Oliver Kahn: "Bayern kann das Unglaubliche schaffen!"

Vier deutsche Teams im Achtelfinale der Champions League – das gab es noch nie. Torwart-Titan Oliver Kahn nennt Gründe für die neue Stärke – und schwärmt vom FC Bayern: "Ein Genuss!"  
von  Patrick Strasser

Vier deutsche Teams im Achtelfinale der Champions League – das gab es noch nie. Oliver Kahn nennt Gründe für die neue Stärke – und schwärmt vom FC Bayern München: "Ein Genuss!"

AZ: Herr Kahn, erstmals in der Geschichte der Champions League sind alle vier Bundesliga-Klubs ins Achtelfinale eingezogen. Bayern und Dortmund als Gruppensieger, Leverkusen und Schalke als Zweiter. Überrascht Sie das?

OLIVER KAHN: Nein, nicht wirklich. Bei Dortmund konnte man nicht davon ausgehen, dass sie scheitern – obwohl es knapp war in Marseille. Leverkusen hat gegen San Sebastian gespielt, eine Mannschaft, die man schlagen kann. Schalke hatte ein Endspiel gegen Basel, aus denen muss man aber auch keine Übermannschaft machen.

Klingt so nüchtern. Bayern-Star Franck Ribéry sagte kürzlich: "Die Bundesliga dominiert zurzeit in Europa."

Es ist ein Zeichen für die zunehmende Stärke des deutschen Fußballs, der Bundesliga. Früher war es nur der FC Bayern, der vereinzelt für Erfolge der Deutschen in der Champions League gesorgt hat, mittlerweile haben auch viele Nicht-Bayern-Spieler durch die Erfolge mit der Nationalelf festgestellt: Es gibt keinen Grund, sich hinter anderen Ländern zu verstecken.

Nur die Engländer haben mit Arsenal, Chelsea und den beiden Teams aus Manchester vier Achtelfinalisten.

Als ich die Engländer dieses Jahr gesehen habe, war ich nicht groß angetan. Die Premier League lebt größtenteils von den Legionären, die dort spielen. Die Engländer versäumen es, ähnliche Strukturen zu schaffen, wie wir es in Deutschland vor zehn Jahren getan haben. Sie bringen immer nur dieselben Spielertypen heraus: große, bullige Spieler wie Rooney, Gerrard, Lampard. Sie übersehen, dass es mittlerweile ganz andere Spielertypen braucht – wie Götze, Özil, Reus. Schnelle, technisch gute, taktisch variable Spieler, auf die auch Pep Guardiola setzt.

Hat Bayern denn irgendeinen Gegner zu fürchten?

Man sollte nicht überheblich werden. Dennoch: Die Bayern haben den Anspruch mit ihrer Qualität das Unglaubliche zu schaffen und die Champions League tatsächlich wieder zu gewinnen. Das Finale ist das Ziel – eine Frage des Selbstverständnisses. Sie sind mit jeder europäischen Spitzenmannschaft auf Augenhöhe, die anderen Bundesligisten nicht.

Wie sieht es mit Barça aus?

Barcelona ist wieder auf dem Weg zum höchstem Niveau. Es gibt in Europa nicht mehr diese Übermannschaft wie es der AC Milan in den 90er Jahren war, Manchester United um die Jahrtausendwende oder Barcelona zuletzt. Das ist eine große Chance für alle Bundesligisten, in zwei Spielen ist vieles machbar. Bei Schalke oder Leverkusen denke ich nicht, dass es gegen die ganz Großen reicht.

Vielleicht entsteht die Übermannschaft gerade an der Säbener Straße.

Bayern war ja seit 2010 drei Mal im Finale, hat ein Mal gewonnen. Mit der Qualität sind sie für mich momentan einen Tick stärker als Barcelona, gerade durch das Selbstvertrauen als Titelverteidiger – ich weiß, was das bedeutet, wie das befreit. Dazu kommt Trainer Pep Guardiola: Er hat das Spiel verändert, weiterentwickelt, die Mannschaft ist absolut nicht auszurechnen. Das alles in höchstem Tempo. Wenn’s läuft, gewinnst du eben mal 7:0 in Bremen – das sieht alles so spielerisch aus.

Da können auch Sie noch dazulernen?

Absolut, das ist hochinteressant, Bayern-Spiele schaue ich mir sehr gerne an. Ein Genuss. Guardiola bringt neue taktische Elemente, verschiebt Spieler wie Martínez während des Spiels mal eben auf ihren Positionen – große Klasse.

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