Leiden & Louis: Ribérys Spaßbremsen-Alarm

Der Stürmer des FC Bayern fällt weiter verletzt aus – und schiebt Frust. Er rechnet mit seinem früheren Coach ab. „Der Trainer van Gaal war ein schlechter Mensch!“
München - Franck Ribéry, dieser ewige Filou, ist ein echtes, ein ewiges Spielkind. Sein liebstes Spielgerät, mit dem er eine so innige Beziehung pflegt, ist nunmal der Fußball. Wenn er den nicht auf seine unnachahmliche Art bespielen, mit den Füßen streicheln, ja, fast liebkosen kann, ist das ein Tranquilizer, ein Stimmungstöter für den Franzosen, dann ist ihm auch ganz schnell die sonst so ansteckend gute Laune verhagelt. So wie jetzt. Denn Ribéry, der am Dienstag 32 wurde, ist bereits seit gut vier Wochen dazu verdammt, die Rolle des Passiv-Fußballers einzunehmen.
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Sein rechts Sprunggelenk spielt nicht mit. Seit vier Wochen! Dabei hieß es, als er sich die Blessur bei der 7:0-Gala der Bayern in der Champions League gegen Schachtjor Donezk zugezogen hatte, dass er nur ein paar Tage würde aussetzen müssen. Doch auch im Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen ist für Ribéry an eine aktive Teilnahme nicht zu denken.
„Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert, wann ich wieder ganz fit bin“, sagte Ribéry, „ich weiß auch nicht, ob ich gegen Porto spielen kann.“ Die Viertelfinal-Spiele in der Champions League stehen am kommenden Mittwoch und sechs Tage später an. Kürzlich sagte er, dass er „zu früh angefangen“ habe, dass so die Verletzung wieder aufgebrochen sei. Sichtlich genervt bezeichnete er die Angelegenheit als „Katastrophe“.
Eine, die nicht nur ihm, sondern auch Trainer Pep Guardiola auf die Nerven geht. Auf Ribéry angesprochen, sagte er zu „Bild“: „Fragen Sie die Ärzte. Ich weiß nicht, wann er zurückkommt.“ So steckt Ribéry im Stimmungstief. Wie jedes Spielkind, dem man seinen liebsten Zeitvertreib abgenommen hat, brütet Franck-Filou in düsteren Gedanken. Da kommt Ribéry automatisch ein Name in den Kopf: Louis van Gaal. Der Niederländer, der „Tod-oder-Gladiolen“-General, der so ein konträres Spielverständnis zu Ribéry hat, der kategorisch keine anderen Helden, geschweige denn Kick-Götter, neben sich duldet, der Bayern von 2009 bis 2011 trainierte, bis er es sich mit seiner selbstherrlichen Sonnenkönig-Attitüde mit nahezu allen im Verein verscherzt hatte.
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Van Gaal und Ribéry, das war wie Teufel und Weihwasser, wie Hermann Glööckler und Natürlichkeit, wie Micaela Schäfer und Textilien, wie Helene Fischer und E-Musik. Und so trat Ribéry nun wenig filigran gegen den Mann nach, der ihm drei Jahre den Spaß am Fußball genommen hatte. „Auf dem Platz machte er wirklich gute Sachen. Nur der Trainer van Gaal war ein schlechter Mensch. Unsere Beziehung war total zerrüttet“, sagte Ribéry bei „Goal.com“: „Van Gaal und ich kamen nicht miteinander klar. Er meinte, Namen seien scheißegal, Stars nicht notwendig und alle müssten sich neu beweisen. Als Profi verlierst du da das Vertrauen.“
Ribérys Leidenszeit unter dem Louis XIV. des Fußballs war so offensichtlich, dass die Top-Klubs den Franzosen in ihr Reich des Fußball-Spaßes lockten. Real Madrid, FC Barcelona, Juventus, Chelsea. Sie alle wollten Ribéry. „Da fängt man schon zu überlegen an.“ Doch der damalige Bayern-Boss Uli Hoeneß wehrte alle Avancen ab, kümmerte sich um den sensiblen Franck – und setzte van Gaal vor die Türe. Die Wiedergeburt des Freudenfußballers Ribéry. Doch sein malader Körper ist jetzt die Spaßbremse. Wie lange noch?