Not-Abwehr beim FC Bayern: So ist Kompanys Defensiv-Plan für die Crunchtime der Saison
München - Das obligatorische Geburtstagsständchen blieb am Donnerstagnachmittag aus an der Säbener Straße, beim Aufwärmen hämmerten hinter dem heruntergelassenen Vorhang nur die Bässe aus der Musikbox.
Manuel Neuer, der 39 Jahre alt wurde, fehlte beim Training des FC Bayern, nachdem er sich zuletzt erneut eine Muskelverletzung in der rechten Wade zugezogen hatte.
Und so herrschte statt Feierstimmung eher Tristesse bei sieben Grad und Nieselregen – das Wetter passte zur Personalsituation der Münchner. Mit Neuers Comeback im Tor etwa wird es noch eine Weile dauern. Das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale bei Inter Mailand am 16. April, so hört man, ist Neuers Ziel. Sofern die Heilung seines Muskelfaserrisses in der Wade optimal verläuft. Bis dahin wird Jonas Urbig den Routinier vertreten, auch am Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC St. Pauli (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker).
Neuer fällt aus: Jetzt muss Urbig auf Topniveau liefern
Der 21-Jährige hat seine Fußprobleme überwunden, zuletzt stand er bereits viermal anstelle von Neuer zwischen den Pfosten – und überzeugte mit Ausnahme seines Fehlers beim 1:1 gegen Union Berlin. Das Vertrauen in Urbig ist groß, auch Neuer hält viel von ihm. Gegen St. Pauli, in Augsburg (4. April) und dann in der Königsklasse gegen Inter (8. April) muss Urbig nun beweisen, dass er konstant auf Topniveau agieren kann. Auch gegen Dortmund (12. April) wird Urbig wohl noch spielen.
Insgesamt hatte sich Trainer Vincent Kompany die Länderspielpause freilich ganz anders vorgestellt. Neben Neuer muss der Coach auch auf Alphonso Davies (Kreuzbandriss) und Dayot Upamecano (freie Gelenkkörper im Knie) verzichten. Davies fehlt wohl bis November – und auch Upamecano steht lange nicht zur Verfügung. Damit brechen vor der heißen Saisonphase drei von fünf Stammspielern in der bayerischen Defensive weg. Schlimmer geht’s kaum. Und Kompany braucht einen Notfallplan.
Neben Urbig stehen auch Dier und Ito im Fokus
"Unser Kader ist stark und wird diese Ausfälle auffangen", sagte Sportvorstand Max Eberl. "Wir werden jetzt noch enger zusammenrücken. Die Qualität ist da, um weiter unsere großen Ziele zu verfolgen." Im Fokus stehen zusätzlich zu Urbig besonders zwei Spieler: Eric Dier und Hiroki Ito.
Dier, der am Donnerstag im Fitnessraum gesichtet wurde, ist die erste Alternative zu Upamecano in der Innenverteidigung. Daneben soll Minjae Kim spielen, dem es nach seinen Achillessehnenproblemen schon besser geht. Ein kleines Fragezeichen, ob Kim am Samstag starten wird, gibt es noch.
Dier kommt in dieser Saison auf 18 Einsätze, der 31-Jährige gefällt mit seinem Stellungsspiel, seiner Übersicht und seinem Coaching auf dem Platz. "Ich rede viel", sagte Dier dem Bayern-Magazin "51". Das habe er "früh von meinen Trainern gelernt. Durch Kommunikation bleibe ich wachsam im Spiel. Es hilft mir, konzentriert zu bleiben – und es hilft meinen Mitspielern."
Zweifellos. Der Japaner Ito, der hinten links Davies ersetzen soll, ist ein eher ruhiger Typ. Das heißt jedoch nicht, dass er seinen Gegenspielern zurückhaltend gegenübertritt. Der 25-Jährige, in der Hinrunde von einem Fußbruch gestoppt, kann mächtig dazwischenhauen, er ist ein harter, disziplinierter Verteidiger. Was Ito nicht ist: ein Offensivwirbler wie Davies.
Bekommt Guerreiro gegen St. Pauli seine Chance?
Deshalb könnte am Samstag gegen St. Pauli Raphael Guerreiro eine Chance erhalten. Der 31-jährige Portugiese war im Gegensatz zu Ito nicht mit der Nationalmannschaft auf Reisen, er ist topfit. Guerreiros Vorteil: Er ist jederzeit für Torbeteiligungen gut - wie zuletzt beim 3:3 gegen Bochum, als ihm zwei Treffer gelangen.
Außenseiterchancen in der bayerischen Notfall-Abwehr haben Josip Stanisic und Sacha Boey. Stanisic kann sowohl innen als auch rechts oder links verteidigen, Boey auf beiden Flügeln.
Aber: Beide präsentieren sich in dieser Saison selten in Bestform, sodass sie Jokerrollen einnehmen.