Medienschelte von Hoeneß: "Nur noch jeder Furz zählt"

Wirtz? Sané? Und was war da eigentlich mit Ibiza? Bayern-Patron Uli Hoeneß rechnet mit der Presse ab.
Patrick Strasser |
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Uli Hoeneß äußert sich kritisch zu den Medien und lobt Vincent Kompanys Umgang mit der Presse.
Uli Hoeneß äußert sich kritisch zu den Medien und lobt Vincent Kompanys Umgang mit der Presse. © Felix Hörhager

Er habe nach dem letzten Spieltag auf die Tabelle geschaut und gerechnet, sagte Uli Hoeneß mit ruhiger Stimme. Der Abstand des Wieder-Meisters zur Konkurrenz macht für den Ehrenpräsidenten die Musik. "Leverkusen 13 Punkte, Dortmund 25 Punkte." Das sei "eine unglaubliche Distanz zum Zweiten und Dritten. Wenn mir das einer vor der Saison gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt."

Doch die Nebengeräusche der hübsch anzuhörenden Musik seiner Kapelle, sprich seiner Mannschaft und des Trainerteams, die stören Hoeneß wie sonst nur Fluglärm oder Zahnarzt-Instrumente.

FC Bayern München: Die Medienschelte von Uli Hoeneß

Das Aber folgte als Hoeneß eine kleine Reporterrunde, die sich am roten Teppich vor dem Zenith versammelt hatte, um die feiernden Meister zu interviewen, belehrte. "Wenn man aber die Medien der letzten Wochen oder überhaupt über das ganze Jahr verfolgt hat, hat man immer das Gefühl gehabt, Bayern spielt eine ganz schwache Saison, wir sind im Abstiegskampf. So souverän haben wir selten eine Meisterschaft gewonnen wie dieses Jahr."

Es folgte ein charmanter Versuch des Hoeneß-erfahrenen Kollegen von Sky dem 73-Jährigen eine Brücke zu bauen. "Waren Sie auch mal auf Ibiza, bevor die Saison zu Ende ist und haben dann 4:0 gewonnen?" 14 Spieler waren von Sonntag bis Dienstag auf der Balearen-Insel, um die Meisterschaft zu feiern. In Hoffenheim wirkten die Feierbayern (Aperol-)spritzig. Man hatte eher den Eindruck, die vor dem Spieltag abstiegsgefährdeten Gastgeber hätten zu viel Party gemacht.

Uli Hoeneß über die Ibiza-Reise der Spieler

Hoeneß nahm die andere Ausfahrt der Brücke und setzte zur kollektiven Medienschelte an: "Das sind so Dinge, die typisch sind, für den Zustand unserer Medien. Dass Sie so einen Schwachsinn wie diese Reise so wichtig nehmen. Es geht gar nicht mehr um Fußball, es geht nur um jeden Furz links und rechts daneben - und da müsst ihr euch mal hinterfragen, ob das noch das ist, was die Zuschauer hören, sehen und lesen wollen." 

Auch beim Thema Leroy Sané war Hoeneß mit der Berichterstattung der Medien nicht zufrieden.
Auch beim Thema Leroy Sané war Hoeneß mit der Berichterstattung der Medien nicht zufrieden. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Nun ja, die Reise nach Ibiza war die Idee der Spieler – und deren Job ist nun mal gläsern und erntet öffentliches Echo, anders als der Beruf der meisten Menschen. Das gehört zum Entertainment-Charakter der Fußball-Branche. Ohne Ballyhoo keine Aufmerksamkeit. Ohne Aufmerksamkeit kein Zaster.

Spielerschutz und Spekulationen rund um den FC Bayern

Das Motiv von Hoeneß ist es, seine Spieler in Schutz zu nehmen – so lange sie rennen und kämpfen. Und natürlich gewinnen, gewinnen, gewinnen. Musterschüler dürfen auch mal länger im Freibad bleiben. Als es dann um Leroy Sanés Hängepartie im Poker um einen neuen Vertrag ging, raunte Hoeneß: "Warum macht ihr immer so Spekulationen?"

Hoeneß' Wunschspieler: Wohin führt der Weg von Leverkusen-Star Florian Wirtz?
Hoeneß' Wunschspieler: Wohin führt der Weg von Leverkusen-Star Florian Wirtz? © Rolf Vennenbernd/dpa

Beim Thema seines Wunschspielers Florian Wirtz, auch hier droht ein längerer Schwebezustand, obwohl laut AZ-Infos der Wechsel zum FC Bayern nur noch eine Frage der Zeit ist, meinte der Vereinspatron angesäuert: "Was soll ich Ihnen jetzt sagen? Ihr habt doch wochenlang schönen Mist geschrieben. 'Er geht zu Manchester City‘, dabei war er in Liverpool. Wir versorgen euch irgendwann mit Fakten und nicht mit weiteren Spekulationen. Dafür seid ihr verantwortlich." Na also.

Lob für Meistertrainer Vincent Kompany

Abseits aller Nebengeräusche, den Fürzen und Spekulationen, hatte Hoeneß noch ein Lob für Meistertrainer Vincent Kompany nach dessen Premieren-Saison übrig: "Er hat einen überragenden Job gemacht. Was ihn besonders auszeichnet, ist seine Ruhe, seine Intelligenz, wie er mit den Medien umgeht: Er lässt sich nicht provozieren." Guter Mann.

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5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bongo am 19.05.2025 14:39 Uhr / Bewertung:

    Hoeneß sollte sich selber auch hinterfragen, „ob das, was er von sich gibt, die Zuschauer noch hören, sehen und lesen wollen“.

  • rotweiss am 19.05.2025 18:05 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Uli hat richtig geantwortet !

  • Play Fair am 21.05.2025 08:27 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    du glaubst also, man solle seine meinung nicht sagen, wenn man nicht davon überzeugt ist, dass auch wirklich alle diese meinung hören wollen?
    das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen.

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