Oan Neuer!

Am Mittwoch spielt der Nationalkeeper mit Schalke in München vor. Noch sind die Fans gespalten, ob er zu Bayern passt: „Wenn er ein paar gute Spiele macht, wäre er einer von uns”
von  Patrick Strasser

München -  Am 1. März 1991 wurde Manuel Neuer beim FC Schalke 04 angemeldet. Der kleine Junge war damals vier. Lang ist’s her, in jenem Monat wurde etwa der Warschauer Pakt endgültig aufgelöst.

20 Jahre Schalker – am Dienstag hat Neuer Jubiläum, am Mittwoch kommt er nach München. Nicht zur Vertragsunterschrift, zum Pokal-Halbfinale beim FC Bayern (20.30 Uhr, ZDF und sky live). Neuer ist zu 100 Prozent Schalker, mehr 04 geht nicht. Sein erster Profivertrag sicherte ihm 2006 etwas mehr als 1000 Euro Gehalt. „Ich war glücklich. Hauptsache, Schalke”, meinte er einmal. Als Zehnjähriger kletterte er „wie schon mein Opa” ins Parkstadion, um sich kostenlos ohne Karte reinzumogeln. Sein Vater, ein mittlerweile pensionierter Polizist, schmuggelte ihn manchmal im Auto rein, wenn er dort Dienst hatte.

Genau viermal hat der heute 24-Jährige in der Allianz Arena beim FC Bayern gespielt. Seine Bilanz ist ausgeglichen. Mit einer Niederlage endete das erste Gastspiel im März 2007, zweimal endete die Partie 1:1, im April 2009 siegte Schalke 1:0. Nach dem Schlusspfiff kopierte er mit einem Jubellauf zur Eckfahne, die er herausriss und sich wie ein Käfer auf dem Rücken wälzte, den Meister-Jubel von Oliver Kahn 2001. Seitdem ist Neuer das Feindbild vieler Bayern-Fans. Im Dezember protestierten Südkurven-Fans mit „Koan Neuer!”-Plakaten und zeigten Sprüche wie „Wir brauchan koan NEUER Torwart, wir ham scho KRAFT”. Die aktuelle Nummer eins, Thomas Kraft, ist der Liebling der Fans. Laut „Bild” soll ihm ein neuer Vertrag bis 2013 angeboten worden sein. Doch Kraft zögert. Er will nur bleiben, wenn Neuer nicht kommt.

Mittlerweile aber haben die Bayern-Bosse selbst Trainer Louis van Gaal vom Nationaltorhüter (Franz Beckenbauer: „Neuer ist der Beste der Welt”) überzeugt, der Transfer scheint beschlossene Sache. Nur der Zeitpunkt ist fraglich: Im Sommer 2012 wäre der Schalker ablösefrei, die zweistellige Millionenablöse dieses Jahr werden die Bayern schon aufbringen können. „Ich denke, dass Neuer sehr gut passen kann, weil wir zwei Spitzentorhüter brauchen”, sagte der Holländer. Doch auf einen Konkurrenzkampf mit dem Gegenüber des Mittwoch-Spiels wird sich Kraft nicht einlassen. Er hofft, dass die Zeit für ihn arbeitet – und die Stimme der Fans.
Doch die ist nicht so eindeutig. „Überall, wo ich mich umhöre, herrscht ein geteiltes Meinungsbild, ich würde sagen 50:50”, meinte Hansi Gehrlein, der Präsident der „13 Höslwanger”, einem der größten Bayern-Fanclubs. „Jeder erkennt an, dass Neuer ein Weltklasse-Torwart ist, aber eben zu stark mit Schalke verwurzelt. Sportlich müsste man ja sagen, politisch nein, da man als Fan immer zu einem Mann aus der eigenen Jugend steht. Wenn er aber kommen würde und ein paar gute Spiele macht, wäre er einer von uns.”

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