Nach Robben-OP: Alte Kontrahenten, neuer Ärger

Die Mitteilung des FC Bayern zur neuen Verletzung von Arjen Robben war nur acht Zeilen lang – aber das reichte für mächtig Ärger bei Bondscoach Bert van Marwijk. Sogar das vereinbarte Freundschaftsspiel mit den Münchnern würde er am liebsten platzen lassen.
München/Amsterdam – Neuer Ärger um Arjen Robben: 247 Tage nach der Beilegung des WM-Streits um den Superstar der Bayern hat der niederländische Nationaltrainer Bert van Marwijk wieder für Zündstoff in der brisanten Personalie gesorgt. Die Umstände der neusten Robben-Verletzung brachten den Bondscoach mächtig auf die Palme. „Ich habe genug von Bayern“, schimpfte ein angefressener van Marwijk nach dem 1:0 der Niederlande im EM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien am Wochenende, „ich ärgere mich schwarz über die.“ Sogar auf das nach dem WM-Ärger vereinbarte Freundschaftsspiel mit den Münchnern hat er keine Lust mehr.
Auslöser für van Marwijks Wutausbruch war offenbar die Mitteilung des FC Bayern zu Robbens Leistenbruch-Operation am Freitag in München. „Auf dem Boden einer Schambeinentzündung hat sich in den vergangenen Tagen eine weiche Leiste entwickelt“, hatte Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erklärt. Der erzürnte niederländische Nationaltrainer warf dem Bundesliga-Spitzenreiter vor, er wolle ihm „Arjens Leistenbruch in die Schuhe schieben, statt dankbar zu sein, dass wir ihn gründlich untersuchen ließen.“
Die sehr bestimmt vorgetragenen Worte von van Marwijk kamen einigermaßen überraschend, hatte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge doch in der vergangenen Woche noch das Vorgehen des niederländischen Fußball-Verbands KNVB in der Causa Robben gelobt. „Es war eine große Sensibilität des holländischen Verbandes, dass sie ihn zurückgeschickt haben und somit jegliche Schwierigkeiten verhindert wurden“, hatte Rummenigge gesagt. Schon tags darauf war die Harmonie wieder vorbei.
Nach der WM 2010 hatten beide Seiten bereits monatelang im Clinch gelegen, weil WM-Finalist Robben mit einem Muskelriss die gesamte Hinrunde der vergangenen Saison passen musste. Wegen des langen Ausfalls hatte der deutsche Rekordmeister einen finanziellen Ausgleich vom niederländischen Verband verlangt. Erst nach monatelangem Hin und Her wurde der Streit beigelegt und ein Freundschaftsspiel für den 22. Mai 2012 in München vereinbart.
Er habe keine Lust mehr auf das geplante Freundschaftsspiel, wetterte van Marwijk. Diese Aussage relativierte der KNVB einen Tag später. Der emotionale Ausfall nach einer schwierigen Partie gegen Moldawien sei zwar irgendwie verständlich, aber eine Absage des Spiels gegen den FC Bayern komme nicht infrage, erklärte KNVB-Direktor Bert van Oostveen am Samstag. „Wir haben mit Bayern auf der Grundlage von Vernunft eine klare Absprache getroffen. Der KNVB respektiert das.“ Von den Münchnern gab es zunächst keine Replik. Es war zu hören, dass der FC Bayern erst den genauen Wortlaut der Van-Marwijk-Aussagen studieren wollte.
Der frühere Bundesliga-Trainer von Borussia Dortmund monierte, in Wirklichkeit hätten die Bayern Robben trotz Schmerzen spielen lassen. Dass die Probleme vom Aufenthalt beim Nationalteam gekommen sein könnten, schloss auch Mark van Bommel aus. „Arjen hat zweimal 20 Minuten trainiert, da bekommt man keinen Leistenbruch von“, betonte van Marwijks Schwiegersohn.
Erst der KNVB-Verbandsarzt habe erkannt, dass der Stürmer nicht bloß eine Schambeinentzündung, sondern eine Leistenverletzung habe, sagte der Bondscoach. „Ein Riss oder gar ein Bruch. Und was zeigte sich dann? Er hatte recht. Ein bekannter Radiologe kam zur selben Diagnose. Darum haben wir Robben sofort nach Bayern zurückgeschickt und da ist er dann ja auch operiert worden“, sagte van Marwijk.