Nerlingers Prinzipien

Bayerns neuer Sportdirektor steht in Dubai zum ersten Mal im Mittelpunkt. „Ich werde meinen Weg gehen“, sagt er. Beispiel Ribéry: Sollte der Franzose wechseln, „werden wir es sauber machen“.
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Sportdirektor Christian Nerlinger (l.) schaut mit  Fanbetreuer Raimond Aumann in Dubai beim Training zu.
dpa Sportdirektor Christian Nerlinger (l.) schaut mit Fanbetreuer Raimond Aumann in Dubai beim Training zu.

Bayerns neuer Sportdirektor steht in Dubai zum ersten Mal im Mittelpunkt. „Ich werde meinen Weg gehen“, sagt er. Beispiel Ribéry: Sollte der Franzose wechseln, „werden wir es sauber machen“.

DUBAI Christian Nerlinger weiß, dass er Glück gehabt hat. Sein Einstand als Sportdirektor hätte unangenehmer verlaufen können. Wenn die Bayern sich zum Ende der Rückrunde nicht wieder gefangen hätten, wenn die Pleitenserie weiter gegangen wäre, wenn Trainer Louis van Gaal nicht mehr tragbar gewesen wäre. „Ich bin erleichtert, dass es anders gekommen ist, dass am Ende die Ergebnisse stimmten“, sagt Nerlinger.

Das alles erleichtert Nerlinger bedeutend die Arbeit.

Es prasselt ja auch so schon genug auf ihn herein im Moment. Seit Anfang der Saison ist er Sportdirektor, seit 1. Januar, seit dem auch offiziellen Rückzug von Uli Hoeneß, ist Nerlinger allein verantwortlich für alle sportlichen Belange des FC Bayern.

Und so erlebt Nerlinger zur Zeit viele Dinge zum ersten Mal. Er ist zum ersten Mal Delegationsleiter des Bayern-Trosses bei einer offiziellen Reise, zum ersten Mal muss er ganz alleine in Dubai die Scheichs und andere Zaungäste begrüßen, zum ersten Mal musste er kurz nach Weihnachten Transfers tätigen. Und dazu ist er am 3. Januar noch Vater geworden. Das, immerhin, zum zweiten Mal.

"Ich wachse Schritt für Schritt in diese Aufgabe hinein"

Es ist noch nicht lange her, dass Nerlinger seine Fußballkarriere beendet hat, zu seinem Amt bei Bayern kam er eher durch Zufall. Eigentlich hatte er letzte Saison nur ein Praktikum machen wollen. Nun ist er der Chef – und noch ein wenig auf der Suche nach einem Profil. Er lernt im Amt, und dass Nerlinger daraus auch keinen Hehl macht, macht ihn sympathisch. „Ich wachse Schritt für Schritt in diese Aufgabe hinein und bin auch bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er.

Eine klare Ahnung davon, was von ihm als Sportdirektor erwartet werden wird, scheint er noch nicht zu haben. „Ich werde einfach meinen Weg gehen. Ich werde ja oft gefragt, wie ich in dieser oder jener Situation reagieren werde: Ich kann es nicht sagen. Ich werde das situativ lösen.“

Das muss ja nicht schlecht sein. War Uli Hoeneß schließlich nicht der Prototyp des Managers, der bei wichtigen Entscheidungen am liebsten auf sein Bauchgefühl hörte?

Nerlinger will hineinwachsen in seine Rolle. Aber er hat schon Prinzipien: „Wir werden keine Wasserstandsmeldungen mehr abgeben bei Verhandlungen und keine Gerüchte kommentieren. Wechsel geben wir erst bekannt, wenn sie vollzogen sind.“ Ein anderes Prinzip ist: „Ich kann nicht der Freud der Spieler sein. Eine gewisse Distanz ist selbstverständlich. Aber ich kann mich gut in die Spieler hineinversetzen. Ich habe das ganze Spektrum selbst erlebt. Es muss einen offenen und respektvollen Umgang geben.“

Was genau er damit meint, wird er wohl bald beweisen müssen. Superstar Franck Ribéry will einen Wechsel im Sommer seit Monaten nicht ausschließen. Das hat natürlich auch Nerlinger registriert – auch, wenn er froh ist, dass Ribéry in Dubai immerhin signalisiert hat, dass er womöglich auch seinen Vertrag beim FC Bayern verlängern würde. „Das war eine klare Ansage“, sagt Nerlinger, „das gefällt mir." Das wichtigste sei, dass Ribéry und die Bayern Freunde blieben, egal, was die Zukunft bringt. „Was wir auch machen, wir werden es sauber machen“, sagt Nerlinger. Wenn Ribéry wirklich wechseln werde, dann mit Anstand und ohne böses Blut. „Wenn er wirklich nicht bleiben wird, dann werden wir es so machen, dass beide Seiten wirklich zufrieden sind", sagt Nerlinger. Auch das ist ein Prinzip.

Filippo Cataldo

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