufgespielt, aber dann hat Oliver Kahn diesen einen Fehler gemacht.

2007 hatten Sie wieder das bessere Ende auf Ihrer Seite.

Die fantastische Atmosphäre gegen Real war damals mit ein Auslöser, dass ich meinen Vertrag nochmal verlängert habe, obwohl ich ziemlich ausgelaugt war. Bei diesem Duell habe ich nochmal riesige Freude empfunden.

Wie geht’s diesmal aus?

Ich halte Bayern für die stärkste Mannschaft im Wettbewerb. Real liegt den Bayern. Sie werden es packen.

Was macht Sie optimistisch?

Bayerns Stärke ist der Ballbesitz, damit kann man Real vom eigenen Tor fern halten. Real hat um den gegnerischen Strafraum herum mit Bale und Ronaldo, sollte er spielen können, unglaubliche Qualitäten. Aber hinten sind sie verwundbar. Guardiola wird sein Konzept durchsetzen, mit aggressivem Pressing die Konterauslösung verhindern wollen. Das ist der Schlüssel zum Sieg.

Kann man vom BVB lernen?

Definitiv. Dortmund hat im Viertelfinal-Rückspiel Madrids Schwächen schonungslos aufgezeigt. Dass sie Probleme haben, sich zu befreien, wenn man sie presst. Ich behaupte sogar: Bayern hat in Madrid eine gute Chance, das Spiel zu gewinnen. Weil es immer noch als Team stärker ist.

Also der passende Gegner.

Ja. Gegen Atlético wäre die Gefahr größer gewesen, weil der Name nicht so klangvoll ist. Real ist eine Herausforderung. Im Bernabéu aufzulaufen, gegen diesen Mythos zu spielen, ist selbst für die Bayern eine riesige Motivation.

Wen sehen Sie im anderen Halbfinale vorne?

Ein ausgeglichenes Duell zwischen Atlético und Chelsea, aber vielleicht spricht der Heimvorteil im Rückspiel für die Londoner. Wenn das Finale dann wieder Bayern gegen Chelsea heißt, ist noch eine Rechnung offen – die Bayern hoffentlich begleicht.

Zuletzt lief es bei Bayern nicht gerade rund. Wie haben Sie die Kritik an Pep Guardiolas Rotation empfunden?

Die Kritik an Pep Guardiola war überzogen. Es ist doch völlig legitim, den Kader auszureizen. Man muss auch mal junge Spieler im Wettkampf testen dürfen. Bisher ist Guardiolas Plan auch voll aufgegangen: Sie stehen im Pokalfinale und haben gute Chancen, auch in der Champions League das Endspiel zu erreichen.

War es ein Fehler von Guardiola, die Meisterschaft so früh abzuhaken?

Nein. Was hätte er denn sagen sollen? Wenn die Meisterschaft entschieden ist, kann man die Spannung unmöglich auf höchstem Niveau halten. Bayerns Hänger war menschlich. Gegen Real und Dortmund wird diese Spannung wieder da sein.

Ein wenig erinnert es dennoch an Ihr erstes Bayern-Jahr 1998/99: Früh Meister, dann Pleiten in Champions-League- und Pokalfinale.

Ich sehe keine Parallelen. Wenn wir damals im Finale gegen Manchester das 2:0 schießen – wir trafen Pfosten und Latte –, holen wir den Titel. Das war einfach wahnsinniges Pech. Und hätten wir den Champions-League-Pokal geholt, hätten wir auch das Pokalfinale locker gewonnen.

Apropos Dortmund: Ist das Pokalfinale nach den letzten Leistungen wieder ein Duell auf Augenhöhe?

Nicht ganz. Bayern ist auch da Favorit. Aber nach dem 0:3 in der Liga ist die Spannung definitiv größer geworden. An einem Tag, in einem Spiel, ist Dortmund zu allem fähig.

Matthias Sammer mahnte zuletzt mit deutlichen Worten, sah eine ’Wohlfühloase’. Die richtige Motivation?

Matthias denkt seit jeher wie ein Trainer. Das war schon unter mir als Spieler so. Er spürt, wenn es notwendig ist, etwas zu sagen. Er hat feine Antennen. Als Spieler würde ich mir sehr genau anhören, was er zu sagen hat und nicht einfach darüber hinweg sehen.

Und als Trainer?

Ich bin mir sicher, dass Guardiola und Sammer hier einer Meinung sind. Guardiola hat Hervorragendes geleistet, die Mannschaft weitergewickelt. Es war schwer genug, mit dem Druck umzugehen, mit den drei Titeln. Er ist auf dem besten Weg, das Triple wieder zu holen. Das wäre fantastisch.

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