Müller macht mobil
„In den nächsten drei, vier Wochen“ will der Bayern-Jungstar Thomas Müller beweisen, dass er schon zum Nationalspieler taugt. Auch wenn es da noch leise Zweifel gibt – etwa bei Kapitän Mark van Bommel.
MÜNCHEN Natürlich gibt es niemanden in München und Umgebung, der Thomas Müller das nicht gönnen würde: ein Länderspiel mit der deutschen Nationalmannschaft. Nicht mit der U21. Mit der hat er gerade in Frankfurt gegen Israel gespielt. Nein, gemeint sind die Großen, die Elf von Joachim Löw, die Helden von Moskau, die Südafrika-Fahrer.
Der Bundestrainer hatte Müller für die Länderspiele am 14. November gegen Chile in Köln und am 18. November gegen Ägypten in Gelsenkirchen ins Gespräch gebracht. Müller sagt dazu in seiner typischen Art: „Ich habe noch keine Einladung auf dem Tisch.“ Will sagen: erst mal abwarten und schön den Ball flach halten.
So hat die Bundesliga den 20-jährigen Weilheimer in den vergangenen Monaten auch kennengelernt: ruhig und bescheiden. Der Begriff „bodenständig“ haftet an ihm wie auf dem Feld seine Torgefahr. Doch wann und wie auch immer Löw sich bei ihm melden wird, Müller ist bereit: „Ich freue mich natürlich über so eine Wertschätzung. Aber das muss ich jetzt erst mal bestätigen in den nächsten drei, vier Wochen, wo es bei uns um viel geht.“
Uns, das ist der FC Bayern. Dessen Bosse werden Müllers Worte gerne hören, wenn sie ihn denn schon für die Nationalmannschaft hergeben müssen. Er wäre dann der 14. Bayern-Profi im aktuellen Kader, der zu Länderspielen abgestellt werden muss.
Vor wenigen Monaten noch in der 3. Liga, nun wohl bald in der Nationalelf, womöglich im nächsten Jahr gar bei der WM? Thomas Müller sagt: „Es geht schon alles ein bisschen schnell. Ich muss mich noch festigen, und es werden sicher auch mal schlechte Spiele kommen. Aber wenn das Angebot kommt, werde ich es nicht ablehnen.“
Mannschaftskollege Mark van Bommel versucht sich derweil an einem Tritt auf die Euphoriebremse: „Es ist sehr schön für Thomas, dass er so im Blickpunkt steht, und wir sind auch sehr stolz auf ihn. Aber man muss aufpassen. Das geht mir ein bisschen zu schnell. Er ist bodenständig und kann das verkraften. Aber für die Nationalmannschaft muss man lange gut spielen. Das fällt mir generell in Deutschland auf. Zum Beispiel bei Özil. Der hat seine Leistungen gerade erst ein halbes Jahr lang bestätigt. Man muss das aber über einen längeren Zeitraum tun.“
Auch im Fußball ticken die Uhren anscheinend immer schneller. Angeblich wollte Löw den jungen Münchner sogar schon zum Russland-Spiel mitnehmen. „Das hat mich schon überrascht“, sagt Müller. Ansonsten dürfte ihn in dieser Sensations-Saison kaum noch etwas überraschen. Sommerurlaub hat er jedenfalls noch nicht gebucht.
Thomas Becker