"Meine Vorbilder? Lucio und Ze Roberto!"

Hier spricht Bayerns Brasilianer Luiz Gustavo über seine Landsleute, Barca, Gott und Lederhosen.
von  Florian Bogner
Luiz Gustavo (Mitte) spielt seit Januar 2011 für den FC Bayern.
Luiz Gustavo (Mitte) spielt seit Januar 2011 für den FC Bayern. © dapd

AZ: Herr Gustavo, wenn Länderspiele anstehen, wird’s bei Bayern in der Kabine ziemlich einsam, oder?

LUIZ GUSTAVO: Ja, fast alles war die letzten Tage leer. Aber wir, die hier geblieben sind, mussten unseren Job trotzdem gut machen. Denn je weniger da sind, desto genauer schaut der Trainer hin.

Ihr Spitzname ist Guga, wie bei Gustavo Kürten, dem ehemaligen Profi-Tennisspieler.

So nennt man mich in Brasilien, ja. Meine Vorbilder sind aber andere: Lucio und Ze Roberto, beides großartige Profis – mit einer großen Geschichte beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft.

Vor ein paar Monaten soll der FC Barcelona bei Ihnen angeklopft haben.

Ich hab’s gelesen, ja. Wenn der vielleicht beste Klub der Welt an einem interessiert ist, macht das jeden glücklich. Aber ich fühle mich hier von Monat zu Monat heimischer – und Bayern ist auch ein unglaublicher Klub. Barcelona hat ja dann Alex Song verpflichtet – Luiz ist noch hier und das ist auch gut so. (lacht)

Wie gefällt Ihnen die Wiesn?

Ich trinke zwar kein Alkohol, aber es ist immer wieder sehr lustig. Ich habe das Gefühl, die Lederhosn passt mir von Jahr zu Jahr besser. Vielleicht hole ich mir nächstes Jahr eine neue.

In München sagt man, eine Lederhosn ist erst eingetragen, wenn sie speckig glänzt.

Ja? Sagt man das? Gut zu wissen. Dann behalte ich vielleicht doch die alte.

Dafür, dass Sie erst seit 2008 in Deutschland spielen, sprechen Sie sehr gut Deutsch.

Das war mir von Anfang an wichtig – denn nur so kann man die Mentalität der Leute besser verstehen. Dass ich mich mit jedem verständigen und immer ausdrücken kann, was ich will, macht mich auch als Fußballer besser.

Für Sie folgt jetzt eine nicht so schöne Jahreszeit.

Das stimmt - jetzt kommen wieder ein paar Monate, die ich nicht so gerne habe. Nach fünf Jahren in Deutschland wird’s zwar nicht besser, aber ich kann mich besser darauf einstellen.

Haben Sie sich geärgert, dass Sie zuletzt gegen ihren Ex-Klub Hoffenheim nicht von Beginn an ran durften?

Geärgert nicht, nein. Aber niemand will auf der Bank sitzen, das ist klar. Ich muss die Entscheidung des Trainers akzeptieren.

Auf Twitter schrieben Sie neulich, dass Sie für ihren verunglückten Ex-Kollegen Boris Vukcevic von 1899 Hoffenheim beten würden.

Ich schicke ihm positive Gedanken und hoffe, dass er schnell wieder gesund wird. Ich hoffe, dass er in ein paar Tagen wieder aufwachen wird.

Wie wichtig ist Ihnen ihr Glaube?

Sehr wichtig. Ich bedanke mich jeden Tag bei Gott, dass ich gesund bin und einen tollen Job habe. Viele Menschen träumen schließlich davon, Fußballprofi zu sein. Ich versuche, immer den richtigen Weg einzuschlagen, keine Probleme zu bekommen und den Kopf frei zu haben.

Der Fokus bei Bayern liegt diese Saison klar auf der Meisterschaft.

Nein, wir wollen alle Titel – Meisterschaft, Pokal und Champions League! Wir sind auf einem guten Weg, jeder hat die Ziele vor Augen. Der Weg ist aber noch weit.

Das Champions-League-Finale hatten Sie gelbgesperrt verpasst.

Das war ein wirklich trauriger Tag. Nicht nur für mich, für uns alle. Aber so ist das Leben - es war ein enttäuschender Moment, aber man muss das vergessen und auf eine neue Chance warten.

Als Lieblingsessen haben Sie im Bayern-Jahrbuch Reis mit Bohnen und Spiegelei angegeben. Schwingen Sie selbst manchmal den Kochlöffel?

Klar mache ich mir das manchmal, wenn ich Lust drauf habe. Im Urlaub in Brasilien schmeckt’s aber besser!

Für Brasilien haben Sie erst zwei Länderspiele absolviert. Mag der Trainer Sie nicht?

In Brasilien gibt es einfach unvorstellbar viele gute Fußballer. Heute hast du einen, morgen schon zwei, übermorgen drei gute Spieler – für jede Position! Wenn der Anruf kommt, dann kommt er, wenn nicht: Was soll ich machen?

Der Traum von der WM im eigenen Land ist aber noch nicht ausgeträumt.

Nein, nie! Der ist da, muss da sein. Es wäre schön, wenn es wenigstens einer von uns drei – Dante, Rafinha oder ich – zur WM schaffen würden. Wichtig ist doch: Wenn wir bei Bayern einen guten Job machen, ist alles möglich.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.