Lahms Wunsch: Mehr Spannung, bitte!

Bayern-Kapitän Philipp Lahm wünscht sich ein knappes Saison-Finale: „Wir werden sehen, wer mit uns bis zum Schluss mithält.“
von  Patrick Strasser
Wünscht sich mehr Spannung in der Liga: Philipp Lahm
Wünscht sich mehr Spannung in der Liga: Philipp Lahm © dpa

Bayern-Kapitän Philipp Lahm wünscht sich ein knappes Saison-Finale: „Wir werden sehen, wer mit uns bis zum Schluss mithält.“ Er plädiert für Manuel Neuer als Stellvertreter: „Das wäre logisch.“

Shanghai - Es wurde richtig spät bei der Party „Audi-Night“ am Montagabend im edlen Restaurant und Klub „Le Rouge“, direkt an der Flaniermeile „The Bund“ in Shanghai. Einige hielten bis vier Uhr, ja fünf Uhr durch. Und wer ein Unternehmen leitet, muss vorangehen und Durchhaltevermögen zeigen.

Nein, es ist nicht von Philipp Lahm die Rede, dem Kapitän. Er musste um 21 Uhr in den Bus. Abfahrt mit den Kollegen ins Mannschaftshotel. Klar, es war der Abend vor dem 1:0-Testspiel-Sieg gegen Inter Mailand. Da kannte Trainer Pep Guardiola kein Pardon.

„Es war sehr schön und entspannt. Wir hatten einen Super-Ausblick auf die Skyline“ sagte Lahm am Dienstagmittag, „es wäre schöner gewesen, wir hätten einen längeren Abend zu einem anderen Zeitpunkt gehabt.“ Profi sein, heißt verzichten. Und mit der Aufgabe wachsen. Daher ist es für den Kapitän völlig klar, dass Manuel Neuer nach dem Abschied von Bastian Schweinsteiger sein neuer Stellvertreter wird: „Manu war dritter Kapitän. Es wäre normal und logisch, wenn er jetzt nachrückt und dann zweiter Kapitän wird.“ Alles easy aus Lahms Sicht. Obwohl er den „bayerischen Bua“ Schweinsteiger vermisst, meint der 31-Jährige, dass sich die Bayern-Spielweise durch dessen Fehlen nicht verändern werde. „Wir haben unsere Spielweise. Die wird nicht auf eine einzelne Person abgestimmt.“ Klare Ansage, ganz im Sinne des Trainers.

Doch der Kapitän hat auch Wünsche. Und zwar an die Hauptkonkurrenten in der Liga im Kampf um die Meisterschaft. Aus seiner Sicht sind das: „Wolfsburg natürlich, Gladbach macht einen stabilen Eindruck. Leverkusen auch. Es ist wie jedes Jahr: Wir wollen Meister werden und werden sehen, wer mit uns bis zum Schluss mithalten kann.“ Er machte eine Pause, lachte verschmitzt und wartete ab, ob die Reporter die kleine Spitzfindigkeit ausmachen konnten. Denn der letzte Satz lautete übersetzt auch: Wir werden Meister. Nur wann? Und: Wer wird Zweiter?

Drei Mal hintereinander wurde Bayern nun Meister – wie in den 70er- (1972-74) und 80er-Jahren (1985-87) sowie über die Jahrtausendwende (1999 bis 2001). Folgt nun Titel Nummer vier in Serie? Droht der Liga Langeweile oder zumindest kein wirklicher Spannungsbogen? „Wenn mir jemand garantieren würde, dass wir erst am letzten Spieltag Meister werden, würde ich das annehmen“, verriet Lahm. Stimmt. So einen richtigen Last-Minute-Titel am 34. Spieltag hat der Münchner noch nicht mitgemacht wie 2000 (Stichworte: Leverkusen, Unterhaching! Ballack!) und 2001 (Stichworte: Schalke, Markus Merk! Andersson!).
Sehnsucht nach Spannung. Obwohl: „Aber so wie zuletzt ist es natürlich viel entspannter, wenn du mit genügend Punkten Vorsprung in die letzten Spiele gehst“, meinte Lahm. Klar, man kann sich auf die Champions-League-Spieltage konzentrieren. Was aber nur 2013 unter Jupp Heynckes funktionierte. In den vergangenen zwei Spielzeiten fehlte ab März, April der rechte Pep. Unter Trainer Guardiola scheiterte man jeweils im Halbfinale der Königsklasse. Körper und Geist waren offenbar nicht mehr zu hundert Prozent bei der Sache. Vielleicht läuft es ja besser, wenn man auch in der Bundesliga bis zum Schluss gefordert wird.

Aber absichtlich im Herbst schludern, ein paar Punkte lassen? Ist nicht mit Pep. Mit Kapitän Lahm schon gar nicht. Denn der macht neuerdings sogar den Robben. Siehe die zwei Torvorlagen beim 4:1 gegen Valencia, als er einen sehr ordentlichen Rechtsaußen gab: „Arjen muss sich jetzt bald warm anziehen“, sagte er und lachte, „wenn ich dann auch noch mit links abziehe, dann schlackert er daheim in München mit den Ohren.“

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