Max Eberl: Wird er jetzt der neue Hoeneß beim FC Bayern?

München – Ende September wurde Max Eberl bei RB Leipzig entlassen, weil er es verpasste, sich klar zum Verein und dem Projekt zu bekennen.
Seitdem waberte der Name unaufhörlich durch München. Am Montag tagte der Aufsichtsrat. "Sky" und "Bild" berichten übereinstimmend von einer klaren Tendenz pro Eberl. Bis spätestens Februar soll der Ex-Sportchef von Borussia Mönchengladbach und RB an der Säbener Straße aufschlagen.
Wird Eberl für den FC Bayern zum Schnäppchen-Sportvorstand?
Eberl selbst soll an keine anderen Angebote in Betracht ziehen und bereit für den FC Bayern sein. Für eine Abfindung von lediglich fünf Millionen Euro könne der 50-Jährige endgültig wechseln. Angesichts der Tatsache, dass der Rekordmeister auf der Mitgliederversammlung am Sonntag einen neuen Umsatzrekord von 882 Millionen Euro präsentierte, dürfte die Verpflichtung daran nicht scheitern.
Nach getaner Arbeit ließ der Aufsichtsrat des FC Bayern in der Erlebniswelt an der Weinstraße den Abend ausklingen. Das gesamte Gremium war zum Abendessen bei "DO & CO", dem Caterer der Allianz Arena eingeladen, unter anderem Uli Hoeneß, Präsident Herbert Hainer, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, sein Vor-, Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge - und sogar Christoph Freund und Thomas Tuchel, die eigentlich gar nicht zum Aufsichtsrat gehören.
Gerade das zeigt, wie eng der Verein aktuell zusammensteht. Sowohl Hainer als auch Dreesen stellten sich bei der Kritik von Thomas Tuchel an den Sky-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann hinter ihren Cheftrainer. Seine Attacke erinnerte an beste Hoeneß-Zeiten. Zumindest rhetorisch scheint der Rekordmeister einen Nachfolger gefunden zu haben. Sportlich gestaltete sich die Suche etwas schwieriger.
Salihamidzics Jugendstil reicht nicht, um zur langfristigen Lösung zu werden
Hasan Salihamidzic stellte den Verein, mit den Verpflichtungen von Jamal Musiala, Alphonso Davies oder Mathys Tel zwar bestens für die Zukunft auf.

Dennoch war nicht alles so perfekt, wie es schien. Die Brazzo-Ära war vor allem auch durch Diskussionen geprägt. Am bemerkenswertesten der Krach mit Hansi Flick, der zu dessen Rücktritt führte. Da auch Transfers und Vertragsverlängerungen erstaunlich öffentlich behandelt wurden und sich die Langzeitlösung Nagelsmann eben nicht als solche erwies, zog der Vorstand im Zuge der jüngsten Meisterfeierlichkeiten Ende Mai den Schlussstrich.
Max Eberl wird zu Bayerns doppeltem Angstgegner
Hoeneß' erster Versuch, sein jüngeres Ebenbild zu formen, konnte damit zu den Akten. Über den Sommer mussten Rummenigge und er im kurzfristig berufenen Transferausschuss nochmal in die erste Reihe.
Allerdings hat der Bayern-Patron noch einen zweiten Plan – und der heißt Max Eberl. Bereits seit den frühen Gladbacher Jahren ist der aktuelle Wahl-Münchner im Visier des FC Bayern. Eberl führte die Borussia mit geringsten Mitteln aus dem Abstiegskampf bis in die Champions League und ließ, wenn auch nicht in der Tabelle, doch zumindest auf dem Platz die Rivalität der Siebzigerjahre wieder aufleben: Gladbach wurde zu Bayerns Angstgegner. Für Titel reichte es bei der Borussia allerdings nicht. Platz drei 2014/15 war das Maximum in der Bundesliga. Im DFB-Pokal reichte es 2011/12 (2:4 i. E. gegen den FC Bayern, 0:0) und 2016/17 (7:8 n. E. gegen Eintracht Frankfurt, 1:1) jeweils fürs Halbfinale.
Mit RB Leipzig bekam Eberl seine "Revanche" an der Eintracht und gewann vergangene Saison den DFB-Pokal (2:0 im Finale). Dank des Dreierpacks von Dani Olmo in der Allianz Arena gab es auch noch den DFL-Supercup. Vier Spiele am Stück blieb RB zudem noch nie gegen den Rekordmeister ungeschlagen. Mit den geschickten Transfers von Lois Openda, Xavi Simons oder Castello Lukeba sorgte Eberl auch bei RB Leipzig dafür, dass zumindest kurzfristig niemand mehr von Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai oder Josko Gvardiol redet. Der ideale Beweis, dass Eberl in der Lage ist, seine Fähigkeiten aus Gladbach-Zeiten auch eine Etage höher anzuwenden.
"50 Hornochsen": Max Eberl kann auch die "Abteilung Attacke"
Wenn es sein muss, kann Eberl genauso emotional sein wie Hoeneß und stellt den Verein an erste Stelle – auch, wenn er sich dafür mit den eigenen Fans anlegen muss. "Wir haben Werte, sind gegen Rassismus und Ausgrenzung – und dann halten 50 Hornochsen ein solches Plakat hoch. Dafür schäme ich mich", lederte der damalige Gladbach-Manager im Februar 2020, nachdem aus der Nordkurve Banner gegen Dietmar Hopp auftauchten.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Emotionalität war Eberl bereits 2017 Thema, als es darum ging, einen langfristigen Nachfolger für Matthias Sammer zu finden. Hoeneß dementierte Gespräche anfänglich, gab bei der Vorstellung von Salihamidzic als Sportdirektor aber doch offen zu: "Es sind viele Namen herumgegeistert. Effektiv waren es zwei. Das waren die Einzigen, mit denen wir uns wirklich beschäftigt haben. Und ich meine, im Kreis von Eberl und Lahm kann man sich ja auch ganz gut wohlfühlen."
Probleme zwischen Freund und Eberl werden nicht erwartet
Mehr als 30 Jahre später soll Eberl die Zukunft des Vereins mitgestalten. Probleme mit Sportdirektor Freund werden aufseiten der Münchner nicht erwartet. Der 46-Jährige Österreicher soll bis hierhin äußerst bescheiden und lernwillig gewirkt sowie einen guten Eindruck in Gesprächen mit Beratern hinterlassen haben.

Besonders in diesem Punkt wolle der Rekordmeister von Eberls Erfahrung profitieren, heißt es. Nicht zuletzt, da es gilt, in den nächsten Monaten mit einer ganzen Reihe von Schlüsselspielern zu verlängern - angefangen bei Manuel Neuer und Thomas Müller (Vertrag bis 2024), über Joshua Kimmich, Leroy Sané sowie Alphonso Davies (bis 2025) bis hin zu Jamal Musiala (bis 2026). Den ersten Schritt gab es bereits in den vergangenen Tagen. Thomas Müller wollte eine Verlängerung nach dem 4:2 gegen Heidenheim nicht dementieren. Bei der Mitgliederversammlung bekam zudem Sven Ulreich den meisten Applaus. "Ich hoffe, er hört das hier. Dann fällt ihm vielleicht auch die Unterschrift unter den neuen Vertrag mit dem Christoph Freund leichter", flachste Vorstandschef Jan-Christian Dreesen.
Mit Freund und Eberl hätte der FC Bayern ein äußerst vielversprechendes Duo für die langfristige Nachfolge von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gefunden.