Louis van Ratlos
Neue Ideen? Neue Taktik? - Bayerns Coach Louis van Gaal sagt vor dem Spiel in Hannover: „Ich mache immer dasselbe.”
München - „Ich bin überzeugt, dass es auch nach dem Spiel in keinster Weise eine Trainerdiskussion geben wird.” Ein beruhigender Satz für Louis van Gaal – wenn ihn ein Verantwortlicher des FC Bayern gesagt hätte. Es war aber Mirko Slomka, Trainer von Hannover 96, bei dem der Rekordmeister antritt (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de), um auf Platz drei vorzurücken. Der zu Hause schon acht Mal siegreiche Slomka meinte dazu: „Man hat selten die Gelegenheit, sie in einer Situation zu erwischen, wo sie so viel Unruhe haben, wie ein angeschlagener Boxer.” Van Gaal ist aber nicht nur angeschlagen, sondern auch ratlos.
Was sich beim „vielleicht wichtigsten Spiel der Saison” (Philipp Lahm) nach den Debakeln gegen Dortmund und Schalke ändern muss, diese Frage stellt sich quasi von allein. Van Gaal antwortet: „Ich mache immer dasselbe. Und ich habe viel Energie das zu machen.” Auch nach Siegen führe er Gespräche, um das Team zu verbessern, so van Gaal, „die Nachbesprechung hängt davon ab, wie wir gespielt haben”. Diesmal habe ein anderer Ton geherrscht als nach dem 1:3 gegen Dortmund. Genauer wollte er nicht werden.
Eine gewisse Unentschlossenheit ist auch den Aufstellungen der vergangenen Wochen und Monate zu entnehmen. Weder gibt es einen etatmäßigen Linksverteidiger (mal Pranjic, mal Gustavo, davor Contento) noch eine eingespielte Innenverteidigung (Mittelfeldmann Tymoshchuk gibt den Notnagel, Breno durfte mal, dann wieder nicht, dann wieder doch, Badstuber musste zuletzt raus, und sogar der fast vergessene van Buyten durfte wieder mitmachen. Auch im defensiven Mittelfeld, wo diesmal der gelbgesperrte Bastian Schweinsteiger fehlt, hat van Gaal schon zahllose Duos ausprobiert.
"Müller ist der effektivste Spieler. Und dann Gomez”
Am Schwersten wiegt aber, dass der Konzept-Coach keinen kreativen Plan B hat für den zum wiederholten Mal eingetretenen Fall, dass die Flügelzange Ribéry/Robben gedoppelt wird. Van Gaal sagt: „Wir haben auch andere Spieler, die das machen können. Müller ist der effektivste Spieler. Und dann Gomez.” Der Output dieser beiden in den vergangenen zwei Spielen: eher übersichtlich.
Wie der Erfolg gegen Hannover zustande kommt, ist dem Offensiv-Freund mittlerweile egal. „Es zählt alleine das Resultat”, sagte van Gaal, nachdem Bundestrainer Joachim Löw festgestellt hatte: „Die Bayern sind zum Siegen verdammt. Sie müssen dominieren.” Van Gaal sagt: „Wenn wir gewinnen, sind wir Dritter. Dann sieht die Welt wieder anders aus.” Er weiß aber, was passiert, wenn er nicht gewinnt: akute Job-Gefahr.
„Ich weiß, wie das geht in einem Spitzen-Klub. Ich kann damit umgehen”, meinte der 59-Jährige, „ich finde das auch normal, dass das passiert.” Bei einer Entlassung habe er „mehr Mitleid mit den Stab-Mitgliedern. Ich bin ja schon am Ende meiner Karriere.” Aufbruch klingt anders, und irgendwie scheint sich Louis van Gaal zumindest schon mal Gedanken gemacht zu haben über einen FC Bayern ohne ihn: „Ich bin nicht so oft entlassen worden. Und: Wer soll van Gaal nachfolgen? Das ist auch eine schwierige Frage.” Schwierig schon, aber da lässt sich eine Antwort finden.