Oh la la! Monsieur Ribéry nörgelt
Zunächst signalisiert Bayerns französischer Star Einsatzbereitschaft für Samstag, dann schimpft er über den Kader: „Wir haben keine gute Bank.” Und er wünscht sich Kroos als Zehner.
MÜNCHEN Mit Entwarnung ging es los („Es geht mir viel besser, ich kann am Samstag spielen”), mit ein paar Klagen weiter („Minus elf: Das ist zu viel!”), doch als sich Franck Ribéry so richtig warm geredet hatte, geriet der Ausblick auf die Auswärtspartie des FC Bayern am Samstagabend beim Hamburger SV (18.30 Uhr/Sky und Liga total!) fast ein wenig in den Hintergrund. Monsieur zeigte sich nämlich nicht gerade amused über die Transferpolitik seines Klubs. Die liest sich nach der gerade abgelaufenen Transferperiode wie folgt: keine Abgänge, keine Zugänge. Letzteres sorgt bei Franck Ribéry für Verstimmung.
Der Grund für die Sorgenfalten auf der Stirn des Franzosen: die dünne und seiner Ansicht nicht adäquate Personaldecke des Rekordmeisters. 20 Feldspieler stehen im Profi-Kader, drei davon sind verletzt (Daniel van Buyten, Mittelfußbruch und Diego Contento, Reha nach Zehenbruch) oder gesperrt (Rafinha, fünfte gelbe Karte). Ribéry sagt: „Das ist ein großes Problem für den Verein, wenn zwei, drei Spieler verletzt sind. Wir haben keine richtig gute zweite Mannschaft, keine gute Bank. Aber ich bin nicht der Präsident.” Tonnerre de Brest würde der Franzose sagen: Donnerwetter!
Ribéry treibt offenbar die Sorge um, dass sein Klub in einer sehr wichtigen Phase der Saison womöglich nicht ausreichend gut genug aufgestellt ist. „Der Februar ist sehr wichtig für uns”, meinte der Franzose. Sechs Partien in allen drei Wettbewerben stehen auf dem Programm, und das innerhalb von 18 Tagen. Und gerade in der Bundesliga ist der Atem der Verfolger ja deutlich zu spüren.
Meister Borussia Dortmund kann am Freitagabend beim 1. FC Nürnberg schon vorlegen, bevor die Bayern beim wiedererstarkten Hamburger SV ran müssen, und das in einer Form, die eine Wiederholung des rauschhaften 5:0-Hinspielsieges eher unwahrscheinlich macht. Ribéry meint: „Wir müssen mehr zusammenspielen und uns mehr bewegen, nicht einfach nur den Ball an den Nächsten weitergeben und abwarten, ob der ein Dribbling versucht. Es wird schwerer als in der Hinrunde, aber wir müssen unbedingt gewinnen.”
Dass er dazu am liebsten den Spielmacher Toni Kroos neben sich hätte, hat der Flügelstürmer schon einmal gesagt, nun erneuerte er dieses Plädoyer: „Für mich ist Toni Kroos der bessere Zehner. Das ist seine Position. Er kann nicht rechts oder links auf dem Flügel spielen; er muss frei sein. Aber der Trainer braucht ihn jetzt als Sechser.”
Als ob es keine anderen Sechser außer dem Duo Schweinsteiger/Kroos gäbe: Anatoliy Tymoshchuk, Luiz Gustavo, David Alaba oder gar Danijel Pranjic. Den ein oder anderen von diesen Herren wird Coach Jupp Heynckes wohl brauchen, um mal wieder eine neue Vierer-Abwehrkette zu zimmern. Und doch zeigen Ribérys Sätze, dass die Eigenwahrnehmung der Truppe derzeit nicht gerade euphorisch zu nennen ist.
Immerhin ist der Franzose in Hamburg einsatzfähig. Seit dem Trainingslager in Katar plagt er sich mit Rückenschmerzen, muss öfter zu Klubarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, als ihm lieb ist. Der Platz in Doha sei zu hart gewesen, klagt Ribéry: „Ich habe noch Schmerzen, aber ich kann am Samstag spielen.”
Die frostigen Temperaturen tun ihr Übriges dazu, dass dem Filou das Kicken zur Zeit „nicht viel Spaß” macht, so der 28-Jährige: „Es ist brutal. Das Aufwärmen ist schwer bei dieser Kälte.” Zwei Paar Handschuhe ziehe er immer übereinander, aber die Finger seien immer noch kalt. Die Vorhersage für Samstagabend: bewölkt bei minus zehn Grad.