Meisterfeier auf Steuerzahler-Kosten? Reiter verteidigt FC Bayern – und spricht von "4,5-Milliarden-Effekt“

Audio von Carbonatix
Rund um die traditionelle Meisterfeier des FC Bayern im Mai auf dem Balkon des Rathauses hatte die Münchner Linke gefordert, dass die Kosten für diese Veranstaltung nicht vom Steuerzahler finanziert, sondern vom FC Bayern selbst getragen werden sollten. Jetzt hat sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in der Angelegenheit zu Wort gemeldet. Und wurde dabei deutlich.
"Peinlicher Sicherheitspatzer": Wie gelangte der Bayern-Fan auf den Rathausbalkon?
Die Stadtratsfraktion Die Linke/Die Partei hatte nämlich einen entsprechenden Antrag gestellt und noch eine Anfrage zu einem aus ihrer Sicht "peinlichen Sicherheitspatzer" formuliert – wie die "tz" berichtete, hatte ein Fan des deutschen Rekordmeisters ohne Problem auf den Rathaus-Balkon gelangen können.
Mit Blick auf "diese Sicherheitslücke" verwies Dieter Reiter in der Mitteilung der Stadt auf die Stellungnahme des beauftragten Dienstleisters: "Nach eingehender Untersuchung ist davon auszugehen, dass die Person eine Berechtigung zum Betreten des Rathausbalkons vorweisen konnte. Wie die Person zu dieser Berechtigung gekommen ist, ist nach jetzigem Stand der Ermittlungen nicht mehr nachvollziehbar. Die Darstellung der Person, dass sie einen ungesicherten Eingang benutzt hätte, lässt sich jedoch ausschließen."
Die Vorkommnisse ließen sich trotz Auswertungen von Fotos und trotz Befragung von Zeugen "leider nicht lückenlos" aufklären, so der Oberbürgermeister: "Bei zukünftigen Veranstaltungen wird sowohl die Ausgabe der Akkreditierungen als auch das Mitführen einer ebensolchen noch strenger kontrolliert."
"Weit verbreitete Tradition": Stadt München wird die Kosten der Meisterfeier nicht dem FC Bayern in Rechnung stellen
Dass der FC Bayern die Kosten für die Meisterfeier zukünftig selbst trägt, schließt Reiter kategorisch aus: "Es versteht sich von selbst, dass die Landeshauptstadt München in ihrer Rolle als Gastgeberin die Kosten für diese Feierlichkeiten auch übernimmt. Eine solche Meisterfeier ist auch in anderen Städten mit vergleichbaren Vereinen, die ähnliche Erfolge vorweisen können, eine weit verbreitete Tradition."
Dieter Reiter über Wirtschaft und Fußball: Stadt würdigt "die positiven Effekte" des FC Bayern
Zu der Frage nach dem Nutzen solcher Feierlichkeiten zitierte er aus einer Studie, wonach sich die regional-ökonomischen Effekte des FC Bayern auf insgesamt rund 4,5 Milliarden Euro belaufen: "Eine Zahl, die sich selbst für kritische Geister kaum wegdiskutieren lässt."

Der FC Bayern trage maßgeblich zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei und sorge für zahlreiche Arbeitsplätze sowie eine erhöhte Attraktivität der Stadt München als Sport- und Veranstaltungsstandort: "Daher ist es nur recht und billig, die Erfolge des Vereins angemessen und nicht nur still und heimlich zu feiern und die positiven Effekte, die er auf unsere Stadt hat, zu würdigen."
Reiter fragt die Linke zur Meisterfeier: "Wie lassen sich Ablehnung und Präsenz miteinander vereinbaren?"
In diesem Zusammenhang konnte sich Dieter Reiter einen Seitenhieb in Richtung Die Linke/Die Partie nicht verkneifen: "Dass dabei einzelne Mitglieder Ihrer Fraktion trotz grundsätzlicher Kritik an der Veranstaltung durchaus bereit waren, am Empfang teilzunehmen, sei hier nur am Rande erwähnt – auch wenn sich einem dabei die Frage aufdrängt, wie sich Ablehnung und Präsenz miteinander vereinbaren lassen."
Linke-Fraktionsvorsitzender Stefan Jagel: "Der Oberbürgermeister hantiert mit völlig realitätsfernen Zahlen"
Die Retourkutsche der Fraktion war ebenso deutlich. "Wir lehnen ja nicht ab, dass die Meisterfeier im Rathaus stattfindet, sondern wir kritisieren, dass sie die Stadt mindestens eine halbe Million Euro kostet", sagte der Fraktionsvorsitzende Stefan Jagel der AZ.

Und er ergänzte: "Dass mit Marie Burneleit ein Mitglied der Fraktion mit ihren Kindern auf die Feier geht, widerspricht dem in keinster Weise. Der Oberbürgermeister hantiert mit völlig realitätsfernen Zahlen aus einer Studie, die der FC Bayern selbst in Auftrag gegeben hat. Diese Zahlen teilen wir nicht."
Es sei wichtig, dass die Stadt "die Erfolge unserer Sportteams gebührend" feiere, erst recht, wenn sie "so großen volkswirtschaftlichen Nutzen" bringen, findet Dieter Reiter. In Richtung der Antragsteller meinte der OB: "Vielleicht regt gerade diese Erfahrung dazu an, das Ganze in einem etwas anderen Licht zu sehen: Wir sollten uns stets daran erinnern, dass der Sport eine Gemeinschaft verbindet und Erfolge Anlass zur Freude sind – insbesondere in einer Stadt, die stolz auf ihre Sportlerinnen und Sportler ist."
- Themen:
- Die Linke
- Dieter Reiter
- FC Bayern München