Nach der Pleite auf Schalke: Servus Schale, mach's guad!
Nach dem 0:2 auf Schalke weiß auch van Gaal, dass Bayern nicht mehr Meister wird. Es geht um Schadensbegrenzung. Nerlinger setzt 10 000 Euro, dass es noch mit der Champions League klappt.
GELSENKIRCHEN Bis zum „letzten Blutstropfen“ sollten sie um die Meisterschaft kämpfen, hatte Präsident Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung kämpferisch gefordert. Zu sehen war davon beim 0:2 in Schalke wenig. Es war ein schwarzer Samstag: Als der erste Titel der Saison vergeben wurde, saßen die Bayern im Bus, im Schneetreiben auf den Weg zur Veltins-Arena. Da stand Borussia Dortmund bereits uneinholbar als Herbstmeister fest.
Gut, jetzt kann man sagen: Diesen Titel konnten die Bayern eh nicht verteidigen, denn Herbstmeister, heutzutage eher Schneeundeismeister, war 2009 Bayer Leverkusen. Die Crux an der G'schicht: Damals hatte Bayern nur zwei Punkte Rückstand zum Gipfel, heute (das Spiel der Dortmunder in Nürnberg war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht angepfiffen, d.Red) sind es satte 14.
Und somit erging am Samstagabend nach dem 0:2 bei Schalke der Beschluss: Es ist Zeit, Lebewohl zu sagen. Ein Abschied auf Zeit. Bis Mai liegt der Meisterteller noch in einer Vitrine an der Säbener Straße, dann heißt es: Servus, Schale, mach’s guad!
„Der Punkteabstand wird nicht kürzer. Es ist unrealistisch“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Doch keine Aufgabe ohne ein neues Ziel. „Man sollte sich auf den zweiten Platz konzentrieren. Dann ist es halt mal passiert, dann wird der FC Bayern mal nicht Meister – damit geht die Welt auch nicht unter. Aber dann bitte einen Platz in der Champions League.“ Bitte? Es ist ein Muss. Im Mai 2012 findet das Champions-League-Finale in der Allianz Arena statt. Undenkbar, dass Bayern in der kommenden Saison eine Etage tiefer durch die Europa League gurkt.
Ab sofort laufen die letzten 19 Liga-Saisonspiele unter der Überschrift Schadensbegrenzung. Platz zwei, mindestens Platz drei (Qualifikationsspiele) ist das neue Ziel. Notgedrungen, aber unter Bayerns Würde. Trainer Louis van Gaal erkannte: „Der Titel ist weit weg, wir müssen uns auf einen Champions League-Platz konzentrieren.“
Immer noch nicht haben es die Bayern geschafft, zwei Liga-Spiele in dieser Saison hintereinander zu gewinnen. Wieder einmal haben sie auf eine – bis auf die Chancenverwertung – meisterliche erste Halbzeit eine desaströse zweite folgen lassen. Die Kampfansagen sind nach wie vor meisterlich-keck: „Ich garantiere, dass wir uns für die Champions League qualifizieren“, sagte Sportchef Christian Nerlinger bei „Sport1“. Moderator Jörg Wontorra hielt mit einer Wette um 1000 Euro für einen guten Zweck dagegen. Er würde im Stadion vor den Fans auf die Knie fallen, daraufhin erhöhte Nerlinger den Einsatz auf 10000 Euro. Mutig, mutig.
Patrick Strasser